Kaum hatte Abd el Asls angefangen, einige Kühe zu gemessen,
.als der Stamm der Kondongö, seine bergigen Wohnsitze
verlassend, gegen ihn zu Felde rückte; aber sie wurden
in einer Schlacht in der Nähe eines Ortes Namens Bürtai
gleichfalls geschlagen und beinahe vernichtet. Abd el Asls,
den mir meine Freunde als einen Mann von ausgezeichneten
Eigenschaften und grossem Verstände schilderten, starb gleichfalls
nach einer Regierung von Jahren an den Pocken,
worauf dann sein junger Sohn Adam, der damals noch im
Knabenalter stand, auf den Thron gesetzt, aber nach wenig
mehr als einem Jahre wieder entthront und in ehrenvolle Gefangenschaft
nach För oder Dar-För geschleppt wurde.
Die Umstände, welche diese Revolution herbeiführten, waren
folgender Art: Mohammed Ssäleh, ohne triftigen Grand
,,e’ Scherlf” genannt, der Wädäi schon lange zuvor heimlich
betreten hatte, dem es aber nicht möglich gewesen war,
einen Anhang zu gewinnen, hinlänglich stark, um ihn in den
Stand zu setzen, seine Ansprüche auf die Nachfolge als Bruder
Ssabün’s offen gültig zu machen, hatte sich endlich an Mohammed
Fädhl, den König von För, gewendet und diesen Fürsten
durch das Versprechen, dass er ihm alljährlich einen
ansehnlichen Tribut zahlen wolle, dazu vermocht, ihm zu der
Erlangung des Königthumes von Wadai Beistand zu leisten.
Bei dem Elend, in welches das Land damals durch eine ernstliche
Hungersnoth gestürzt war, bedurfte es zur Eroberung
Wädäi’s nur des Beistandes zweier Hauptleute — „ägade”—,
nämlich Abd e’ Ssld’s und Abd el Fat-ha’s, während keiner
der Grossen des Landes einen ernsthaften Widerstand leistete,
mit Ausnahme des Kämkoläk des Stammes der Kodol,
dessen Anstrengungen aber vergeblich waren.
Von Mohammed Ssäleh, der auf diese Weise mit Hilfe
einer fremden Macht im Monat Törn el auel des Jahres der
Hedjra 1250 (im Juli 1834) den Thron bestieg, kann man
wohl sagen, dass er sich um das Beste des Landes bemüht
hat; aber die letzten Jahre seiner Regierung sind sicherlich
unglücklich gewesen, sowohl für ihn selbst, als für seine Un-
terthanen.
Das Erste,- was Mohammed Ssäleh unternahm, um seine
Unterthanen oder vielmehr sich selbst zu bereichern und seine
Herrschaft weiter auszudehnen, war ein Feldzug gegen Karkä
oder Kargha, den aus Inseln und halbversunkenen Wiesen-
und Weidegründen bestehenden Sumpfgau im südöstlichen
Winkel des Tsäd, den ich in meiner Beschreibung von Känem
besprochen habe; und es gelang ihm, von hier eine grosse
Menge Vieh fortzuführen. Vielleicht lag auch ein Grund,
wesshalb er diesen Heereszug unternahm, darin, dass sich eip
anderes Glied der königlichen Familie, nämlich Nur e’ Din,
der durch Yüssuf und Fürba in gerader Linie von Ssäleh
Derret abstammte, in jenen sumpfigen und beinahe unzugänglichen
Gau zurückgezogen hatte, und vermittelst des Einflusses,
den er sich über die benachbarten Stämme zu verschaffen
wusste, leicht in späterer Zeit als Prätendent hätte
auftreten können. Im nächsten Jahre marschirte Mohammed
Ssäleh gegen die Täma, jenen unbesiegbaren und räuberischen
Stamm, der seine Wohnsitze in einer bergigen Landschaft
4 Tagereisen nordöstlich von Wära hat, und bekleidete,
nachdem er sie besiegt und ihren Häuptling getödtet
hatte, einen anderen Mann mit dessen Würde. Aber die
Täma vertrieben den eingesetzten Häuptling, als der König
den Rücken gewandt hatte, so dass der Letztere gezwungen
war, im folgenden Jahre einen zweiten Heereszug
gegen sie zu unternehmen, wo er sie dann noch einmal besiegte
und zwang, einen Mann Namens Ibrahim als ihr Haupt
anzuerkennen.
Hierauf unternahm Mohammed Ssäleh im Jahre 1846 jenen
Zug gegen Bornu, von dem ich in der chronologischen Tabelle
der Geschichte jenes Reiches eine kurze Beschreibung
gegeben habe, da er von Herrn Fresnel sehr falsch dar