bei weitem überlegen waren; aber die Mehrzahl siegte nach
langem Kampfe; drei von den Müssgu schwammen bald
als Leichen auf dem Wasser, der vierte jedoch war unbesiegbar
und die Kanembü, die zwei der Ihrigen verloren hatten,
gaben ihn in der Verzweiflung auf.
Nach diesem schimpflichen Sieg setzten wir unseren Marsch
fort, indem wir uns etwas nördlicher hielten, als auf unserem
Hinwege. Auch diese Gegend hatte denselben fruchtbaren
und überaus anmuthigen Charakter; das Land war dicht
bewohnt und vortrefflich bebaut, auch viel Tabak zeigte
sich. Die Ortschaften hatten denselben Charakter der Wohlhabenheit,
aber Alles ward weit und breit in Brand gesteckt.
Nach solchen Heldenthaten kehrten wir nach unserem
Ngäufate zurück.
Hier ging während der beiden folgenden Tage, ungeachtet
des auf den 4ten Januar fallenden 'Aid el Mulüd, die vorläufige
Theilung der Sklaven ruhig vor sich, nur gestört durch
die kläglichen Scenen, die bei der Menge ganz kleiner Kinder
nicht ausbleiben konnten; viele von diesen armen Geschöpfen
wurden schonungslos aus den Armen ihrer Mütter
losgerissen, um sie nie wieder zu sehn. Erwachsene Männer
waren fast gar nicht darunter. Ich werde später noch einmal
von dem Ausfall der ganzen Beute dieses Heereszuges und
vom Antheile des Heerführers sprechen.
Ein bedeutendes Ereigniss war die Absendung eines Boten
nach Kükaua, für mich doppelt interessant des eigenthümli-
chen Weges halber, auf dem er geschickt werden musste, da
der Weg, auf dem wir gekommen waren, von Seiten der verzweifelten
Eingeborenen jetzt äusserst gefährdet war, wie
denn hier noch kürzlich ein Trupp von mehreren Reitern
und Fussgängern bis auf Einen gänzlich aufgehoben worden
war. Der Bote-, der jetzt gesandt wurde, musste also seinen
Weg über die Ortschaften der Fulbe nehmen, von Demmo
nach Kafta, von hier nach dem Fulbe-Orte Bögo, von wo er
der früher beschriebenen grossen Strasse folgen sollte.
Eine Eskorte von 15 Kanöri und 2 Fulbe oder Felläta ward
dem Boten mitgegeben, da besonders der erste Tagemarsch
sehr gefährlich war.
Es wurde die letzten Tage viel von einem grossen Zuge
gegen die Tüburi gesprochen, den wir mit dem ganzen
Lager thun sollten, und Herr Dr. Overweg und ich freuten
uns herzlich darauf, weil die Felshöhe, die wir schon am
Tage unserer Ankunft in der Ferne gesehn, uns in diesem
ganz flaehen Lande von ausserordentlichem Interesse
schien. Aber ich habe schon oben angegeben, dass die Kanöri
eine gewisse heilige Scheu vor dieser Stätte hatten, und
der wahre Grund war sicher, dass sie mit Recht fürchteten,
die Kerdi würden sich auf die Felshöhe zurückziehen und ihnen,
da sie Wasser in Überfluss in der Nähe hatten, erfolgreichen
Widerstand leisten, obgleich es hiess, dass einst ein einziger
Kaschelia, nämlich 'Ali Fugomämi, bis dahin seinen Raubzug
erstreckt habe. Die Fulbe, denen diese freie Heidengemeinde
ein Dorn im Auge war, bestanden dringend darauf,
der schlaue'Vezier aber behauptete später gegen Herrn Dr.
Overweg und mich, dass er jenen Heereszug aus Politik vermieden
habe, um diese letzte Schranke jenes rastlos sich ausbreitenden
Hirtenvolkes auf dieser Seite nicht mit eigener
Hand niederzureissen. Der Usurpator 'Abd e’ Rahmän drang
im Anfang der Regenzeit 1854 bis in’s Tüburi-Land vor, offenbar
nur aus Ehrgeiz, um sich rühmen zu können, weiter
vorgedrungen zu sein, als sein damals glücklich von ihm besiegter
Nebenbuhler, der Vezier; dadurch ward es Herrn Dr. Vogel
möglich, jenen höchst interessanten Punkt zu bestimmen*),
dem er durch seinen vermeintlichen grossen Binnensee, den
*) In der Ziffer der von ihm heimgesandten Bestimmung ist leider entschieden
ein Fehler, w;esshalb ich dieselbe ganz unberücksichtigt habe lassen
müssen.
. Ba rth ’s Reisen, m. 25