36 II. Kapitel.
denn als ich mein Pferd wieder besteigen wollte, fiel ich
besinnungslos zu Boden, und nach unserem Lager zurück-
gekehrt, hatte ich am Abend einen heftigen Fieberanfall*).
[Sonnabend, 20sien Septemberi] Es war am Tage vorher
beschlossen worden, heute den Fluss zu überschreiten, wozu
wir die Erlauhniss des Stadtherm eingeholt hatten; da jedoch
der Bote des Veziers noch nicht angekommen war, so
wollten wir lieber noch einen Tag warten. Ich fühlte mich
ein wenig wohler und machte eine Skizze der Stadt und
der sie umziehenden Dümpalmen; dann bereitete ich mich,
so gut, wie ich konnte, auf den anstrengenden Marsch vor,
der mir nun in Aussicht stand.
Wir erfuhren heute ein schönes Probestückchen von dem
Charakter der Freibeuter, mit denen wir uns behufs der Zwecke
unseres Unternehmens in Verbindung gesetzt hatten. Die kleine
Tebu-Karawane, welche, wie oben bemerkt, aus Kanem mit der
Nachricht angekommen war, Wädäi habe mit allen den Ueläd
Slimän feindlichen Stämmen ein Bündniss zur Vertilgung
der Letzteren abgeschlossen, hatte erst heute Erlauhniss erhalten,
den Fluss zu überschreiten. Es waren harmlose
Leute, welche einige Lastthiere mit geringem Gut, hauptsächlich
Datteln, beladen hatten; sobald sie aber an’s diesseitige
Ufer herühergekommen waren, hielten unsere Gefährten
Rath, wo die gewaltsamsten Anträge durchdrangen, so
dass die armen Tebu, oder, wie diese Araber sie nennen,
Kreda, überfallen und all ihrer Datteln beraubt wurden.
Die Beute wurde sodann vertheilt und der grösste Theil
derselben war bereits verzehrt oder verschleppt worden,
als ein bejahrter Araber hinzukam, der seinen Genossen
*) Herr Dr. Overweg hat später die Stadt Bòsso besucht, aber weder bezüglich
des Laufes des Flusses, noch bezüglich seiner Einmündung in den Tsäd
irgend etwas weiter bemerkt, als dass der Fluss unterhalb Fätsc eine nördlichere
Richtung einschlägt.
Übergang über den Komädugu. 37
über die Schändlichkeit ihres Verfahrens Vorstellungen machte
und sie überredete, den Rest des Raubes, so weit es möglich
war, wieder zu sammeln und den Eigenthümern zurückzustellen.
Da der Bote des Veziers im Laufe des Abends ankam,
wurde der Übergang über den Fluss auf den folgenden
Tag bestimmt festgesetzt.
[Sonntag, September.] Wir waren zu früher
Stunde in Bewegung, um bei Zeiten über den Fluss zu kommen,
da keine anderen Fahrzeuge zum Übersetzen vorhanden
waren, als zwei je aus drei Jochen Kalabaschen bestehende
Mäkara’s. Die Kameele hatten, da sie im Wasser
am schwersten zu bändigen sind, zuerst überzusetzen und
nach vieler Mühe und mit genauer Noth, was hauptsächlich
Folge von der Unebenheit des Bettes war, da sich das Wasser
am Südufer eine Vertiefung, die gegenwärtig 10 —11
Fuss betrug, ausgegraben hatte, während es in der Mitte
nur 6—7 Fuss tief war — gelangten die des Wassers meist
ungewohnten Thiere alle glücklich auf das Nordufer hinüber,
wo sie sich ungestört an dem Laube der schönen
Mimosen gütlich thun konnten. Die Pferde folgten zunächst,
und zuletzt wir selbst mit dem Gepäcke.
Etwa um 9 Ühr Morgens befand ich mich im Flusse auf
meiner dreibündigen Mäkara und durchschnittf das. Wasser
mit sehr ungleichmässiger Bewegung, je nachdem die beiden
vorn angespannten schwarzen Schwimmer der gebrechlichen
Fähre einen Ruck gaben. Es war ein schöner Tag und die
Flussansicht, belebt von so vielen Thieren und Menschen,
recht interessant; da ich jedoch den ganzen Morgen der
Sonne ausgesetzt gewesen, war ich froh, etwas Schatten zu
finden. Nachdem dann der ganze Zug gelandet und die
Hitze etwas nachgelassen, beluden wir die Kameele und
setzten unseren Marsch fort.
Wir hatten nun fürderhin keinen anderen Schutz zu erwarten,
als den uns unsere eigenen Waffen zu gewähren ver