zu thun gedächte, antwortete ich ihm, ich wollte die Zeit;
welche ich zu warten haben würde, zwischen diesem Orte,
Djogodë imd Klëssem theilen, falls man mich aber gar zu
lange warten liesse, lieber nach Lögone zurückkehren. Man
verwarf meinen Vorschlag und verlangte, dass ich in Mêle
bleiben solle, dessen Einwohner versprochen hätten, mich
mit Reis und Fischen'zu versorgen. Während ich nun dem
Dorfvorsteher ruhig meine Einrede gegen eine solche Anordnung
vorbrachte und erklärte, es sei mir nicht gut möglich;
mich ganz auf diesen Ort zu beschränken, da er nicht hinreichend
mit Lebensmitteln versorgt sei, und verlangte, dass
man mir wenigstens erlauben sollte, die halbe Zeit in dem bei
nachbarten Dorfe Klëssem.. zuzubringen, ii- kamen allmählich
mehr und mehr Leute in das Zelt, worauf man mich plötzlich
ergriff und meine Füsse in Fesseln legte.
Es war vielleicht ein Glück, .dass die Sache so unerwartet
vor sich ging; denn hätte ich ihr Vorhaben vermuthet,' so
würde ich mich vielleicht meiner Waffen bedient haben;
aber überrascht und überwältigt, wie ich war, unterwarf ich
mich geduldig, ohne auch nur ein Wort zu sprechen, dieser
gewaltthätigen Behandlung. Die Leute schleppten nicht nur
meine Waffen, sondern auch mein Gepäck fort, ja sie legten
sogar, was mich am meisten bekümmerte, Hand an das Chronometer,
den Kompass und mein Tagebuch. Sie schlugen alsdann
mein Zelt ah und führten mich unter einen offenen
Schoppen, wo ich von zwei Dienern des Vicestatthalters bewacht
wurde.
Nach diesem empörenden Verfahren musste ich mir auch
noch von einem dieser Halbheiden Moral predigen lassen, indem
er mich ermahnte, mein Geschick mit Geduld zu ertragen
— denn Alles komme von Gott.
Seihst meine Diener waren anfangs gefesselt worden ; da sie
aber einwendeten, dass ich, wenn man sie nicht freigäbe, ohne
alle Bedienung sein würde, nahm man ihnen die Fesseln wieder
ah, und sie hielten sich, getreulich zu mir, um mein Missgeschick
zu lindern. Am Abend bestieg der Sklave des Alifa-
Bä mein Pferd, nahm eine meiner Pistolen mit und ritt fort —f
nach Mäseiia.
Nachdem ich bis zum Abend ruhig an dem mir überwiesenen
Platze verblieben war, befahl ich meinen Dienern,
mein Zelt zurückzuverlangen; zu meiner Freude wurde dieser
Forderung genügt, und ich: verbrachte die folgenden
4 Tage still und in mein Geschick ergeben, obgleich wie ein
Sklave gefesselt, in meinem Zelte. Glücklicherweise hatte ich
die. Beschreibung von Mungo Park’s erster Reise hei mir,
und die Schilderung seiner Leiden unter den Ludamar (üeläd
Ammer) hätte mir nie einen so hohen Genuss gewähren körn
nen, wie in meiner jetzigen Lage, und sein Beispiel verfehlte
nicht, meine Geduld zu stärken.
Während ich mich in diesem Zustande befand, dachte ich
darüber nach, welche Möglichkeit für Europäer vorhanden sei,
diese Länder zu civilisiren, und ich kam zu dem Ergehniss,
dass es zu diesem Behufe unumgänglich nothwendig sein
würde, die günstigste Strecke des Landes zwischen den Flüssen
Kuära, Benue und Kadüna zu kolonisiren und somit
Handelsverkehr und Civilisation nach allen Richtungen im
Inneren des Welttheiles zu verbreiten; ich schrieb daher an
Ort und Stelle' die Worte in mein Tagebuch: „Dies ist das
einzige Mittel, welches dem gewünschten Zwecke entspricht;
alles Übrige ist vergeblich.”
Am Abend des 23st™ April — ich lag noch immer gefesselt
in meinem Zelte — kam mein Freund aus Bäkadä,
Hadj Bü-Sakr Ssadlk, auf meinem Pferde an, und entrüstet,
als er meine Fesseln sah, befahl er, dieselben unverzüglich
ahzunehmen. Ich hat ihn darum, mir zu verzeihen, dass ich
mich für einen freien Mann gehalten und nicht gewusst hätte,
dass ich ein Sklave sei, rül da mir die wirkliche Beschaffenheit
meiner Lage in diesem Lande nicht bekannt gewesen.