bezahlten wir, was sie forderten, und sprangen in das Boot,
welches gross und bequem war.
Es gereichte mir zu grösser Freude, obwohl ich nicht ohne
einige Besorgniss war, dass ich mich auf dem herrlichen, hier
gewiss nicht unter 1800 Fuss breiten Flusse eingeschifft sah.
Die Sandbank liegt etwas mehr nach dem Ostufer zu und die
Strömung („ngäda” im Kanöri, „ämma-uä” im Lögone) hält
sich durchaus nur an jener Seite, während der Fluss an der.
westlichen Seite langsam dahinfliesst und meistens nicht
sehr tief zu sein scheint; im Fahrwasser zeigten die Stangen
der Fährleute 15 Fuss Tiefe. Das Kämeel, die Pferde
und der Lastochse schwammen beim Übersetzen an der
Seite des Bootes, nur dass sie am Nordende der gegenwärtig
etwa 400 Schritt langen Sandbank entlang gingen. Die
Strömung zwischen der Sandbank und dem Ostufer war sehr
stark und das Wasser tief, glücklicherweise aber die Entfernung
nur etwa 600 Fuss.
So fuhren wir in den kleinen Hafen von Mêle ein und
wurden, als wir an’s Land stiegen, von einem Ichneumon,
das frei umherlief und mit dem Schwänze wedelte, freundlich
bewillkommt. Es mochte dies ein glückliches Vorzeichen bei
meiner Ankunft im Lande scheinen. Auch die Leute, welche
in einer kleinen Werfte, wo die gewöhnlichen Flussschiffe erbaut
werden, auf mannichfaltige Weise beschäftigt waren,
empfingen uns sehr freundlich, besonders, da ich einem gewissen
Beamten, „kaschélla” betitelt, ein kleines Geschenk
gemacht, auch dem Fährlohn für die Bootsleute einige Nadeln
beigefügt hatte. Ich wurde angenehm überrascht durch
die wohlgefälligen Formen des weiblichen Geschlechtes, ihr
anmuthiges Wesen und ihren gutstehenden Kopfputz, was
Alles sie sehr vortheilhaft nicht nur von den Kanöri-Weibern,
sondern auch von den Logoneserinnen unterscheidet.
Sobald wir unser Kameel wieder beladen und Begrüssun-
gen ausgetauscht hatten, zogen wir weiter, indem wir das
höhere, sich hier 25 Fuss erhebende Ufer hinanstiegen und
das Dorf dicht am steilen Ufer zur Linken liegen liessen.
Aber kaum waren wir 1 Meile weiter gegangen, froh, trotz
aller uns entgegengestellten Hindernisse in dieses Land vorgedrungen
zu sein, als wir einen Mann auf uns zukommen
sahen, den mein Beiter sogleich als einen Diener des Amtmanns
von A'-ssü erkannte. Dieser Umstand musste unsere
Hoffnung sehr herabstimmen. Hätte der Amtmann von
Ä-ssü seine Schuldigkeit mit mehr Vorsicht gethan und am
Abend vorher oder früh am Morgen einen Boten abgesandt,
so wäre ich wohl nie nach. Baghirmi gekommen.
Als wir den Mann mit seiner unheilvollen Botschaft seinen
Weg hatten fortsetzen lassen — denn er wagte es nicht, sich
gegen uns seines Befehles zu entäusserntft'i fanden wir es nach
kurzer Überlegung am gerathensten, den offenen Weg zu verlassen
und in die Stoppelfelder einzubiegen; denn es wird hier
beträchtlicher Anbau von den Einwohnern Mele’s betrieben.
Dieses Dorf ist nämlich, obgleich es dicht am Flusse liegt, mehr
ein landwirtschaftliches als ein Fischerdorf. Neuer Ackerboden
wurde soeben gerodet; den Bäumen wurden sämmtliche
Zweige und Aste abgehauen, so dass nur ein kurzer Stamm
stehen blieb, um die Kleidung der Arbeiter gegen die Ameisen
oder vielmehr Termiten zu schützen. Das ganze Land
war gut angebaut und von zahlreichen Bäumen beschattet,
so dass es einen recht freundlichen Anblick darbot.
Nach einem halbstündigen Marsche durch die Stoppeln
traten wir auf einen wohlbetretenen Pfad hinaus, welcher
von Klessem herkam, einem beträchtlichen, weiter flussabwärts
gelegenen und noch zu Kotokö gehörigen Dorfe mit einer
eigenthümlichen Mundart. Wir verfolgten nun diesen Weg
und erreichten bald ein seichtes, grasreiches Gewässer von
der mehrerwähnten Art — in Baghirmi heissen dieselben
„kämane” oder „güguli” —... Es wurde durch eine Niederlassung
von Schüa-Viehzüchtern vom Stamme der 'Agaife belebt