(„lebü”, gewöhnliche weisse Hemden), gleich 6 — 7 Spanischen
Thalern, verkauft. Auch Vieh war gegenwärtig zahlreich, indem
es nicht nur von den heidnischen Stämmen, welche nur geringe
Heerden von kleiner* Rasse zu besitzen scheinen, eingeführt,
sondern in noch viel beträchtlicherer Anzahl den
Schüa - Stämmen der Deghäghera, angeblich zur Bestrafung
ihres Ungehorsams, gewaltsam weggenommen worden war. Der
Preis eines guten fetten Ochsen betrug 8 Cholgän, nicht ganz
2 Spanische Thaler. Während meines Aufenthaltes in Meie
hatte ich bemerkt, dass Schaafe aus Baghirmi nach B6mu
verführt werden.
In meiner Erwartung, ohne weiteren Verzug aufbrechen zu
dürfen, fand ich mich arg getäuscht, und es verstrich ein
Tag nach dem anderen ohne Anstalten zur Abreise. Ich hatte
ausserdem Ursache, mich über die Beköstigung zu beklagen;
denn obgleich mitunter ein Gericht vom Sultan kam, so
blieben dieselben docb viel häufiger aus; aber man erklärte
mir auf meine Erkundigung, dass die Sklaven, welche mir
meine Speise zu bringen hätten, dieselbe für sieh behielten.
Erst am l steo August überzeugte ich mich, dass mein'e
Abreise nahe bevorstehe, da die Sklaven meines Wirthes
das Erdreich in -meinem Hofraume aufzugraben anfingen,
um „deräba” oder „bämia” (Htbiscus esculentus) zu säen;
denn wenn ich länger hätte bleiben sollen, würde mein
Kameel bald die Saat zerstört haben. _ Doch verflossen noch
mehrere Tage', ehe endlich Alles zu meiner Entlassung geordnet
war.
Endlich am 6ten August ward mir feierlicher Abschied gegeben;'
denn am Nachmittag kam vom Sultan ein langer Aufzug,
geführt von Serma oder Kadamänge, Ssabün und Känadi,und
überbrachte mir ein Geschenk von 50 Hemden jeder Art,
zusammen zum Werthe von etwa 30 Thalern. Unter diesen
Hemden befanden sich 7 feinere, welche ich sämmtlich nach
England schickte, mit Ausnahme eines halbseidenen, das ich,
weil es sehr leicht war, für meinen eigenen Gebrauch zurückbehielt;
der Rest bestand in 23 .besseren weissen und 20 gewöhnlichen
Markt-Toben.
Indem mir Serma diese königliche Gabe überreichte und
dabei bemerkte, der Sultan bedauere, dass ich nichts Werth-
volleres, weder Sklaven noch Elfenbein, von ihm annehmen
wolle, gab er mir nun die amtliche Erklärung, dass es mir
jetzt freistehe, abzureisen, wann es mir beliebe, dass bisher
weder das Volk von Baghirmi mich, noch ich das Volk von
Baghirmi gehörig gekannt habe, dass ich aber, wenn ich
später zurückkehren wollte, Baghirmi wie meine Heimath
betrachten könne. Ich liess dem Sultan für sein Geschenk,
sowie für die Erlaubniss zur Abreise meinen Dank abstatten,
sagte jedoch den Boten, wenn man wünsche, dass dieses Land
von mir oder meinem Bruder (Gefährten) jemals wieder
besucht werden solle, so sei es unumgänglich nothwendig,
dass uns der Sultan einen ausdrücklichen Erlaubnissschein
mit. seinem königlichen Siegel ausstelle. Sie sagten dies
zu und eröffneten mir ferner, dass mich von Seiten des Sultans
ein Mann bis zum Flusse.Regleiten werde, um mich
gegen fernere Ränke der Fährleute, meiner erbitterten Feinde,
zu schützen.
Die Freigebigkeit des Sultans, wenngleich nicht sehr gross,
setzte mich doch in den Stand, meinen Freunden und Dienern
einige Belohnung zu gewähren. Ich hatte bereits die von Ku-
kaua erhaltenen Türkedl unter die mir am nächsten Stehenden
vertheilt, 2 oder 3 ausgenommen, für die ich auf dem Markte
Lebensmittel kaufte. Ich vertheilte nun 30 von diesen Toben
unter Serma’s Leute, meine eigenen Diener, den Fäki
Ssämbo, Bü-Bakr und meine anderen Freunde. Der arme Hadj
Ahmed, der hier nur mit grösser. Noth seinen Lebensunterhalt
fand, war äusserst dankbar für mein Geschenk und verrichtete
inbrünstige Gebete für meine glückliche Heimkehr,
obschon es ihm viel lieber gewesen wäre, wenn ich ihn auf
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