Bruä, des Miarä Mä-ssa Vorfahr, vor etwa 150 Jahren die
Stadt Logön gründete und den Sitz seiner Herrschaft nach
der gegenwärtigen Hauptstadt — „birni” oder „kärnak” —
des Landes verlegte. Aber dieser Fürst und seine unmittelbaren
Nachfolger waren Heiden, und es gab damals wohl
nur einzelne Mohammedaner in der Stadt. Der Miarä
Ssäle, der alte Fürst, welchen Denham besuchte, der Vater
des gegenwärtigen Herrschers Yüssuf, soll der Erste unter
den kleinen Fürsten des Landes gewesen sein, der sich zum
Isslam bekehrte. Nach Anderen war ein älterer König, nämlich
Mögha Djenna, der erste Moslim, was auch gar nicht unwahrscheinlich
ist, da sich aus den Namen einiger unter den
Königen, welche dem Ssäle vorangingen, unverkennbar ergibt,
dass wenigstens eine äusserliche Einwirkung des Isslam
sich bereits viel früher bemerkbar machte.
Was die Nachfolge der Könige von Mä-ssa bis Ssäle betrifft,
so scheint es, dass auf Mä-ssa ein Fürst Namens
Ungo Anä-ssmadü folgte, und auf diesen Ungo Anä-logön,
von welchem Fürsten möglicherweise der gegenwärtige Name
des Landes Lögone herrührte. Auf ihn folgte zuerst Mögha
Ali, sodann Mögha Kader und endlich Mä Ssalikuä, Ssä-
le’s Vorgänger. Die Mohammedanische Religion ist folglich
jedenfalls in diesem Lande im Allgemeinen nicht über 60
Jahre alt; es ist seihst vielen von den jüngeren Einwohnern
der Stadt recht wohl erinnerlich, dass ihre Väter von Geburt
Heiden waren und erst später Mohammedaner wurden.
Aber auch noch jetzt ist der Isslam hieselbst von der rohesten
Art, und die ganze Kenntniss von religiösen Dingen, welche die
Einwohner, mit Ausnahme weniger hoch gestellter Personen,
besitzen, besteht in einigen auswendig gelernten, aber unverstandenen
Phrasen und in der Anwendung der Beschneidung.
Auf dem Lande dagegen hängen auch noch gegenwärtig die
meisten Leute dem Heidenthum an.
Die Einwohner von Lögone kämpften wiederholt mit ihren
Nachbarn und Stammgenossen von Mandara, und zwar nicht
ohne Erfolg; sie sollen auch dié Stadt Mêle am Ostufer
des Flusses Schäri zerstört und alle männlichen Einwohner
derselben erschlagen haben. Die früheren Sultane von Bomu
scheinen die Einwohner von Logone in ziemlich ungetrübter
Ruhe belassen zu haben und mit einem leichten Schoss behufs
Anerkennung der Abhängigkeit zufrieden gewesen zu
sein. .Gegenwärtig aber ist der Tribut beträchtlich, im Ver-
hältniss zu der geringen Ausdehnung des Landes, und überdies
hat der unglückselige kleine Fürst auch noch dem
Sultan von Baghirmi, von dessen Unterthanen er fortwährend
Plackereien auszustehen hat, einen Tribut zu entrichten.
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Der Name, welchen die Einwohner von Lögone ihren west-
liöhen Nachbarn beilegen, ist interessant, da dessen Ursprung
in eine ferne Zeit zurückzugehen scheint; sie nennen sie
nämlich „Billangare” oder vielmehr' „bille Ngare” , welcher
Name wahrscheinlich von Ngarü, der alten Hauptstadt des
Ghâladï, der vorerwähnten westlichen Provinzen des Börnu-
Reiches, abgeleitet ist; „bille” bedeutet „Leute’ im Allgemeinen.
Ihre östlichen Nachbarn, die Einwohner von Baghirmi,
nennen sie „Mökkode”, was vielleicht mit Makada im
Zusammenhang steht. Der letztere Name wird häufig auf
das Land westlich von Abyssinien angewandt und selbst
von Krapf, meiner Ansicht nach sicher irrthümlich, durch
„Christenland” erklärt.
Von Südwesten dringen die Fulhe oder Felläta schwer auf
Lögone ein. So ist, wie wir auf dem Müssgu-Zuge gesehen
haben, der Amtmann des Dorfes Wäsa, welches zum Gebiete
von Lögone gehört, ein Pullo oder Felläta.
Die Einwohner von Lögone scheinen in früherer Zeit häufig
Einfälle in das Land ihrer Nachbarn und Stammesgenossen,
der Müssgu, ausgeführt zu haben, um sich mit Sklaven
zu versehen; aber 8 Jahre vor meiner Ankunft erlitten sie