106 IV. Kapitel.
reicher, als es gewöhnlich der Fall ist, und enthielt mehrere
Teiche stehenden Wassers, aus denen das Vieh getränkt
wurde. Selbst ein wirkliches Rohrdickicht war hier zu sehn
und hie und da die Höhle eines Löwen, und der Fürst der
Wildniss verfehlte nicht, seinen Tribut von den verschiedenen
Arten der Thierwelt zu erheben, die den Besitz unserer
Freunde ausmachten, und bezeugte hinlänglich seine Neigung
zu einiger Abwechselung in seinen Mahlzeiten; denn ein
Pferd, ein Kameel und ein Bidlochse wurden nach einander
seine Beute.
[Dienstag, 28sten Oktober.] Da wir sahen, dass sich eine
Reisegesellschaft sammelte, um nach Kükaua zu gehn, während
die Araber die Absicht hatten, noch einmal wieder nach
Burka-drüsso zurückzukehren, so wandten wir uns unverzüglich
an den Häuptling, um ihn von unserer Absicht in Kennt-
niss zu setzen, die Karawane zu begleiten. Ein Haupt der
Haddäda oder vielmehr Büngo, kam im Lager mit Friedensanerbietungen
von Seiten der Schiri an und stattete uns einen
Besuch ab, gemeinsam mit Kedel Baträm, dem früher erwähntes
Häuptling, welcher der Schwiegervater des Chalifa
von Mäö war. Auch Kobber oder vielmehr das Haupt der
Kobber und andere angesehene Leute der Fugäbü stellten
sich ein und ich unterhielt sie mit meiner Spieldose.
Nebenbei bereiteten wir uns zu unserer Rückreise vor und
ich kaufte einen kleinen Lederschlauch ganz leidlicher Datteln
für eine halbe Türkedi, während ich dem Renegaten
Abd Allah, der zwischen uns und dem Häuptling den Vermittler
gemacht hatte, um nicht sein Schuldner zu bleiben,
einen Djerid (d. i. ein in Djirbi gewirkter feiner Hälk) zum
Geschenk machte.
Diese ganze Zeit fühlte ich mich sehr unwohl, — ein Umstand,
den ich ganz vorzüglich den grossen Veränderungen
der Atmosphäre zuschreibe, indem die Nächte kühl und die
Tage sehr warm waren.
[Freitag, 31‘*en Oktober.] Ungeachtet unserer bestimmten
Absicht, nach Kükaua zurückzukehren, mussten wir uns
doch noch einmal wieder nach Osten wenden, da die Araber
ihr Lager nach Arnäriko verlegten, dem Thalkessel, welchen
wir auf unserem Wege von Burka-drüsso nach Yegil
zur Seite gelassen hatten. Viel Ungewissheit und Streit
über die Stätte, die sie zu ihrem Lager wählen sollten,
hatte unter ihnen geherrscht; denn ihre Lage war bei der
geringen Anzahl der zurückgebliebenen Streiter allerdings
gefährlich.
Es war ein glücklicher Umstand für uns, dass auch die am
folgenden Morgen eingetroffenen höchst ungünstigen Nachrichten
in Betreff der Sicherheit der Strasse nach B6mu auf die
Bestimmung des Aufbruches der Karawane für den 2ten November
keinen Einfluss hatten. Am Morgen kam nämlich Einer der
Ueläd Slimän in Begleitung zweier Bomu-Reiter von Kükaua
an, mit Briefen vom Vezier, in denen er die Araber in den
dringlichsten Ausdrücken bat, ihr Lager ohne Verzug nach
Keskaua am Ufer des See’s zu verlegen, wohin er nicht verfehlen
würde den ganzen Rest ihres Stammes zu schicken,
welcher sich zur Zeit in der Hauptstadt auf hielte; denn er
hätte bestimmte Nachricht, versicherte er sie, dass die Tuareg
eine andere Expedition, und zwar in grossem Maassstabe gegen
sie vorhätten.
Die Nachricht schien wohlbegründet zu sein; denn die 3
Boten waren auf ihrem Marsehe zwischen Bärua und Nge-
gimi wirklich einer Schaar Tuareg begegnet, von denen 3 zu
Fuss und die Übrigen zu Pferde gewesen, und nur dadurch
entkommen, dass sie sich in die vom See gebildeten Sümpfe
zurückzogen. Diese Nachricht verbreitete natürlicherweise
grosse Besorgniss unter den Arabern; aber sie wurden denselben
Tag noch mehr beängstigt durch die Botschaft, dass ein
Trupp von 15 Wädal - Reitern in einem benachbarten Thale
im Hinterhalt läge. In Folge davon ward eine Schwadron