ten, während einzelne Trupps Kanembü in ihrer spärlichen,
meist aus Lumpen zusammengeflickten oder blos aus einem
Schurzfell bestehenden Kleidung und mit ihren leichten Holzschilden
unter munteren Zurufen am Lastzüge vorübereilten.
So erreichten wir mit einem Marsch von etwa 12 Meilen
die Baumwollenfelder von Yedi, einem nicht unansehnlichen
Städtchen, das sich, von einer gut erhaltenen Thonmauer umgehen,
auf einer Hügelreihe zur Linken hinzog, während das
Land auf der Nordwestseite sich als sandige Fläche ausbreitet,
die nur von wenigem Gesträuch und Dümgestrüpp
— „ngille” —Und wenigen vereinzelten Dümpalmen unterbrochen
wird. Auf dieser Seite bildet sich etwa eine Viertelstunde
von der Stadt nach der Regenzeit ein ansehnlicher
Teich, an dessen Ufern die Yedenser Zwiebelgärten anlegen
und durch Ziehbrunnen — „chattatlr” — bewässern.
Die Sonne brannte sehr stark, während die Zelte aufgeschlagen
wurden, und um Mittag war die Hitze höchst bedeutend.
Wunderbarerweise versäumte ich diese ganze Zeit, thermo-
metrische Beobachtungen anzustellen, und ich befurchte fast,
dass Herr Dr. Overweg eben nicht aufmerksamer auf diesen
Gegenstand war. Der Grund dieser Unterlassung war, dass
wir- stets des Morgens so sehr früh aufbrachen und um Mittag
gewöhnlich keinen Schatten in der Nähe unserer Zelte
hatten; denn das Innere unserer sonnigen Behausungen, wo
alle Gegenstände fast ebenso gut Schatten warfen, wie draus-
sen, konnte natürlich nicht maassgehend sein für die Temperatur
der Luft.
Unser Beschützer Larnino sandte uns dann ein vortreffliches
Gericht in Milch gekochten Reises mit aufgelegtem Honig-
brod. Der Reis war von ungewöhnlicher Weisse, während er
sonst in Bornu keineswegs besonders gut ist. Dann kam auch
eine Schüssel mit Honigbrod vom Vezier und wir hielten es
für unsere Pflicht, ihm und durch seine Vermittelung dem
Scheich unsere Aufwartung zu machen. Der Scheich war in
seiner geräumigen Thonbehausung ausserhalb der Stadt abgestiegen
und gab gerade den Leuten des' Ortes grosse Audienz.
Bald nach den gewöhnlichen Begrüssungsformeln ward
die Unterhaltung durch den Vezier auf Denham (Raeis Cha-
lil) gerichtet, der einst mit Kaschella Bärka ghanä und mit
Bü-Chalüin denselben Weg gezogen sei, und es kam dann des
anwesenden alten Mallem Schädeli oder Chadeli — damals
einfacher „fäki” oder „figi” — Verhalten zum Christen (Denham)
zur Sprache, der von des Ersteren feindlicher Gesinnung
so treuen Bericht, erstattet hat. Der alte, jetzt sehr mächtige
Mallem tischte zur Vergeltung eine Beschreibung der Scene
auf, wie er den Major, nach der schmählichen Niederlage aus-
geplündert und kaum mit dem Leben davongekommen, in
plenis naturalibus gesehn habe, mit allen den Insignien
— dem „tschl kadugübe” —, die den Ungläubigen von dem
Gläubigen unterscheiden.
Die Weise, in der diese ganze Geschichte aufgefasst wurde,
zeugte von der aufgeklärten Duldsamkeit dieser Herren: Der
Scheich sandte uns sogar am Abend zwei Hammel, eine
Last Indischer Hirse — „ngäbert'1 — und zwei Schüsseln zubereiteter
Speise, und da uns nun auch ein hier angesessener
lustiger Spielmann, den wir von früher her kannten und der
Herrn Dr. Overweg auf seiner Tsäd-Fahrt begleitet hatte, be-
wirthete, so war des Schmausens kein Ende. Übrigens fehlte
auch geistige Unterhaltung nicht, da der wissbegierige Vezier
auf diesem Heereszuge, wo er mehr Müsse hatte, als daheim
in seinem Palaste, so viel als irgend möglich von uns lernen
wollte *)• Auch den folgenden Tag blieben wir hier liegen,
da mehrere Kriegersehaaren hier zum Heere stossen sollten.
Der Mangel an Holz machte sich sehr fühlbar.
*) Zwischen X5di und dem Tsüd liegen folgende Orte: Leige oder Lege,
ein ansehnliches ummauertes Städtchon, Dibbua oder Ddbua, Djiggori, M4-
nauilae, Oilrdinä und Mdgoläm.