nach seiner Mutter Schikoma), gründeten ihr Reich im Gebiete
der Küka *), eines Stammes, der in früherer Zeit grosse Macht
besass, indem er alles. Land im Osten von Baghirmi bis weit
in’s Innere von Dar-Für hinein inne hatte; sein Hauptsitz
aber war im Orte Scheblna am Bat-hä, während er sich
gegenwärtig in der Gemarkung Fittri**) befindet.
Indem die Buläla in ihren neuen Wohnsitzen den Isslam,
sowie auch das Arabische Alphabet —■ „waraseh” und
eine gewisse Gesittung einführten, scheinen sie daselbst bald
zur Herrschaft gelangt zu sein und gründeten dann JAuö ***).
als ihre neue Hauptstadt. Wenn wir die Verhältnisse der
Länder im Osten des Tsäd in diesem Lichte betrachten , so
beseitigen wir dadurch alle Schwierigkeiten, welche die Angaben
bezüglich Gaöga’s zu machen- scheinen; denn wenn
Leo bemerkt, die Sprache des Landes sei dieselbe wie die
von Bórnu, so bezieht sich dies offenbar auf die Sprache des
im Lande herrschenden, aus Bórnu gekommenen Stammes,
mit dem er während seines dortigen Aufenthaltes in: Berührung.
gekommen war, während diè Buläla, noch gegenwärtig
die herrschende Familie in Fittri, jetzt durch Verheirathung
und Vermischung mit der einheimischen Bevölkerung ihre
eigene Sprache vergessen und die der Küka angenommen haben.
Als Leo seine Beschreibung von Afrika verfasste oder,
vielmehr den Sudan bereiste! denn von dem nach seiner
Wiederabreise Vorgefallenen scheint er nur unvollkommen
unterrichtet gewesen zu sein —, hatten die Buläla gerade
den Höhepunkt ihrer Macht erreicht, indem sie Herren von
*) Die Baghirmier verknüpfen noch heutzutage die Buläla sehr eng mit
den Kanöri, indem sie diese „Bio” , jene aber „Bio Buläla” nennen.
**) Ich bemerke, dass „Fittri” ein Wort der Küka-Sprache ist und genau
wie „Tsäd” , „Ssäri” oder „Schäri” blos „Fluss” , „See” bedeutet.
***) Die Form „Jäuö” ist gerade so gebildet, wie der Name der gegenwärtigen
Hauptstadt von Känem, Mäuö, und wie der der Hauptstadt des Son-
rhay-Keiches, Gäö, Gäuö, Gögö.
*
Frühere Schicksale Ost-Sudans. 388
ganz Känem waren, und mochten also (nachdem sie, wie uns
Makrisi und Abü’l Fedä berichten, in der letzten Hälfte des
vierzehnten Jahrhunderts selbst den grossen Stamm der So-
rhäua ihrer Herrschaft unterworfen hätten) ganz füglich mit
den Herrschern von Egypten in vertraute politische Beziehungen
getreten sein, da schon Makrisi (100 Jahre vor Leo)
in Egypten hinlänglich Gelegenheit fänd, die allerjüngsten
Nachrichten über das regierende Haus von Känem und über
alle wichtigen Beziehungen des Landes zu sammeln.
Ebenso leicht ist es zu erklären, warum Leo den Fürsten
von Gaöga einen Moslim nennt, während doch die einheimischen
Gelehrten ausdrücklich behaupten, der Isslam sei- nicht
vor dem elften Jahrhundert der Hedjra, dessen Anfang genau
mit dem des siebzehnten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung
zusammenfällt, folglich einJahrhundert vor Leo’s
Reise nach Afrika, in diese Gegenden eingeführt worden.
Leo redet nämlich nur von den Fürsten selbst, deren religiöses
Bekenntniss wahrscheinlich ohne Einfluss auf die einheimische
Bevölkerung blieb; seine Angaben stimmen daher
völlig mit den aus Makrisi zu entnehmenden überein; denn
zur Zeit des letzteren Geschichtschreibers waren die Fürsten
von Känem eben die Beherrscher jenes Königreiches, das
Leo Gaöga nennt, obgleich sie damals wahrscheinlich Ndji-
mie, das sie dem Herrscher von Bornu abgenommen, zu ihrer
Hauptstadt gemacht hatten*).
Dieser scheinbare Widerspruch findet noch eine weitere
Erklärung in dem Umstande, dass, bald nachdem Leo diese
Gegenden bereist hatte, das heidnische Volk der Tündjur sein
Reich von Dar-För bis hart an die Grenzen von Baghirmi
ausdehnte und der Verbreitung des Isslam eine starke Schranke
entgegensetzte. In Bezug auf den Namen 'Omar, welchen Leo
• *) Über ihre Hauptsitze zur Zeit des Edriss Alaöma s. Anhang II zur
Känem-Reise.