gestellt worden ist. Denn obgleich der König vonWädäi bis
in das Hera von Bornu eindrang, erreichte er doch nicht seL
neu Zweck, die alte Dynastie der Ssaefua in ihre Rechte als
Herrscher von Bornu wieder einzusetzen, sondern führte im
Gegentheil den gänzlichen Ruin derselben herbei, so dass
sein Zug keineswegs als sehr glücklich ausgeführt betrachtet
werden kann. Allerdings führte er eine ansehnliche Beute
hinweg, aber er verlor dagegen einen beträchtlichen Theil
seines Heeres, sowohl in der Schlacht von Küssuri, als auf
seinem Rückmarsch nach Hause, ganz besonders beim Überschreiten
des Schäri.
Auf seinem Rückmarsch erlangte der König jedoch noch
einen kleinen Vortheil, indem er seine Waffen gegen die am
Bahhr el Ghasäl angesessenen Tebu-Stämme richtete. Er unterwarf
sie und legte ihnen einen jährlichen Tribut auf. Von
dieser Zeit erst scheint sich das Amt des Agld el bahhr herzuschreiben.
Nach diesem immerhin höchst denkwürdigen Zuge nach
Bornu unternahm Mohammed Ssäleh keinen weiteren Feldzng,
sondern er sah sich, nachdem er 3 oder 4 Jahre ruhig zu Hause
geblieben war, gezwungen, die Kraft eines Theiles seines Reiches
in blutigem Kampf gegen den anderen aufzureiben.
Ursprung und Grund dieses Bürgerkrieges, der Wädäi bis
zur Zeit, wo ich den Sudan verliess, in sehr geschwächtem Zustande
erhielt, ist in der wirklich oder auch nur vorgeblich eingetretenen
Blindheit des Königs zu suchen. Denn dieses körperliche
Gebrechen, das ihn, wenn es begründet war, nach den
Landesgesetzen zur weiteren Herrschaft unfähig machte, abgesehen
von seiner durch Habsucht hervorgerufenen allgemeinen
Unpopularität, gab seinen Gegnern, den Kodol, die Adam
als ihren rechtmässigen Herrscher betrachteten, einen Vorwand,
ihn nicht länger als ihren Herrn anzuerkennen. Dies
war der Anlass, dass er, um seinen öffentlichen und geheimen
Feinden zu entgehn, im Jahre 1850 die alte Residenz
L
aller früheren Könige von Wadai, von Charüt dem Ersten
herab, verliess und den Sitz der Regierung von Wära nach
Abeschr verlegte. Dies ist ein unbedeutendes Dorf, etwa
20 Meilen südlich von Wära, im Gebiete der Kelingen, der
Anhänger des Königs, gelegen und fast ganz ohne Wasser,
so dass sich Mohammed Ssäleh aus beiden Gründen hier ziemlich
sicher fühlte.
Der Kampf, eine lange Zeit im Stillen genährt, brach nicht
vor 1851 aus, wo der König im Monat Schäbän gezwungen
war, gegen die Kodol zu marschiren, die ihn, unterstützt
von einem Theil der A’bl oder Abu Schärib, in ihren Bergen
erwarteten, von wo sie dann, als er dem Fusse der Höhen nahe
gekommen war, am Freitag den 9*® Schäbän mit grösser
Heftigkeit auf ihn herabstürzten, so dass sie seine Reihen
durchbrachen und nach Nieffermetzelung einer grossen Menge
Leute höheren Ranges, unter denen sich auch Abu Horra,
der alte blinde Bruder des Königs, und seine eigene Tochter
Fätima befanden, bis zu seiner eigenen Person durchdrangen
und nahe daran waren, ihn zu erschlagen, als es
seinen Leuten gelang, ihm das Leben zu retten. Aber zu kühn
gemacht durch diesen Erfolg, wagte es der Feind am nächsten
Tage, seine Bergfeste zu verlassen und in die Ebene hinabzusteigen,
wo er in Folge der überlegenen Zahl und der
vorzüglicheren Reiterei des königlichen Heeres überwunden
wurde imd nach einem empfindlichen Verlust, der jedoch mehr
die Reihen ihrer Kampfgenossen, der A'bü Schärib, als ihre
eigenen lichtete, Zuflucht in den Bergen suchte. Ungeachtet
dieses Verlustes jedoch, den sie in der eben erwähnten Schlacht
erlitten, welche von den Eingeborenen die Schlacht von T6r-
bigen oder Djdlkam genannt wird, haben die Kodol, als ein
kriegerischer Stamm, keineswegs ihr Recht aufgegeben; selbst
während meines Aufenthaltes in Baghirmi hiess es, dass sie
bei der Absicht beliarrten, den Kampf nach beendigter Ernte
zu erneuern.