und als er sieh durch die Art meiner Behausung von meiner
eigenen Abkunft überzeugt hatte, erzählte er mir auf
gut Arabisch, dass er dreimal die Wallfahrt nach Mekka
gemacht und die grossen Schiffe der Christen auf der See
von Djidda gesehn habe. Er erinnerte sich genau der
sämmtlichen Ortschaften, die er im Verlauf seiner langen
Wanderungen besucht hatte.
Hoch erfreut, dass mich der Zufall mit einem solchen
Manne zusammengeführt, entsandte ich am folgenden Morgen
meinen Gefährten Grema Abdü und die beiden Boten nach
der Hauptstadt, um dem Vicestatthalter anzuzeigen, dass
der Amtmann von Bügomän seinem ausdrücklichen Befehl
den Gehorsam und mir die Aufnahme in der Stadt verweigert
habe, und um anzufragen, was nun aus mir werden solle.
Ich schloss ein Geschenk bei und ersuchte ihn dringend,
mir entweder den Eintritt in die Hauptstadt, oder die Rückkehr
nach Bornu zu gestatten. Grema versprach, am folgenden
Morgen mit einer entscheidenden Antwort zurückzukehren;
er hielt jedoch nicht Wort, sondern blieb volle
7 Tage aus, obgleich die Hauptstadt nur 10 Meilen entfernt
war. Es traf sich daher sehr glücklich, dass ich Bü-Bakr
Ssadlk’s Gesellschaft hatte; denn Niemand vermochte mir
eine solche Einsicht in die Beschaffenheit und Geschichte
dieser Gegenden zu geben, wie dieser Mann.
Er gab mir eine lebhafte Beschreibung von dem grossen
Nationalkampfe, den seine Landsleute gegen Bornu geführt,
und bei dessen Schlachten er meistens betheiligt | gewesen
war. Er hob mit Recht hervor, dass die Sklaven seines
Herrn den Scheich Mohammed el Känemi zweimal geschlagen
und dass der Scheich nur durch den Beistand zweier
auf einander folgender Sultane von Fesän, des Müstapha el
A'hmar und Muckeni’s, endlich den Sieg errungen und nach
Zerstörung der Städte Babäliä und Gäui und nach Besitznahme
der Hauptstadt sich zeitweilig zum Herrn des Landes
gemacht habe. Er beschrieb mir mit unverstelltem Behagen,
wie seine Landsleute die Felläta, welche die Djemmära in
ihrem Vaterlande hätten errichten wollen, zurückschlugen,
und wie sie nachher einen erfolgreichen Rachezug gegen Bögo,
eine der Niederlassungen dieses Volkes, ausführten.
Bü-Bakr war wirklich in jedem Sinne des Wortes ein Patriot
zu nennen. Obgleich ein seinem Sultan treu ergebener Unter-
than, betrachtete er doch mit der tiefsten Bekümmerniss den
Verfall seines Vaterlandes, mit Hinblick auf den Wohlstand
und Einfluss, dessen es sich vor der Zeit erfreute, wo es'Abd el
Kerim Ssabün, der Sultan von Wädäi; eroberte, seine Schätze
raubte, den König zinspflichtig machte und ganze Schaaren der
Einwohner in die Sklaverei schleppte. So war die gesammte
Wohlfahrt des Landes vernichtet worden, und nicht nur dessen
Reichthum an Silber und Vieh verschwunden, sondern es
hatte sich auch, wie er es in dem Trübsinn seines Gemüthes
ansah, Verfall und Verderben über die Natur selbst verbreitet;
— denn ganze Gemarkungen, welche früher reich angebaut
und mit Dorfschaften bedeckt gewesen wären, seien
jetzt zur Wildniss geworden, und früher reichlich mit Wasser
versehene Gegenden litten jetzt die äusserste Dürre. Würmer,
sagte er mir, verzehrten ihr Getreide und Gemüse und
verurtheilten sie zur Hungersnoth.
Dies Alles war wahr, so weit es den gegenwärtigen Zustand
des Landes betraf; denn wenn ich gleich nicht sagen
kann, ob dessen natürliche Beschaffenheit jemals viel günstiger
war; so gab es doch bezüglich seiner Regierung und politischen
Bedeutung einst eine Zeit, wo es sich eines besseren
Gedeihens erfreute. Es hat wirklich den Anschein, als ob
das Land von göttlicher Züchtigung heimgesucht würde, zur
Strafe für die Vergehen der Vorfahren und das gottlose
Leben des früheren Herrschers. In keinem von mir bereisten
Lande in ganz Sudan habe ich so ungeheuere Schaaren
von zerstörenden Würmern und ein solches Vorherrschen