[Dienstag, 13ten Januar.] Als wir am heutigen Morgen
unseren Marsch fortsetzten, fanden wir den Boden überall
von kleinen Dämmen und Kanälen durchschnitten, vermittelst
deren die Einwohner eine grosse Menge Fische fangen,
die bei hohem Wasserstande in diese Abdeichungen hineinschwimmen
und dann, nach Schliessung des einzigen Zuganges,
nicht wieder heraus können. Allenthalben war der Boden
voll von Elephanten-Spuren und -Koth, Dichte Waldung
und offenes Weideland wechselten mit einander ab und die
erstere ward hier meist von einem aus Akazien bestehenden
Unterholze mit Kälgo- und Kokia-Bäumen, als Oberholz, gebildet.
Sehr interessant und anmuthig wurde die Landschaft, als
wir einen etwa 100 Schritt breiten offenen und klaren Fluss
— eine der zahllosen Wasserrinnen in diesem Afrikanischen
Holland^S erreichten, welcher, auf beiden Seiten mit einem
Saum schlanker Delebpalmen — „kamelütu” —1 eingefasst,
bei der reinen Morgenluft und prächtigen Beleuchtung einen
überaus malerischen Anblick gewährte. Wir passirten ihn
hier, liessen ein Dorf zu unserer Linken und erreichten dann,
au der westlichen Seite des Flusses auf dem von ihm genährten
frischen Rasenteppich hinziehend, 1 Meile weiterhin
einen Punkt, wo ein von Osten kommender oder dahin ziehender,
etwas kleinerer und gleichfalls von Hyphänen derselben
Gattung umgiirteter Arm des nahen Flusses sich mit
dem Hauptwasser vereinigt. Die Richtung dieser Gewässer
ist kaum zu erkennen, da das Land, ausser beim höchsten
Wasserstande, fast gar kein Gefälle hat.
Die fruchtbare, überaus malerische Landschaft jenseits
dieses schmalen, sich gleichmässig hinziehenden Wasserarmes
war übrigens keineswegs verlassen und überall liessen sich
Eingeborene sehn. Der Heerführer machte daher, mit der
Fronte gegen sie gekehrt, einen kleinen Halt, indem er die
Nachzügler heranrücken und an der Passage des FlusseSj
wozu sie aus Beutegier nicht übel Lust hatten, verhindern
liess. Man beschloss jedoch in entschieden sehr unkriegerischem
Sinne, erst die Ankunft der Kameele abzuwarten und
mit Gemächlichkeit zu lagern, um einen Imbiss zu sich zu
nehmen. Wir bogen also westlich vom Wasser ab, in eine
Dorfschaft hinein, und lagerten hier auf den Stoppelfeldern.
Plötzlich, gerade um Mittag, stieg der Vezier, ohne dass
ich vorher Kenntniss davon erhielt, mit allen Kaschella’s
wieder zu Pferde, -um die Eingeborenen jenseits des Wassers
anzugreifen; aber diese Armen, welchen volle Gelegenheit
geworden war, die ganze Stärke des Heeres zu veranschlagen,
hatten die ihnen gegönnte Mussezeit wohlweislich benutzt,
um die Ihrigen und ihre Habe in Sicherheit zu bringen;
denn der Serbewel oder Fluss von Logone zog hier in
nur etwa 4 Meilen Entfernung vorüber und konnte den Verfolgten,
da ihre Gegner keine Boote besassen, bei seinem
jetzigen Stande vollkommene Sicherheit gewähren.
Trotzdem dass die Truppe nicht weit zog und schon nach
3' Stunden wieder umkehrte, bedauerte ich es doch sehr,
diese Gelegenheit versäumt zu haben, nicht allein den schönen
Fluss von Logone noch einmal, und zwar an einer anderen
Stelle, zu sehn, sondern auch jene malerische, palmenreiche
Landschaft, die offenbar eine der schönsten in dieser
ganzen Gegend war, noch einmal zu besuchen. Herr Dr. Overweg,
der frühzeitig Nachricht von dem Vorhaben des Heerführers
erhalten hatte, war diesmal glücklicher als ich. -L- Der
Heereszug war gezwungen, von unserem Lagerplatze aus erst
wieder nach der Stelle zurückzukehren, wo wir am Morgen
das Gewässer passirt hatten. Der grosse Fluss, den sie 3
bis 4 Meilen jenseits erreichten, hatte ein zusammenhängendes
Bett und war nicht furthbar.
Wie reich an bezeichnenden Namen nicht allein der Dorf-
schaften, sondern auch der zahllosen Gewässer und Sümpfe
muss; diese weite schöne Landschaft sein! Aber der feindselig