für dessen Benutzung ich so viele Nadeln hatte hergehen
müssen, wurde dem Verfall überlassen.
[Dienstag, 27sten April^\ Früh ani Morgen brachen wir
auf, um endlich unseren Bestimmungsort noch vor Eintritt
der Tageshitze zu erreichen. Das Land war gut angebaut
und mit Bäumen, namentlich Talha’s und Hadjilidjs, geschmückt;
die Getreidefelder waren auch hier in Furchen
— „deräba” — bestellt. Der Boden bestand aus Sand,
aber weiterhin war er thonig und bildete mehrere grosse
Becken, in denen sich während der Regenzeit bedeutende
Wasserpfützen ansammeh^gfl Hier war die Landschaft von
schönen Tamarindenbäumen und ausserdem noch von einigen
Dümpalmen belebt.
Dann betraten wir einen reich mit Gras bewachsenen und
für Viehzucht wohlgeeigneten Gau. Hier lebten eingewanderte
Fremdlinge vom Sehüa- und Felläta-Stamme, wie das
gewöhnlich unter ihnen der Fall ist, auf dem besten Fusse
beisammen; denn die Ähnlichkeit der Sitten dieser beiden
Stämme hat sie, ungeachtet ihrer verschiedenen Abkunft und
gänzlich verschiedenen Sprache, überall in die engste Verbindung
gebracht und in bemerkenswerther Wei.se die Ausbreitung
des letzteren Stammes über ein . so weites Gebiet
von Central-Afrika erleichtert. Die Hütten dieser Viehzüchter
sind von denen der eingeborenen Bewohner sehr abweichend
, indem sie einestheils viel geräumiger sind, um auch
dem Vieh Platz geben zu können, und andererseits die Rohrbedachung
in sehr leichter und nachlässiger Weise besorgt
ist; denn diese Leute pflegen ihre Wohnstätten gewöhnlich
mit der Jahreszeit zu verändern und lassen es sich desshalb
nicht angelegen sein, viel Mühe auf dieselben zu verwenden.
Als wir so unseren Marsch fortsetzten, erhielten wir plötzlich
einen Blick über eine offene, mit dem frischesten Grün
bekleidete Senkung, in der Ruinen von Lehmwohnungen weit
verbreitet umherlagen. Dies . war Mäsena, die Hauptstadt
des Landes, die jetzt ganz denselben trümmerhaften und verödeten
Charakter trug, wie der übrige Rest des Landes,
Die Stadt war in früheren Zeiten von weit grösserem Umfang;
die Mauer war in der Folge eingezogen worden, war
aber noch immer viel zu gross für die Stadt und befand sich,
augenblicklich im kläglichsten Zustande des Verfalls. In der
That scheint das ganze Land von Baghirmi, verheert durch
einen höchst unheilvollen Bürgerkrieg und niedergetreten von
seinen Nachbarn, hinznsiechen, bis es seiner Bestimmung gemäss
entweder sich einmal wieder erhebt, oder dem ersten
Eindringling zur Beute fällt.
Jedoch war es mir nicht vergönnt, die heilige Umschlüss-
mauer dieser verödeten Hauptstadt ohne weitere Belästigung
zu betreten; denn indem ich genöthigt war, dem Vicestatt-
halter eine Botschaft zuzusenden, um ihm meine Ankunft
anzuzeigen, liess man mich länger als Stunden vor
dem Thore warten, obgleich hier auch nicht der geringste
Schatten zu finden war! Nach dieser Demüthigung ward es
mir gestattet, meinen bescheidenen Einzug zu halten. Nur
wenige menschliche Wesen waren zu sehn und offene Wie-'
sengründe breiteten sich auf ansehnliche Entfernung aus, vorzüglich
auf der rechten, südlichen Seite der Stadt. Dann
betraten wir das bewohnte Viertel und ich ward in einer
Thonwohnung einquartiert, die in einem offenen Hofraum
stand, der gleichfalls mit einer niedrigen Thonmäuer umgeben
war. Die Wohnung enthielt ein luftiges Vordergemach,
das meinem Geschmack ganz zusagte, und vier kleine
Hintergemächer, die allerdings nicht eben sehr luftig waren,
sich aber doch als höchst nützlich erwiesen, um Gepäck und
Vorräthe aufzubewahren.
Ich hatte kaum von meiner Wohnung Besitz genommen,
als sich eine Menge Leute einstellten, um mich im Namen
des Vicestatthalters zu begrüssen, und kurze Zeit darauf liess
sich ein vertrauter Sklave desselben sehn, dem ich meine