selbst in dem Falle, dass wir mit Hallüf gingen, als noch unter
dem Schutze des Scheichs stehend betrachten würden, denn
er sei es, dem wir Hallüf’s Bekanntschaft verdankten; wir
würden daher gewiss nicht verfehlen, ihm ein ansehnliches
Geschenk zu machen, im Falle das Unternehmen uns gelingen
sollte.
Diese Erklärung schien volle Wirkung zu haben, und wir
erhielten im Laufe des Abends die befriedigende Botschaft,
dass es uns gestattet sein sollte, mit Hallüf zu gehn, aber
dass wir dem Scheich ein anständiges Geschenk zu machen
hätten, abgesehen von dem grossen Zelte, das ich selbst
für mich in Tripoli bereitet hatte. Völlig bereit zu jeder
Art Opfer', um den ausdrücklichen Wunsch der Regierung,
die uns gesandt, auszuführen, und gehoben durch die Aussicht,
dass doch etwas geschehen möchte, machten wir
Scheich Rhgt am Abend einen Besuch, konnten es aber
nicht zu einem bestimmten Abkommen bringen.
Es war viel Gerede von einem gewissen Keghämma, der
allein die Mapht besässe, uns nach Kärkä zu bringen,-während
es hiess, dass uns Hallüf höchstens bis Mäö zu
bringen im Stande wäre; aber damals konnten wir nicht
dahinter kommen, wer dieser Keghämma eigentlich sei; wir
erfuhren jedoch, dass er in einem Platze Namens Kärafu, in
der Richtung von Mäö gelegen, seinen Sitz habe.
[Dienstag, JWen Oktober.} Ein heftiger, mit Sand geschwängerter
Wind machte den Aufenthalt im Freien unfreundlich,
und ich zog es daher vor, in meinem Zelte zu
bleiben. Hier setzte ich meine Studien in der Tebu-Sprache
fort und unterhielt mich nebenbei mit dem Fäki ’Othmän.
Dies war ein Mann, der durch seinen milden Sinn einen
auffallenden und interessanten Gegensatz .gegen den gesetzlosen
und zanksüchtigen Charakter dieser Räuberhorde bildete;
auch besass er weniger Vorurtheil und abergläubische
Ansichten. Im Laufe des Nachmittags besuchten mich mehNotizen
über Schitati. 81
rere Fugäbü; sie betrugen sich insgesammt mit Anstand und
waren nicht lästig.
Endlich ward beschlossen, dass wir am nächsten Donnerstag
mit Hallüf nach dem Bahhr el Ghasäl und Kärkä aufbrechen
sollten, und obgleich wir bedauerten, die Verhandlung
nicht zu einem bestimmteren Abschlüsse gebracht zu
haben, gaben wir uns doch der Hoffnung hin, dass wir im
Stande sein möchten, unseren Zweck zu erreichen. Da ward
uns plötzlich am Abend gemeldet, dass Hallüf sein Versprechen
zurückgenommen habe, und dass also ferner keine Rede
davon sein könne, mit ihm zu gehn.
Was der Grund dieses plötzlichen Umschlages war, kann
ich nicht angeben; aber alle unsere Gegengründe waren unhaltbar
und mangelhaft, da wir nicht im Stande waren, ihnen
durch gute Geschenke gehöriges Gewicht zu gehen. Es war
kaum möglich, dass die Botschaft, die Tuareg hätten drei
Viehheerden von einem ein Paar Meilen von der Stadt Yö
entfernten Dorfe fortgetrieben, auf diese Politik irgend einen
Einfluss ausüben konnte.
[Mittwoch, löten Oktober.] Ich war so glücklich, einige
nähere Nachrichten über die Provinz Schitati einzusammeln,
die wir nun betreten hatten. Es war offenbar eine der volkreichsten
Gegenden des alten Reiches Känem, wo die berühmtesten
und mächtigsten Städte lagen, vor allen das
uralte Aghö und die neue, aber gewaltige Stadt Gharni
Kiyäla (hiervon wird im Anhänge ausführlicher die Rede
sein). Da wir nun das entferntere Kärkä aufgehen mussten,
machte es uns nicht geringe Freude, zu hören, dass wir uns
endlich am nächsten Tage mit der ganzen Horde vorwärts
bewegen sollten.
[Donnerstag, lßt<™ Oktober.] Wir hatten kaum unsere Lagerstätte
verlassen, als wir auf einen Elephantenpfad stiessen.
Er führte augenscheinlich zu einem Brunnen und war viel
betreten, ein unzweideutiger Beweis, dass die gewaltigen