Diener des Heerführers mit seinem Pferde in eine 12 Fuss
tiefe und weite Grube fiel und dadurch einen langen Aufenthalt
verursachte. Jedoch war Müsse genug; denn die Eingeborenen
hatten schon glücklicherweise Zeit gefunden, sich jenseits des
Flusses zu retten, und Kaschelia Beläl, der muthigste und
energischste Kriegshauptmann des Reiches, schien es unter
seiner Würde zu halten, sich noch umsonst zu bemühen, wo
Alles schon verloren war. Wenigstens wollte er die Winke
Bü-Bakr’s voraufzueilen nicht verstehen und blieb mit den
übrigen Hauptleuten ruhig halten, während der Mann aus
der Grube gezogen wurde; das Pferd war todt. Hätten die
Miissgu mehrere solche Löcher gegraben, wie es die Einwohner
Bomu’s heim Heranrücken der Tuareg machen, so hätten
sie der Reiterei einen hübschen Verlust beibringen können.
Endlich ging es weiter über das sandige, schön bebaute Land,
und nachdem wir eine ansehnliche Ortschaft passirt, die noch
zum ausgedehnten Gaue Wülia gehört, aber einen besonderen
Namen hat, erreichten wir kurz vor 11 Uhr das weitere
oder Überschwemmungsufer des Serbewel, bis wohin er sich
in der Regenzeit ausbreitet, um dann bei seinem Zurücktreten
weit ausgedehnte Wasserteiche zurückzulassen, die eine Fülle
des frischesten Krautes auf dem flacheren Graslande nähren.
Dieses Ufer war etwa 8 Fuss hoch; an der Stelle weiter
abwärts, wo wir den Fluss vor ein Paar Tagen berührt, war
es nicht so ausgebildet, dort aber war das erste Ufer höher.
Auch am Benue war es der Fall, dass an einigen Stellen
ein sehr bestimmtes Ufer gegen den höchsten Stand der
Überschwemmung gebildet, .an anderen aber die Linie, die
der Fluss, wenn er über sein eigentliches Bett hinausgetreten
ist, erreicht, auf flachem grasigen Ufer unbestimmt gelassen
war, und so ist es natürlich mit allen Flüssen in
diesen Zonen.
Etwa 2000 Schritt innerhalb dieses äusseren grasigen Ufers
war das, hier nur 10 Fuss hohe, sandige innere Ufer, das
den Strom jetzt begrenzte. Er kam hier von S25 0. (magnetisch),
verliess jedoch, etwas unterhalb der Stelle diese Richtung,
um eine ändere, nämlich nach W. bei Nord, zu verfolgen;
weiter aufwärts war sein jenseitiges Ufer reich mit Bäumen
bewachsen, unter denen Deleb-und Dümpalmen hervorschauten
; Dörfer aber waren nicht zu sehn, obgleich hier am östlichen
Ufer eine Ortschaft Namens Kar liegen soll.
An der Stelle, wo wir den Fluss erreichten, war er ansehnlich
breit, wenigstens 1200 Schritt, und bildete eine
Sandinsel, und das war offenbar der Grund gewesen, wess-
halb man den Raubzug nach diesem Punkte gelenkt hatte,
indem man hoffte, der Fluss werde hier eine Furth bilden,
was auch zuweilen nach spärlicher Regenzeit der Fall
sein mag und selbst dieses Jahr in Zeit von 2 Monaten
.gewiss eintreten musste. Augenblicklich aber war das nicht
der Fall und die raubgierigen Schüa ritten verzweiflungs-
voll zwischen der Insel und unserem westlichen Ufer hin
und her.
Auch ich wandte mich nach der Insel, obgleich ich schon
sah, dass an ein weiteres Vordringen nicht zu denken sei.
Der erste, breitere Arm war an der tiefsten Stelle nur 18
bis 19 Zoll tief und musste in kurzer Zeit ganz austrocknen
, wo dann die Sandbank das Knie dieser Flussbiegung
bilden würde; der östliche Arm aber, der nur etwa
200 Schritt breit zu sein schien, war von ansehnlicher Tiefe
und hier floss der Strom mit bedeutender Gewalt. Der alte
Abu Däüd, welcher mir an der Südspitze der Sandinsel begegnet
war und mich an das östliche Ufer derselben begleitet
hatte, bezeichnete die ganze Natur des Stromes mit dem
einen, aber vielsagenden Worte „yäkul” , d. h. „er isst”
(nämlich den v der sich hineinwagt).
Es wäre um so gefährlicher gewesen, sich hineinzuwagen,
als auf dem gegenüberliegenden, nur etwa 4 Fuss hohen
Ufer eine Anzahl hochgewachsener, kräftiger Eingeborenen