versicherte mich hierauf, er werde, wenn ich nach seinem Dorfe
zurückkehren wolle, dafür Sorge tragen, dass ich mit Allem,
was ich bedürfej namentlich mit Geflügel und Milch, hinreichend
versehen würde.
Ich genehmigte daher, .dass Grerna die Reise allein fortsetze,
um meine Briefe nach der Hauptstadt zu bringen, während
ich meinen Rückweg nach Meie antrat. Auf einem geraderen
als dem vorher von mir eingeschlagenen Wege kehrten
wir in 1| Stunden nach dem Dorfe zurück, wo ich dieses
Land zuerst betreten hatte.
Meie hat eine ganz interessante Lage auf dem steilen Ufer
eines grossen, schiffbaren Flusses, der hier seinen Lauf ändert
und die bisher eingehaltene westöstliche Richtung gegen eine
südnördliche vertauscht. Sehr angenehm hätte ich hier einige
Tage in Betrachtung der anziehenden Scenerie zubringen können,
wenn mich nicht stets die Sorge um die Weiterreise beunruhigt
hätte. Unter diesen Umständen vergingen mir die 6
oder 7 Tage, die ich hier zubrachte, gar trübselig, und die
Einwohner fingen an, sehr misstrauisch gegen mich zu werden,
weil sie bemerkten, dass mein Lieblingsaufenthalt im Schatten
eines schönen Baumes am Flussufer war, von wo ich
eine weite Aussicht über den Strom nach Norden und Westen
hin hatte. Der Verkehr auf dem Flusse war sehr unbedeutend,
nur höchst selten sah man ein Boot vorbeifahren.
Mitunter belebte sich aber die langgestreckte Sandbank durch
ein Krokodil, das aus dem Wasser hervorkam, um sich zu
sonnen, oder durch die fröhliche Dorfjugend, welche hinüberschwamm,
um nach ihrem Fischergeräthe zu sehn und die
Netze zu trocknen. Sowohl an Fischen wie an Krokodilen
ist der Fluss sehr reich und das Fleisch der letzteren ist bei
den Eingeborenen sehr beliebt. Ich sah auch etwas weiter
abwärts am Strande eine eigenthümliche Vorkehrung oder
eine Art Zaubergeräthe, an einem Baumstamme angebracht,
um, wie es schien, die Wasserholenden vor einem plötzlichen
Angriff dieser gefrässigen Thiere zu schützen. Ausserdem enthält
der Fluss ein sehr grosses, wahrscheinlich mit dem Ayü
des Benue und des Niger —■ dem Manatus Vögeln — identisches
Thier *).
Nordöstlich ward das Dorf von einer dichten Waldung begrenzt,
durch welche sich in geringer Entfernung das untere
Ende der Ambussäda zog, die hier einen überaus üppigen
Pflanzenwuchs hatte und ein Lieblingsaufenthalt der Wildschweine
war. Ich bemerkte hier auch Affen in beträchtlicher
Anzahl.
Es war während meines Aufenthaltes in Meie, dass ich zuerst
eine deutliche Vorstellung vom Laufe des Schäri und
von dessen Verhältniss zum Flusse von Logone erhielt, welche
Flüsse sich beide etwas unterhalb Küssuri bei einer Ortschaft
Namens Ssina Fatscha vereinigen; auch zog ich viele Nachrichten
-— freilich nicht eben von der deutlichsten und bestimmtesten
Art — über die am oberen Laufe beider Flüsse
liegenden Orte und Herrschaften ein. Ich hörte, dass der Schäri
im vorigen Jahre über seine Ufer ausgetreten und sogar in die
Hütten der Einwohner eingedrungen sei. Und doch erhoben
sich an dieser Stelle die Ufer gegenwärtig mehr als 40 Fuss
über den Wasserspiegel!
Der dem Flusse gewöhnlich beigelegte Name „Schäri” gehört,
wie schon bemerkt, der Sprache der Kotokö an; die Baghir-
mier nennen ihn nur „Bä” und unterscheiden seine verschiedenen
Theile nach den anliegenden Ortschaften, wie Bä-Mele,
Bä - Bü-ssö, Bä-Gün, während ihn die Araber hier Bahr-Mele
und etwas weiter aufwärts nach dem anderen Dorfe Bahr-
A-ssü nennen. Wenn daher zuweilen der ganze Fluss A-ssü
*) Icli glaube, dieses Thier is t dasjenige, welches Burckhardt (Reisen in
Nubien, Anhang, 2te Originalausgabe, I. S. 433) als den anführt.
Dieser Name muss ihm. von den Schüa gegeben worden sein, ich habe ihn
jedoch selbst nicht nennen hören.
Bixrtli’s Reisen. I II . 3 7