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294 XI. Kapitel.
[Sonntag, 28*tm. Märzi\ Wir setzten unsere Reise, früh-
zeitig fort und näherten uns jetzt der Stadt Bügomän, wo.
ich die Befehle des Sultans abwarten, sollte. Das Land
zeigte beträchtlichen Anbau, und zahlreiche landwirtschaftliche
Weiler, von den Baghirmiern „yoeö” genannt, lagen
umher; gegenwärtig standen, aber alle ,; leer, da sie. nur
während der Regenzeit von den „Feldhänden”, wie ein Amer
rikaner sagen würde, bewohnt werden.
Nachdem wir etwa 4 Meilen weiter .gezogen und durch
eine marschige Wiese mit zahlreichen Rhinocerosspuren gekommen
waren, standen wir abermals am Ufer des grossen
Flusses von Baghirmi, des Schäri oderBä, welcher mir hier,:
wo er einen weiten, flachen, sandigen-Strand bildete*), anfänglich
in Vergleich mit dem grossartigen Ansehen, das er
weiter thalabwärts hat, gar unbedeutend vorkam, so dass ich
ihn beinahe nur für einen Nebenarm gehalten hätte; allein
meine Leute versicherten mir wiederholt, dass dies nicht der
Fall sei, indem sich der Nebenarm, welcher weiter aufwärts,
etwas oberhalb der Stadt Miltu, sich vom Hauptstrome absondert
und bei Bü.-ssö und Bätschikäm vorbeifliesst, mit
dem Hauptflusse unfern von hier, hei der Stadt Misskin,
deren höhere Bäume von hier aus in Sicht waren, wieder
vereinigt habe. Die Richtung des Flusses ist hier auf eine
lange Strecke gerade von Süden nach Norden; er kömmt
aber weiter aufwärts, oberhalb Misskin, aus SSO. Das
Ufer ist an dieser Seite sehr niedrig, wesshalb sieh der
Fluss während der Überschwemmungszeit hier sehr weit
ausbreitet. Bei der sanften Abdachung des Bettes ist der
Fluss bis ziemlich weit vom Ufer seicht, jedoch wahrschein<
*) Bevor ich zum Hauptfluss kam, hatte ich einen Bach mit sehr kaltem.
und klarem Wasser zu überschreiten, welcher in einer, dem Flusse entgegengesetzten
Bichtung floss; aber sein Yerhältniss zum Hauptstrom blieb mir unbekannt,
da mich auch nachher Erlebnisse in dieser Gegend verhinderten,
dasselbe weiter zu ergründen.
Ankunft in Bügoman.
lieh auf der gegenüberliegenden Seite, hei der Stadt "Bügo-
män, wo das Ufer steil ist, von grösserer Tiefe,
Die Stadt hat aus dieser Entfernung einigermassen das
Ansehen eines verfallenen Ortes, wenigstens was die Ringmauer
betrifft; sie war jedoch reichlich mit mannichfaltigen
Bäumen geziert, unter welchen Deleb- und Dümpalmen in
anmuthiger Weise hervorragten. Es war eben Markttag und
eine Anzahl Leute hatte sich in der Morgenkühle am südöstlichen
Strande, wo auch wir angekommen, versammelt, der Rückkehr
des Fährhootes wartend, so dass das Ganze eine recht
belebte Scene darbot. Aber allmählich verlor sich das Geräusch,
und die Hitze der auf dem Sande widerstrahlenden
Sonne wurde fast unerträglich; denn trotz meiner Warnung
hatten wir den grünen Gürtel von Bäumen und Pflanzenwuchs
hinter uns gelassen und waren weit auf das flache, sandige
Ufer hinausgegangen, welches jetzt bis unmittelbar an’s Wasser
trocken war. Mein Geleitsmann war mit den beiden Dienern
des Serma in die Stadt gegangen, um meine Ankunft anzumelden
und dem Amtmanne den Befehl des Vicestatthal-
ters, dass ich hier weitere Verfügungen des Sultans abwarten
solle, mitzutheilen, -Sk aber sie kamen nicht zurück. Vergehens
suchte ich mich gegen die sengenden Sonnenstrahlen
zu schützen, indem ich mit dem Teppiche eine .Überdachung
über mir bildete; die Sonnenhitze ist in diesen Erdstrichen
nie heftiger, als gerade vor Anbruch der Regenzeit,
und wir hatten gewöhnlich um 2 Uhr 106° bis 110°. — Als
der Mittag vorüber war, wurde ich ungeduldig, besonders
desshalb, weil ich nichts zu essen hatte und auch kein
Brennholz da war, um seihst das einfachste Mahl zu kochen.
Endlich etwas vor 3 Uhr kehrten meine Boten zurück,
aber man sah es ihnen gleich an, dass sie keine Überbringer
günstiger Nachrichten waren. Der Amtmann von Bügomän
verweigerte dem ausdrücklichen Befehl seines Landesherrn,
des Sultans von Baghirmi, Gehorsam und lehnte es ab, mich