digen Ritte die Stadt Ngörnu erreichten, konnte ich nur mit
der grössten Mühe meine Reiter von der Stelle bringen. Sie
waren nämlich völlig ermüdet >4«#'"denn die Bornauer sind
heutigen Tages nicht mehr an so grosse Anstrengungen gewöhnt
und wünschten, hier bei ihren Freunden auszuruhen.
Meine Gefährten waren in der That an Leib und
Seele so gänzlich erschöpft, dass sie, seltsam genug, dicht
bei der Hauptstadt den Weg verloren, da die hochstehende
Saat freilich der Landschaft ein ganz verändertes Aussehen
gab. Der grosse Teich von Käine war jetzt ausgedehnter,
als ich ihn je gesehn, und hatte den Pfad auf eine beträchtliche
Strecke überschwemmt.
Ich hatte einen Mann vorausgeschickt, um dem Vezier und
Herrn Dr. Overweg meine Ankunft anzuzeigen; dann hatten
wir bei einer der vielen stehenden Lachen eine kurze Zeit
Halt gemacht und waren eben im Begriff, wieder zu Pferde
zu steigen, als mein Freund dahergalopirt kam. Unser Wiedersehn
war beiderseitig ein höchst freudiges, da wir diesmal
viel länger von einander getrennt gewesen waren, als
je vorher; auch hatte man in Kükaua sehr beunruhigende
Nachrichten über meinen Empfang in Baghirmi erhalten. —
Herr Dr. Overweg hatte inzwischen eine sehr interessante
Reise nach dem südwestlichen Gebirgslande von Bornu ausgeführt
und war bereits vor 2 Monaten von dort zurückgekehrt
; aber ich war höchst erstaunt, dass er ungeachtet dieser
langen Ruhe viel schwächer und erschöpfter aussah, als
ich je früher bemerkt hatte. Er theilte mir mit, dass er
seit seiner Rückkehr viel gekränkelt habe und sich auch
jetzt noch nicht hergestellt fühle, beschrieb mir aber auf
die lebhafteste und aufmunterndste Weise die Mittel, welche
zu unserer Verfügung gestellt worden waren, und mit den
kühnsten Entwürfen für die Zukunft betraten wir die Stadt
Hier fand ich mich nun, wieder in den Besitz meiner alten
Wohnung gelangt, von Genüssen umgeben, denen ich während
des letzten Halbjahres fast entfremdet worden war, — wie
Kaffee und Thee mit Milch und Zucker.
■ Es war ein sehr glücklicher Umstand für mich, dass sich
meine Ankunft nicht einen halben Tag verzögert hatte; denn
sowohl die Karawane, wie der Courier waren abgegangen,
letzterer vor 4 Tagen, so dass die Leute meintem;^es würde
nicht mehr möglich sein, ihm meine Briefe nachzusenden.
Der Vezier aber, den ich früh am folgenden Morgen besuchte
und welcher mich sehr freundlich aufnahm, stellte mir
drei Reiter, die den Courier einholen sollten. Da ich glücklicherweise
meine Briefe und Depeschen in Baghirmi beantwortet
hatte, so brauchte ich nur mein Packet zurecht zu
machen; die Reiter holten jedoch den Courier erst in einer
Entfernung von 40 Meilen jenseits Ngegimi ein, im Herzen
der Wüste. — Meine Diener kamen nicht vor dem folgenden
Abend an, und zwar in einem sehr trübseligen Zustande, indem
sie sowohl mit dem Kameel, als mit dem Gepäck viele
Noth gehabt hatten.
- [Montag, 23*** August^:, Wir hatten heute eine wichtige
Privataudienz beim Scheich, in der ich nach dem Austausche
der üblichen Komplimente die Gelegenheit ergriff, mich gegen
ihn über die gegenwärtigen Verhältnisse der Expedition deutlich
auszusprechen. Er gab den Wunsch zu erkennen, die
Englische Regierung möchte mich zum Konsul bestellen,
worauf ich ihm erwiderte, dass dies unthunlich sei, da es
mir vielmehr obliege, unbekannte Länder zu erforschen, mit
denselben Verkehr anzuknüpfen und sodann in die Heimath
zurückzukehren; die Englische Regierung sei zwar von dem
eifrigen Wunsche beseelt, die freundschaftlichsten Beziehungen
mit Bornu einzuleiten, unsere wissenschaftliche Mission
erstrecke sich jedoch weit über die Grenzen seines Gebietes
hinaus. Ich theilte ihm zugleich mit, dass sich die Regierung
in ihren letzten Depeschen dahin ausspreche, wir möchten,
falls es sich als unmöglich erweisen sollte, in südlicher