Thiere in dieser verwüsteten und verwilderten Gegend, wo
der Mensch kaum eine Spur seiner Anwesenheit hinterlassen
hat, in grösser Anzahl hausen. Wir verfolgten den Pfad eine
weite Strecke, und indem wir in schnellem Schritte vorwärts
rückten, durchschnitten wir nach etwa 6 Meilen Weges eine
sehr schöne Thalsenkung oder vielmehr einen Thalkessel, der
sich von Süd nach Nord erstreckte und jedes Erzeugnisses
fähig war; gegenwärtig aber sah man hier nur wenige Spuren
menschlicher Thätigkeit und Industrie an einem kleinen
Waizenfeld, das mit Hilfe von Ziehbrunnen, bei den Arabern
„chättatir” genannt, wie wir sie schon wiederholentlich auf
unserer Wanderung angetroffen hatten, bewässert wurde.. Ehen
diesen Namen hat man in der Folge der ganzen Örtlichkeit
gegeben; ihr einheimischer Name ist, wenn ich nicht irre,
„Yakällogö”.
Unser Pfad führte uns dann zu einem anderen Thalkessel,
der ganz die Gestalt eines alten Circus hatte und dessen Boden
reich mit Natron geschwängert war. Sein Name ist
„Berende”. Nach einem kurzen Halt hier, um den Kameelen
theils den Genuss des ihnen zuträglichen Minerals, theils einen
Anbiss des den Rand des Kessels umgebenden reichen Krautwuchses
zu gestatten, setzten wir unseren Marsch fort; und
während unser Tross dem geraden Pfade folgte, wandten wir,
Herr Dr. Overweg und ich, uns südwärts ah und besuchten
einen anderen Thalkessel, Namens „Böro”. Dieser Kessel, obgleich
klein an Umfang, hat eine grössere Tiefe und in seinem
Grunde einen See, der je nach der jedesmaligen Jahreszeit und
der Wassermenge, die er enthält, gleich mehreren anderen
Wasserbecken um den Tsäd her, bald ein Süsswassersee, bald
ein Bittersee genannt werden kann. Nun war während der
letzten Regenzeit nur sehr wenig Regen in Känem gefallen
und folglich der See augenblicklich von nur kleinem Umfang.
Er hatte nämlich etwa 1 | Meile in Umfang und beschränkte
sich auf den tieferen südlichen Winkel des Beckens, während
der nördliche Theil dicht bewaldet war. Dieser Theil wird
überhaupt selten überschwemmt.
In früheren Zeiten war hier viel Anbau und ein kleines
Dorf (zur Blüthezeit des Landes wohl ein grösserer Ort) lag
am Rande des See’s. Jetzt ist Alles wüst und öde und unser
Führer aus Känem, Müssa Bede, nicht eben geneigt,
länger als nöthig an einem solchen Orte zu verweilen, drängte
vorwärts. Wir mussten daher schneller hinwegeilen, als wir
gewünscht hätten, und stiegen das steile östliche Gehänge
hinauf; welches wohl sicherlich 400 Fuss hoch ist. Hier
gewannen wir eine Aussicht über einen weiten Landstrich,
aber Alles war eine ununterbrochene und unübersehbare Wild-
niss ohne eine einzige Spur friedlicher menschlicher Thätigkeit.
Das einzige Zeichen von Leben, das wir gewahrten,
war eine Schaar von fünf Männern, die aus der Ferne unsere
Bewegungen beobachteten. Wir kehrten daher eilig zu
unserer Heerschaar zurück, um sie von diesem Umstande in
Kenntniss zu setzen, worauf sogleich eide Anzahl Reiter zu
ihrer Verfolgung abgeschickt wurde.
Indem wir nun in Gesellschaft unserer Rauhfreunde den
Marsch fortsetzten, durchzogen wir etwa '/2 Stunde vor Mittag
wieder einen Thalkessel Namens Toäder. In seinem südlichen
Theile befindet sich ein Seehecken, das aber augenblicklich
trocken war, und um seinen Rand umher sind mehrere
Brunnen. Der Boden war hier dicht mit Unterholz bewachsen.
Einige Meilen weiterhin aber erreichten wir einen ausgedehnteren
und überaus anmuthigen Thalkessel. Obwohl mit reicher
Pflanzenfülle bekleidet, war er doch nicht in so wildem
Zustande und von demselben undurchdringlichen Charakter,
wie manche von denen, welche wir gesehn hatten. Der Grund
schien darin zu liegen, dass er weniger tief war, nur etwa
150 Fuss unter dem Niveau der höheren Sandfläche. Es ist
unzweifelhaft, dass am Rande dieses schönen Thaies eine der
Hauptstätten des alten Känems zu suchen ist, aber sonder