kommt, seinen Unrath immer auf dem reinen, weissen Fleck
eines Ameisenkügels ablegt. Der Regen schien sehr beträchtlich
gewesen zu sein, und eine Meile weiterhin kamen
wir bei einem grossen Teiche und bald darauf bei einem
noch grösseren vorbei, welcher rings umher eine Fülle des
prächtigsten Grases erzeugte. Der Boden bestand liier aus
festem Thon und der Pflanzenwuchs war mannichfaltig;
bald aber folgte auf den Wald ausgedehntes Ackerland, welches
die Nähe einer bedeutenden Ortschaft ankündigte.
Ich wusste recht gut, dass wir die Strasse nach Djögode
eine beträchtliche Strecke zur Rechten hatten liegen lassen,
aber es verdross mich sehr, von den Leuten, welchen wir
hegegneteu, zu hören, dass wir Kökorotsche vor uns hätten,
dasselbe Dorf, durch das wir auf dem Wege von Meie nach
Bügomän gekommen. Da ich demnach jenes Dorf wieder
berühren musste, so beschlich mich die bange Ahnung,
es möge mir ein Missgeschick zustossen und mir nicht
vergönnt sein, dieses Land so bald zu verlassen; ich fasste
mich jedoch und bereitete mich auf das Unangenehmste
vor.
Die Landschaft gewann nun ein heiteres Ansehen, und
wir langten bei einem ausgedehnten und augenscheinlich
tiefen Gewässer an, das ringsum von herrlichen, reichbelaubten
Bäumen geschmückt war. Viele Weiber vom benachbarten
Dorfe holten hier Wasser; auch wir nahmen einen
Vorrath ein, zogen dann weiter und machten Halt im Schatten
eines schönen Hadjilidj im Angesicht des Dorfes. Rindvieh
und Esel weideten in grösser Anzahl umher und erwiesen
den Wohlstand der Einwohner. Kökorotsche ist ein wichtiger
Platz im Leben des Landes, indem es nebst Bügomän
der Hauptstadt den grössten Theil des Bedarfs an
Hirse liefert.
Entschlossen, zum bösen Spiele gute Miene zu machen,
liess ich meine Leute das Schaaf schlachten und machte es
mir so bequem wie möglich, indem ich meinen Teppich, beschädigt,
wie er von den Bakadä-Ameisen war, auf dem Erdboden
ausbreitete und mir überhaupt den Anschein der
grössten Gemüthsruhe gab. Ich wusste damals noch nicht,
dass es in diesem Lande nur dem Sultan und einigen Gross-
würdenträgern gestattet ist, auf einem Teppich zu sitzen.
Während das Fleisch auf dem Feuer kochte und einen ungewohnten
GenusB in Aussicht stellte, empfing ich einen
Besuch von Grëma 'Abdü’s Schwiegervater, meinem Wirthe
in Mûstafadjï, und seine Mienen und Winke bestätigten meine
ungünstigen Vermuthungen. Ich erzählte ihm, wie es mir
ergangen, seit ich bei ihm gewesen, — wie der Statthalter von
Bügomän sich geweigert, mich in seiner Stadt aufzunehmen,
und wie ich 18 Tage in Bakadä gesessen und vergeblich auf
die Erlaubniss, in die Hauptstadt kommen zu dürfen, gewartet
habe. Ich zeigte ihm meinen Teppich und erzählte ihm,
dass ihn die Ameisen halb verzehrt, und wie wir an hinlänglicher
Nahrung und an Obdach beim Eintritt der Regenzeit
Mangel gelitten hätten. Es that ihm sehr leid, dass ich
nicht mit mehr Rücksicht behandelt worden war, er gab es
jedoch als seine Ansicht zu erkennen, dass der Vicestatt-
halter mir auf diese Weise nicht gestatten werde, das Land
zu verlassen.
Unglücklicherweise war dieser Mann nicht offen genug, um
mir zu gestehen,, dass bereits Boten aus der Hauptstadt angekommen
seien; ebenso wenig gab mir der Dorfvorsteher
„billama” oder vielmehr „gollennange” oder „gar”, wie er
hier heisst —, welcher gerade mit einer zahlreichen Mannschaft
ankam, als ich auf brechen wollte, den entferntesten Wink
davon. Ob er in der Absicht kam, mich zurückzuhalten, und
nur Anstand nahm, sein Vorhaben auszuführen, weiss ich
nicht. Jedenfalls würde es für mich besser gewesen sein,
hätte sich mein Geschick hier statt in Mëlë entschieden. Wie
es nun einmal war, gab mir der Dorfvorsteher einen von sei