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90 . IV. Kapitel.
Etwas Anbau war in der Nahe des Dorfes zu sehn, aber
im Allgemeinen verblieben der Landschaft auch hier die
augenscheinlichsten Spuren der Verödung. Endlich milderte
sich ihr trockener, dürrer Charakter und wir stiegen in ein
regelmässig gebildetes Thal Namens Gessgi hinab, das 7- bis
800 Schritt Breite hatte und von hohen Sandsteinklippen
geschlossen war.
Dies war die erste regelmässige Thalbildung, die wir auf
unserer Beise.nach Känem sahen, höchst bedeutend als ein
Beispiel der ausgebildeteren Thäler, welche diesen südöstlichen
Theil Kanems auszeichnen, während. alle Einsenkungen in
den westlichen Landschaften eher den Charakter unregelmässiger
Thalmulden hatten-, mit mehr oder weniger vollkommen
gebildetem Gehänge. Dieses Thal dagegen, welches
hier von Nord nach Süd gerichtet war, bildete augenscheinlich
die gelegentliche Binne eines kleinen Stromes
und war in Folge der über die ganze Weite sich verbreitenden
Feuchtigkeit mit mehreren Gruppen Palmbäumen, hie
und da auch mit Kornfeldern geschmückt.
Es war also kein geringes Interesse, mit welchem Herr Dr.
Overweg und ich dieses Thal betrachteten, aber auch unsere
Freunde, die raublustigen Araber-Buben, fanden gleichfalls
hier etwas für sie Anziehendes und jeder Rest von Ordnung
hörte in unserer kleinen Schaar auf, indem sich das junge
unerfahrene Volk in allen Richtungen zerstreute. Einige
machten sich hinter einige Schaafheerden, die man im Thale
gesehn hatte, während Andere die Hütten eines kleinen Weilers
plünderten, der am westlichen Rande des Thaies lag.
In dieser wilden Unordnung, in der wir beiden Europäer
und Deutsche fast allein gelassen wurden, war es höchst
glücklich für uns, dass von den Eingeborenen Niemand
lauerte, da sie leicht unsere ganze Bande in ihrer vollkommenen
Zersprengung hätten aufheben können.
Nachdem wir uns umsonst in allen .Richtungen nach den