angenehmen Gedanken nach, dass ich nun bald ein neues
Land betreten würde, das noch von keinem Europäer besucht
worden war.
Endlich kam das Boot heran, aber sobald die Fährleute
erkannten, wer wir seien, nahmen sie eine befremdete und
geheiiunissvolle Miene an und erklärten, dass sie uns nicht
übersetzen könnten, ohne vorher ihren Herrn, den Amtmann
von A-ssü, befragt zu haben. So ungewöhnlich dies Verfahren
auch schien, so ahnte ich doch noch nicht, wie sich die
Sache eigentlich verhielt. Wir setzten uns daher ruhig am
Ufer nieder, um die Antwort abzuwarten, die wir für eine
blosse Förmlichkeit hielten. Die Luft war sehr schwül und
der Himmel trübe; Gewölk hing über dem Flusse, das Herannahen
der Regenzeit verkündend. Um die tödtlichen Stacheln
der Blutfliegen von den Pferden abzuhalten, zündeten
wir ein Rauchfeuer an. Die Stiche dieser Fliege sind fast so
g e fä h rlic h , wie die der „tsetse” in den südlichen Theilen dieses
Kontinentes, und viele Reisende verlieren all’ ihre Pferde
an den Ufern dieses Flusses; aber glücklicherweise ist sie
auf diese Ufer beschränkt.
Meine Ruhe ward plötzlich gestört durch die Ankunft
eines zahlreichen Zuges Pilger, die nach Mekka unterwegs
waren, alle vom Stamme der Fulhe oder Felläta, und zwar
grösstentheils aus dem westlichen Sudan, nur einige aus
Göttokö, einem wenig bekannten Lande zwischen Bambara
und Kong. Unter ihnen waren auch die Leute, welche mich
auf meiner Reise nach Adamaua begleitet hatten, und denen
ich zum zweiten Male bei der Stadt Logone begegnet war. Ich
machte denselben ein Geschenk von Nähnadeln, um ihnen
bei ih rem löblichen Unternehmen eine kleine Unterstützung
zu gewähren. Während wir zusammen plauderten, kehrten
die Bootsleute mit der Staunen erregenden Antwort zurück,
dass mir der Amtmann des Dorfes verbiete, über den Fluss
zu setzen.
Wir vermochten uns erst kaum vorzustellen; worin die
Ursache dieses unvorhergesehenen Hindernisses bestehe, bis
uns die Bootsleute mittheilten, dass Hadj Ahmed, das
Haupt der mehrerwähnten, von Kükaua nach ihrer Hei-
math zurückkehrenden Baghirmier, erklärt habe, ich sei
eine höchst gefährliche Person , 'und es habe ihnen selbst
der Vezier von Börnu gesagt, es sei ernstliche Gefahr vorhanden,
dass, falls ich während der Abwesenheit des Sultans
Baghirmi betreten sollte, ich den Thron Umstürzen und
das Land zu Grunde richten würde. Da sich einige von
den angesehensten Männern des Dorfes im Boote befanden,
so wandten wir jedes Mittel an, um sie von der Ungereimtheit
dieser Verläumdung zu überzeugen; aber Alles war
vergeblich, und es unterlag weiter keinem Zweifel, dass
man uns jedenfalls an dieser Stelle nicht würde übersetzen
lassen.
Ich war einen Augenblick unentschlossen, ob ich nach
Logon birni zurückkehren und daselbst die Rückkunft eines
zum Sultan von Baghirmi zu sendenden Boten abwarten,
oder ob ich mein Glück an einer anderen Stelle des Flusses
versuchen sollte. Ich wusste mir nicht zu erklären, von
woher die Schwierigkeit komme, ob es wirklich der Vezier
von Bornu sei, der diese Umtriebe angestiftet habe, da ihm
bekannt war, wie ernstlich mein Wunsch sei, wo irgend
möglich, nach Wädäi vorzudringen, oder ob es der Sultan
von Logone sei, der glauben mochte, wenn er mich auf diese
Weise zur Rückkehr nöthige, würde er mich bewegen können,
länger bei ihm selbst zu verweilen. Ich hatte den
Baghirmier, so viel ich wusste, niemals beleidigt, sondern im
Gegentheil ihn und seine ganze Truppe in der Stadt L6-
gone bewirthet und ihm noch besonders einige kleine Geschenke
gemacht; er mochte aber neidisch auf mich gewesen
sein, weil er den Sultan von Logone mich mit solcher Zuvorkommenheit
beehren sah. Er war nach Kükaua gekom