dieser Ort, 5 Tagereisen östlich von Mäsena und 3 lange Tagereisen
südsüdöstlich von Jäuö gelegen und durch die seltsame
Form des dortigen Heidenthums ausgezeichnet, der ursprüngliche
Sitz ihrer Könige war; denn nicht nur betrachten die Ba-
ghirmier Kenga mit tiefer, heiliger Verehrung als ihren Ur-
sitz, welchen angreifen oder unterwerfen zu wollen unerlaubt
sei, sondern sie haben auch gewisse Embleme, welche hei
besonderen Gelegenheiten zur Schau gestellt werden und
welche, wie sie behaupten, von Kenga hergebracht sind.
Diese Embleme bestehen in einem sehr langen Speer, welcher
bei gewissen Gelegenheiten vor dem Könige hergetragen
wird, einer kleinen Pauke und einem Bügelhorn. Die Sprache
von Kenga ist der von Baghirmi nahe verwandt, obgleich
sie auch einige davon abweichende Bestandtheile enthält,
und bilden diese beiden Mundarten mit derjenigen der Küka
zusammen Eine Sprache.
Die Auswanderer — um auf unsere Hauptfrage zurückzukommen
— drangen unter der Leitung ihres Häuptlings Dokkenge,
wie es heisst, auf der durch die Niederlassungen
Hirla, Kirssua und Nairomä — eine Ortschaft unfern von
Mäsena, am Bätschikäm — bezeichneten Strasse yor.
Als dieser heidnische Fürst vor 300 Jahren sein neues Königreich
gründete, soll sich an der Stelle, wo jetzt die Hauptstadt
liegt, nur eine armselige Ansiedelung von Fulbe-Viehzüchtern
befunden haben, und der Ort erhielt seinen jetzigen
Namen, wie die Baghirmier selbst sagen, von einer grossen
Tamarinde — „ardeb” — (in der Bägrimma-Sprache „mäss”)
und einem Felläni-Mädchen Namens Ehä, das bei demselben
Milch verkaufte. Diese Fulbe (oder Felläta, wie sie überall
in Ost-Sudan heissen) sollen durch die jährlichen Einfälle
es mag natürlich mehrere Jahrhunderte vor der Gründung des Königreiches
einen Stamm dieses Namens gegeben haben. Die erste unzweifelhafte Erwähnung
von Baghirmi oder Baghärmi findet sich in dem früher mitgetheilten
Berichte Imäm Ahmed’s von Edrlss Alaöma’s Zügen nach Känem.
der Buläla grosse Bedrängniss gelitten haben, und Dokkenge
übernahm es nun, sie gegen jene zu beschützen. Mit Ausnahme
dieser Felläta - Ansiedelung^ einiger Arabischen oder Schüa-
Stämme*), welche, wie namentlich die BenI Hassan, schon damals
sich im Lande auszubreiten angefangen hatten, und
endlich der Einsiedelei eines Felläta-Scheichs oder heiligen
Mannes zu Bidderl (einer Ortschaft 9 Meilen östlich von
Mäsena), der jedoch, so einsam er auch war, einen sehr
bedeutenden Einfluss, auf die Einführung des Isslam in
diese Länder ausübte, — waren sämmtliche Einwohner des
Landes, wie auch der Häuptling Dokkenge selbst, Heiden.
In der Mitte des Landes lagen, sämmtlich an dem kleinen,
gewöhnlich Bätschikäm genannten Arme des Schäri, vier
kleine Königreiche, Mätia, Mäbberät, Marine und Mere oder
Damre. Nachdem sich Dokkenge bei der, wie gesagt, Mäsena
genannten Stelle festgesetzt und eine kleine Niederlassung
gebildet hatte,, soll er sich diese vier Königreiche
durch List unterworfen, dann auch die Buläla zurückgetrieben
und somit in kurzer Zeit ein beträchtliches Gebiet
erworben haben. Seine Regierung soll von langer Dauer gewesen,
ihm dann sein Bruder Lubetko und diesem Delubimi
gefolgt sein, unter dessen Regierung sich das Königreich Baghirmi
beträchtlich weiter ausdehnte. Als Delubirni’s ältester
Sohn, Malö, den .Thron bestiegen hatte, fand er sich bald in
einen hartnäckigen Kampf mit rAbd-Allah, einem jüngeren
Bruder, verwickelt, welcher, weil zum Isslam bekehrt,
sich mehr zum Throne berechtigt glaubte. Anfänglich von
Malö geschlagen, soll Abd - Allah seinen Bruder darauf mit
Hilfe der heidnischen Stämme besiegt und ihn endlich nach
einem mehrtägigen blutigen Kampfe innerhalb der Stadt des
Lebens beraubt haben.
*) Dass die Araber sich schon so frühzeitig in jenen Gegenden ausgebreitet
haben, ist eine durch Imäm Ahmed’s Bericht vollständig bestätigte Thatsache.