delte, ob wir in Zeit von 3 oder 4 Stunden mit ihnen handgemein
werden sollten, ward die Sache bedenklicher. An
einem herrlich frischen, von grossen reichen Ngabore umzäunten
„ngäldjam”, das nach einem Marsche von 4 Stunden die
einförmige Waldung unterbrach, ward Halt gemacht, und
während die Beiter ihre Pferde in dem seichten, von Gras
und Schilf durchwachsenen Wiesenwasser tränkten, ward
eine lebhafte „nogona” im Schatten einer prächtigen Sy-
komore gehalten. Hier nun ward entschieden, dass wir
wenigstens nicht heute nach Daua und gegen die Tuburi,
sondern für’s Erste ganz östlich auf Demmo losmarschiren
sollten. Die Fulbe gaben ihren Punkt wahrscheinlich so
leicht auf, weil der Vezier ihnen die feste Hoffnung machte,
dass er, nachdem er sein Hauptquartier in Demmo bezogen
und den dort gemachten Kaub an Sklaven und' Heerden
sicher im verschanzten Lager deponirt hätte, einen Streifzug
nach Daüa unternehmen würde. Aber wir werden sehn,
was ihn abhielt, wenigstens nach seiner eigenen, heimlich
uns gemachten Aussage, diesen Plan auszuführen, wodurch
wir um den Besuch jener so überaus interessanten und
wichtigen Landschaft kamen, die wir schon bei früherer Gelegenheit
besprochen haben*).
Während unseres Haltes betrachtete ich mit dem lebendigsten
Interesse diese reiche, vielbewegte Scene, eine Masse von
einigen tausend Keitern mannichfaltigster, reichster Farbenpracht,
mit ihren muthigen Streitrossen aller möglichen Gattungen,
vom „ngirma” zum kleinen stämmigen „kadära”, vom
dunkelschwärzen „kera” durch alle Schattirungen von Braun
und Grau zum hellweissen „kerl”, obgleich ganz weisse Pferde
in Bömu sehr selten sind: all’ dies Gewimmel von Menschen
und Pferden am grünen Saume eines schmalen Sumpfwassers
*) Im zweiten Theil, wo ich auch Herrn Dr. Vogel’s glorreichen Tüburi-
See gehörig gewürdigt habe.
entlang, hart begrenzt von einem dichten Wald grösser,
dichtbelaubter Bäume.
Nach nur viertelstündigem Halte waren wir wieder im
Sattel, ohne die Ankunft der Kameele abzuwarten, die jetzt
unter dem Schutze zweier Kaschellas zogen, und setzten
unseren Marsch fort, aber nun mit ganz veränderter Richtung
, indem wir das von Norden nach Süden ziehende •
Sumpfwasser nahe unterhalb unseres Haltplatzes passirten,
an einer Stelle, wo es völlig trocken, aber voll von tiefen
Löchern von Elephantenfusstapfen war. Die Wildniss war
hier eine Zeit lang lichter, aber nach etwas mehr als 2 Meilen
hatten wir ein äusserst dichtes Walddickicht vor uns,
so dass es für rathsam erachtet wurde, einen. Augenblick
Halt zu machen, damit erst recognoscirt würde, ob hier etwa
ein Feind im Hinterhalt liege. In der That muss man
diese armen Eingeborenen bedauern, die bei solchen natürlichen
Verschanzungen sich nicht besser gegen diese ebenso
grausamen als feigen Eindringlinge zu vertheidigen wissen.
Natürlich sind diese dichten Waldungen, die jede kleine
Herrschaft, ich möchte sagen, jede Ortschaft von der anderen
trennen, selbst eine Folge des Unverstandes und der.
barbarischen Blindheit dieser Heidenstämme, die, ohne ein
gemeinsames nationales Band, nicht allein sich einander nicht
beistehen, sondern wohl gar noch einander befehden.
Kaum hatten wir uns einen Weg durch das Dickicht gebahnt,
als wir ein anderes Wiesenwasser vor uns hatten,
das aber im gegenwärtigen Zustand eher einem wirklichen
Sumpfe glich, durch welchen sich die Pferde nur mühsam
durcharbeiten konnten. Nachdem wir dann wieder festen
Boden gewonnen, hatten wir um Mittag abermals ein Sumpfgewässer
zu passiren; dann aber öffnete sich das Land, und
indem die Fahnen entfaltet und alle Trommeln geschlagen
wurden, sprengte der grösste Theil der Reiterei zum Angriff
oder vielmehr zum blossen Raube voraus; denn kein Feind