die Hauptstärke des Heeres bestellt, auf 7000 Mann veranschlage.
Gegen 1000 Mann dieser Reiterei tragen das Panzerhemd
— die „derret” —; doch nimmt die Zahl derselben
jährlich zu, indem in Folge des Verkehrs mit Ben-Ghäsi jede
Karawane von dorther einige Karaeelladungen mitbringt,
welche, um den Preis von 1 oder 2 Sklavinnen das Stück verkauft
werden. Die Pferde sollen vortrefflich sein; jedem Wetter
und jeder Hitze ausgesetzt, nie unter Dach oder Schatten
gebracht, besitzen sie die äusserste Ausdauer, wobei sie
jedoch, wenigstens die der Grossen, reichlich mit Milchreis
gefüttert werden sollen. Die Pferde des Sultans führen sämmt-
lich den Titel „aruäil” (Sing. „rauäil”), wobei aber jedes noch
seinen besonderen Namen hat. Nur wenige Leute im Heere
besitzen Flinten, indem eingeborene Wädä'i-Männer selbst mich
versichert haben, es gebe deren nur gegen 300. Die Stärke
des Wädäi- Volkes beruht in dem Gebrauche der Speere,
während die Föraui sich vornehmlich auf das Schwert verlassen.
Die Rangordnung der Befehlshaber bestimmt sich hauptsächlich
nach der Anzahl der von ihnen in’s Feld gestellten
Truppen. Ausser dem Sultan und dem Ssing-Melek ist Niemand
dem Djerma Agid der Mäliamld gleichzustellen, auf
den der Djerma Abd el Asls und der Kamkoläk Räkeb folgen;
diese sind sämmtlich freie Leute. Nach ihnen kommen
Sklaven, nämlich: der mächtige AgTd-el-bahhr; Fadalälle,
der Agid der Djäätena; Ssäid, Agid der Ssälamät; Dänna;
Dägga, der „edderf”, d. i. Befehlshaber des Nachtrabes; Mä-
gene; El Horr; Hänno, Agid der Hamide, welcher aber kein
Sklave, sondern ein geborener Wädäui ist; der Djerma Scho-
goma, Käffa und Andere.
Es gibt mehrere Hauptleute in des Sultans eigener Reiterei
mit dem Titel Djerma, wie Djerma Angarütü, Djerma
Dhohob, Djerma Rebek, Djerma Kaukob, Djerma Hassan,
Djerma Ssiäde. Djerma Dhähab, Djerma Fudhl, welcher gegewöhnlich
in Känem steht; Djerma Mongö und Djerma
Benäi.
Hofhaushalt. — Den Vorrang im Haushalt des Sultans von
Wädäi haben die Söhne des Monarchen — die „kolötu” —
und die Töchter desselben — die „meram” —. Zur Zeit meiner
Anwesenheit in Baghirmi gab es fünf Kolötu. Mohammed,
der Thronerbe, der schon damals mit seinem Vater auf keinem
guten Fusse stehn sollte, ist der Sohn einer Pullo- oder Fe-
latnie-Frau, welche Mohammed Ssäleh in Kordofän heira-
thete, wesshalb man in Wädäi seiner Thronnachfolge meistens
abhold ist. Ali und A’dim haben eine gemeinsame Mutter,
Mädem Schekoma; Chodr, der drittgeborene Sohn, und
Machmüdi haben eine andere Mutter. Nach den Kolötu und
Meram kommen die Häbbabät oder, wie sie in der Sprache
der Wädäui heissen, die Elissi (Sing. „elik”) — die Frauen
oder Konkubinen des Sultans —, unter denen Schekoma und
Ssokäi die begünstigtsten sein sollen.
Die am Hofe angestellten Beamten sind die folgenden: die
königlichen Hof bedienten — Barakenä-Koli —; die königlichen
Zeltner — Daläli-Koli oder Ssiäd el Albeue H die
Boten — Tuerät —-; die Speerträger — Motor-Mele— ; die
Pagen und Kammerdiener — Tangna-Koll —; die im Schoppen
oder der Halle („legedäbe”) stehenden Boten — Ayäl-
Legedäbe —; die Stallmeister —Koraiät oder Ssiäd elChel—;
die Meister der Hemden und Tokäki — Gärrafln oder Ssiäd
el Cholgän —, und endlich die Eunuchen, die Meister der
Frauengemächer —Artu (Sing. „arak”) oder, wie sie hier heissen,
Schiüch.
Beschaffenheit der Städte und Dorfschaften. — Die Ortschaften
in ganz Wädäi sind im Allgemeinen klein, und es
ist mir von Eingeborenen selbst versichert worden, dass es
keine Stadt gäbe, die über 1000 einzelne Wohnungen enthielte.
Wära, bis jüngst Haupt- und Residenzstadt, war im
Jahre 1852, in Folge der Verlegung des Regierungssitzes