von Alter gebeugtes, schwächliches Männchen wüthend aus
seiner Hütte, als oh wir es seiner werthvollsten Habe berauben
wollten, und wies uns mit drohender Geberde zurück.
So gross ist der Werth des Wassers in dieser dürren Gegend!
Wir setzten also unseren Marsch fort; das Bestehen dieses
elenden Weilers konnten wir uns nur durch den sich ringsum
ausbreitenden Ackergrund erklären.
Wir betraten sodann ein Dickicht oder Gestrüppe mit vielem
hohen Bohr, voll von Spuren der Giraffe, eines in den
bevölkerten Theilen des Sudans keineswegs häufigen Thieres;
aber der Pfad, dem wir folgten, erwies sich weiterhin als die
gewöhnliche Heerstrasse des Elephanten. Dieses Thier war
weiter westwärts, nach dem Flusse zu, nicht viel von mir bemerkt
worden, während sein Erbfeind, das Rhinoceros, bereits
dicht am Flusse hinlängliche Beweise seiner Gegenwart
gegeben hatte.
Um 85 Uhr Morgens näherten wir uns dem Dorfe Kölle-
Kölle, welches aus der Feme einen grossartigen Anblick darbot,
indem es von zwei stattlichen Delebpalmen und einem
lieblichen Tamarindenhaine geziert war; was aber das Wasser
anlangt, so war es damit nicht viel besser bestellt, als
in dem Dorfe, aus dem wir vertrieben worden waren, indem
es hinsichtlich dieses unentbehrlichen Elementes von einer
beinahe 1 Meile entfernten Schwesterdorfschaft abhing. Die
Dürre der vor mir liegenden Strecke nöthigte mich jedoch,
hier Halt zu machen, um einen Vorrath von Wasser einzunehmen,
und das war der Grund, warum ich von Bagäü aus
diesen weiten Umweg nehmen musste.
Als wir es uns im Schatten der Tamarinden bequem gemacht
hatten, kamen einige Leute aus einem von uns unterwegs
zur Seite gelassenen Dorfe zu uns, um Arzneien zu erhalten,'
und die Weise, wie sie sich für meine Bemühung
erkenntlich zeigten, bewies so viel Zartgefühl und Artigkeit,
dass ich die Annahme ihres Geschenkes nicht ablehnen konnte,
obgleich ich im Allgemeinen keine Bezahlung für meine Heilmittel
nahm. Als sie sich nämlich verabschiedeten, banden
sie ein Schaaf, das sie mitgebracht hatten, an den Baum, unter
welchem wir ruhten, indem sie blos meinen Dienern andeuteten,
es sei ein Geschenk für mich.
Ungeachtet der grossen Hitze während der Mittagsstunden
hielt ich es für’s Beste, meine Beise ohne Aufschub fortzusetzen
; denn alle mir ertheilte Auskunft stimmte darin überein,
dass die vor uns liegende Strecke eine ausgedehnte wasserlose
Wildniss sei. Es waren jedoch deutliche Spuren
vorhanden, dass während der Regenzeit dieser trockene
Wald mitunter zu einem ausgedehnten Morast wird, besucht
von Heerden von Giraffen und anderem wilden Gethier.
Zuerst war .die Waldung licht; als wir aber weiter kamen,
bekleidete sie sich mit dichtem Flechtwerk von Schlingpflanzen,
welche von den einheimischen Arabern „ssellä”, im
West-Arabischen Dialekt aber „ gheläf” .genannt werden. An
vielen Stellen kam ein eigentümliches Rohr vor, von den
Schüa, die daraus Schreibfedern machen, „häl” genannt, und
hie und da schossen frische Grasbüschel auf, von der befruchtenden
Kraft des Regens hervorgerufen. Es ist dieses junge
saftige Kraut, das besonders das Rhinoceros anzieht. So öde
diese Wildniss gegenwärtig auch war, so fand sich doch,
dass sie zeitweilig auch ein Schauplatz beträchtlicher menschlicher
Betriebsamkeit ist; denn Sesam- und selbst Indigofelder
fielen in’s Auge.
Dreizehn Meilen weiter erreichten wir einen Weiler, welcher
augenscheinlich der Qrt Märga war, bezüglich dessen
unsere Berichterstatter ungewiss waren, ob wir die Einwohner
antreffen würden, oder nicht. Wir betraten den
Weiler, aber nicht ein einziges menschliches Wesen war zu
sehn; der Ort war leblos, verlassen und halb in Ruinen.
Doch hatte man in einigen Häusern Habseligkeiten zurückgelassen,
welche, da die Thüren nicht fest genug ver