Als ich am Abend meinen Bernus überzog, hatte ich das
Unglück, von einem beim Aufrollen der Matten in denselben
geratbenen Skorpion in den Mittelfinger gestochen zu werden.
Da ich im Dunkeln das Thier nicht gesehn hatte, hielt ich die
Wunde im ersten Augenblick für einen Biss jener abscheulichen
schwarzen Ameisen, den mir die Leute als augenblicklich
fast ebenso schmerzhaft dargestellt hatten, und versäumte es,
mir die Hand schleunig abzubinden, wodurch es kam, dass
das Gift mir weit den Arm hinaufdrang und ihn 2 Tage fast
unbrauchbar machte. Als wir noch spät am-Abend zum Vezier
gingen, fanden wir seinen Audienzsaal von den Elephanten-
spuren so dicht durchwühlt, dass es überaus unangenehm
war, sich auf dem blossen Boden niederzulassen, und wir gingen
desshalb bald wieder fort. In der That ist diese Gegend
einer der elephantenreichsten Plätze in Afrika und es sind
der oben erwähnte Platz Fätauel und das auf meiner Reise
nach Baghirmi noch weiter zu erwähnende Djena in Löggene
die bedeutendsten Märkte für Elfenbein.
[Donnerstag, 18ten Dezember.] Herr Dr. Overweg und
ich pflegten jetzt früh beim Aufbruche uns gewöhnlich
hei des Veziers Gezelt einzufinden, um ihn zu begrüssen und
in seiner Nähe zu reiten. Im weiteren Verfolge des Rittes
hielt ich mich dann gewöhnlich etwas hinter dem dichtesten
Trupp, eben vor seinem berittenen Harim, und auf den engen
Waldpfaden, wo des Drängens und Stossens oft zu viel war,
meist hinter seinen Leitpferden. Von beiden, berittenen
Dienerinnen und Leitpferden,, führte der Vezier nur die bescheidene
Zahl von 8 bei sich; der. Scheich hatte eine Schaar
von 12 Kebsweibern hei sich, aber auch das war bescheiden,
da wir bald den kleineren Herrn von Baghirmi mit 45 holden
Gefährtinnen' vom Heereszuge zurückkommen sehn werden.
Diese Schönen waren insgesammt in weisse wollene
Bernuse gekleidet, mit ganz verhülltem Gesicht, und wurden
streng bewacht; in der That wollte der Eunuch nichts von
meinem Beweggrund hören, dass ich mich in ihrer Nähe
hielte, weil hier am wenigsten Gedränge wäre; aber er durfte
mich doch nicht auf so peremptorische Weise fortjagen,
wie er es mit Anderen machte, die das Unglück hatten, in
ihre Nähe zu kommen.
Wir hatten schon heute das Beispiel eines ausgebildeteren
Wiesenwassers, das sich mit reichem Graswuchs quer vor
unseren Weg legte, und das Heer gewährte hier einen höchst
malerischen Anblick, als es am östlichen Rande desselben,
dichten Baumwuchs hart zur Linken, hinzog. Durch dichte
Waldung traten wir von hier in die schöne freie Landschaft
des mehrere Gruppen umfassenden ansehnlichen Dorfes Wo-
lödje hinaus. Hier ergötzte ich mich an dem Anblick einer
charakteristischen Scene, nämlich einem Trupp raubend in ein
Dorf eindringender Reiter, die dessen Ältermann mit gutem
Erfolg mit Hilfe eines grossen Baumstammes zu Paaren
trieb. Etwas jenseit dieses Weilers ward der Lagerplatz gewählt,
1 Meile östlich von einem weit ausgedehnten, von herrlichen
Baumgruppen umgebenen Wiesenwasser.
Die abendliche" Unterhaltung heim Vezier hatte einmal
wieder ein bedeutendes geographisches Interesse durch die
Anwesenheit des vom unterworfenen Müssgu-Fürsten Ädischen
zurückgekehrten Boten, der stets den Unterhändler gemacht
hatte und das Land sehr wohl kannte, obgleich er seihst
nicht weiter vorgedrungen war, als bis Kade. Aus der ganzen
Art und Weise übrigens, wie sich der Vezier mit ihm be-
rieth, leuchtete eine grosse Unbestimmtheit hervor; er wusste
durchaus noch nicht, wohin er sich wenden solle. Den Fürsten
Fuss oder Puss hörten wir schon hier mit einem gewissen
Respekt nennen; man fürchtete, ihn anzugreifen. Es war
eine Art von Ironie, wie der Bote angab, dass man am Hofe
Ädischen’s über die Ankunft der Rhasia überaus erfreut sei.
Dabei schilderte er die Sitten dieses nur äusserlich zum Iss-
lam bekehrten Hofes. Seine Majestät Ädischen lege sich des