ein Huhn, etwas Butter und Milch verschaffen zu können, und
es war für mich eine Festtagsfreude, mich an diesen einfachen
Genüssen zu erquicken. Die Art, wie ich diese Lebensmittel
kaufte, war sehr umständlich, indem ein langer Tauschhandel
vermittelst Glasperlen, Nähnadeln und etwas Natron, das ich
vonKükaua mitgebracht hatte, stattfand. Der Preis des Huhnes
war 3 Stopfnadeln. Bei Erwähnung dieser Nadeln halte ich es
für passend, die Verpflichtung anzuerkennen, die ich in dieser
Beziehung gegen Herrn Charles Beke, den Abyssinischen Beisenden,
habe, auf dessen Bath ich mich in London mit einem
kleinen Sortiment dieser Waare versehen hatte. In Mittel-
Sudan fand ihr Werth keine Anerkennung, aber hier in Ba-
ghirmi waren mir die groben Nadeln von vortrefflicher Englischer
Arbeit äusserst nützlich und ich verdanke ihnen zum
Theil meinen Unterhalt im Lande.
Ich unterhielt mich ruhig mit den Leuten über meine
Lage; sie benahmen sich sehr freundlich gegen mich und rie-
then mir, falls im Laufe des Tages keine Nachricht von der
Hauptstadt eintreffen sollte, den Weg über K611e-K611e, Märga
und Djogode, welches letztere ein Ort von beträchtlicher Grösse
sei, einzuschlagen, um so den Fluss beim Dorfe Klessem zu
erreichen, wo ich nach Küssuri übersetzen könnte. Ich erhielt
hier von einem Felläta *) oder Pulld Namens AM el Kader
einige wichtige Mittheilungen über das Flusssystem von Wa-
dai. Der Tag wäre übrigens sehr angenehm verflossen, hätte
sich nicht gegen Mittag ein starker Wind erhoben und mein
Zelt mit Staub und Sand angefüllt. Der Himmel war bewölkt,
es fiel jedoch kein Begen.
Etwas nach Sonnenuntergang, wo sich das Gedränge am
Brunnen, der eine ausgedehnte Nachbarschaft mit Wasser
*) Die in Börnu und den benachbarten Ländern übliche Form „Felläta” ist
nach meinem Dafürhalten ursprünglich ein Plural, obgleich sie fortwährend als
Singular gebraucht wird.
versorgen musste, verloren hatte, mass ich die Wärme des
Wassers in demselben und fand 30-j%° C. Der Brunnen war
15 Klaftern tief, die Temperatur der Luft betrug zur Zeit 30°
und war um 1 Uhr Nachmittags 37x5° C. gewesen.
Ich brachte die Nacht nicht eben sehr erfreulich zu, indem
der Boden von schwarzen Ameisen (Termes mordax) wimmelte,
so dass das Kameel, wie auch das Pferd sich unruhig
umherwälzten und unseren Schlaf fortwährend störten. Früh
am Morgen setzte ich dann meine Beise westwärts ruhig fort.
Wald und Acker wechselten mit einander ab, wobei der Anbau
aus Hirse, Sesam und Baumwolle bestand. Weiber lasen
Hadjilidj-Blätter auf, die sie in Ermangelung der geschätzteren
Affenbrodbaum-Blätter zur Bereitung der geschmacklosen,
bei ihrer täglichen Mehlspeise gebrauchten Brühe benutzen.
DerHadjilldj war der am meisten vorkommende Baum; ausser-
dem fand sich der von den Schüa „homain” genannte Baum,
gegenwärtig ohne Blätter, aber mit Früchten bedeckt, welche
die Grösse einer Aprikose haben und im reifen Zustande von
den Bewohnern gegessen werden. Auch die „tsäda” mit kirschartiger
Frucht, von den Schüa „äbüdedje” genannt, war hier
sehr häufig.
Mein aufgeweckter Schüa-Bursche, der mich das Land jetzt
von einer ganz anderen Seite ansehn liess, als ich es früher
vom Standpunkte der einheimischen schwarzen Bevölkerung
betrachtet hatte, machte mich hier auf den Honigkukuk
(Cuculus indicator) aufmerksam, welcher von den Schüa
„schneter” genannt wird und ein verwandeltes altes Weib sein
soll, das ihr verlorenes Söhnchen sucht und mit „schneter,
schneter!” beim Namen ruft. Dieser kleine Vogel hat überall
in Afrika zu allerlei seltsamen Mährchen Veranlassung gegeben.
Fünf Meilen weiter wünschten wir in einem seitwärts von
der Strasse gelegenen Weiler Namens Bagäü Wasser zu erhalten;
als wir uns aber dem Brunnen näherten, stürzte ein