spitzen Winkel beschrieben hatten, verdichtete sich die
Wildniss und wir setzten unseren Marsch in schöner Waldlandschaft
fort. Leider konnte man, wie das auf solchen Zügen,
wo man nicht mit Müsse sich umsehn kann, stets der Fall
ist, nicht auf das Einzelne achten, besonders da die Bornu-
Pferde meist sehr böse und wild sind und man überall mit
Thieren zusammenkam, die wüthend ausschlugen. Aber der
Hauptcharakter dieses Waldes war, dass dichtes Dümge-
büsch den Boden bedeckte, mittlere Bäume, zum Theil Mimosen,
zum Theil von anderen Alten, die Hauptwaldung bildeten
und grössere, üppig weit sich ausbreitende Bäume, meist
Ficus-Arten, die niedere Holzung in schön gegliederte Gruppen
theilten. Adansonien schienen sich hier ganz zu verlieren,
und wir sahen, so viel ich mich erinnere, im ganzen Müssgu-
Gebiet nur wenige Exemplare dieses sonst im Sudan so gewöhnlichen
Baumes. Unsere Aufmerksamkeit ward hier auch
gefesselt durch die höchst kunstvollen Nester des Webervogels,
die wie die Destillirkolben eines Chemikers von den Zweigen
herabhingen, obgleich wir den kunstfertigen Erbauer dieser
sorgfältigen Behausungen nicht zu sehn bekamen. Unser Lagerplatz
war auch mit zahlreichen Fächerpalmen geschmückt,
die das übrige Laubholz sehr malerisch unterbrachen. Durch
ihre Höhe, die bei vielen gegen 30 Fuss erreichte, unterschied
sich diese Fächerpalme durchaus von der Chamaerops hu-
milis, der sie sonst ähnelt, und näherte sich der Chamaerops
Martiana. Der Wald war hier so dicht, dass nur der
Platz, wo der Yezier selbst mit seiner nächsten Umgehung
lagerte, frei von Gebüsch war^ 'Kr Es war das erste Mal, dass
wir einen leidlichen Marsch machten, obgleich die ganze
Marschweise doch ein deutlicher Beweis eines verweichlichten
Hofes war, wenigstens bei der Art der Kriegführung in diesem
Lande, wo nur Überrumpelung einen bedeutenderen Erfolg
sichern kann.
Am Abend kam ein kleines Begrüssüngsgeschenk von dem
Müssgu-Fürsten Adischen an, bestehend in 5 Pferden und 20
Ochsen. Aber während so die einflussreicheren Männer im
Heere mit Nahrung wohlversehen wurden, war der grössere
Theil keineswegs gut daran und die Meisten fanden sich auf
das Mark des Dümgestrüpps — „ngille” - angewiesen, welches
von den Bornauern witzigerweise „kümbu billabe” „die
Nahrung der Landstadt” — genannt wird. Ein guter Jäger
indessen könnte sich bessere Nahrung verschafft haben und
wir erhielten vom Yezier sogar ein kleines Btraussenei.
Es war zu bedauern, dass wir absichtlich die gewöhnlichere
und besuchtere Strasse, welche über mehrere Ansiedelungen
der Fulbe oder Felläta geht, vermieden hatten, um
den Letzteren keine Unruhe zu verursachen; denn in mehr als
Einer Beziehung wäre jene Strasse bei weitem interessanter gewesen,
sowohl von einem natürlichen Gesichtspunkt aus, als
in Bezug auf den politischen Zustand des Landes. Denn
dann würden wir deutlich erkannt haben, wie jenes rastlos
vordringende Volk das kleine Königreich Mändara täglich
mehr und mehr einengt.
Mjhfontag, 22ßt<™ Dezember.] Dichte Wildniss hielt noch
während, der ersten 3 Meilen unseres Marsches an, dann aber
lichtete sie sich etwas und machte sehr ansehnlichen Reis-
feldern Platz, die jedoch zum grossen Theile verbrannt
waren. Der ganze Boden dieser Gegend war ein ununterbrochenes
Netz von Elephantenlöchem, die den Marsch
sehr erschwerten und einige Pferde lähmten; ja der arme
Ssälah, ein jüngerer Bruder Hadj BeschTr’s, stürzte und brach
den linken Arm. Eine Elephantenheerde war in der Nähe
und eines dieser Thiere, das zwischen die Reitertrupps gerieth,
ward getödtet; jedoch war keine Zeit, es abzuschlachten,
obgleich einige Stücke herausgeschnitten wurden. Hier war
wieder Alles mit Dümgestrüpp bedeckt, dann aber hörte es
auf und es zeigte sich wieder viel wilder Reis und hie und
da ein Teich, von herrlichem Baumwuchs rings umgeben und