in seiner Gesellschaft zubringen sollte, und es hielt schwer,
ihn zu bewegen, mich meinen Marsch fortsetzen zu lassen,
nachdem ich so viel vortreffliche Milch genossen, als der Magen
nur zu vertragen vermochte. Etwas weiterhin gelangten
wir auf die Hauptstrasse und fanden auf der westlichen Seite
des Weges eine beträchtliche Lache mit schlammigem Wasser,
womit wir zwei Schläuche anfüllten. Gewiss ist nichts
schädlicher für einen Europäer, als solches stehendes trübes
Wasser; aber während oder kurz nach der Regenzeit ist man
kaum im Stande, sich anderes zu verschaffen.
Bald darauf war ich Augenzeuge einer Probe der Behandlung,
welcher die Bewohner dieser Länder fortwährend von
den königlichen Dienern ausgesetzt- sind; denn als wir eine
schöne Schaafheerde antrafen, ergriff mein Geleitsreiter das
fetteste Stück der ganzen Heerde trotz des Geschreies des
Schäfers, den ich vergebens zu trösten suchte, indem ich ihm
den Werth des Thieres bot. Als wir uns während der Hitze
unter dem spärlichen Schatten einiger Gäuo gelagert hatten,
schlachteten meine Leute das Schaaf, aber, wie gewöhnlich,
ass ich nur ein wenig von der Leber. Der Schatten war so
spärlich und die Hitze so drückend, dass ich mich;, als wir
Nachmittags ein wenig weiter zogen, sehr schwach fühlte und
bald zu lagern genöthigt war.
[Dienstag, 16**™ September.] Nach nächtlicher Ruhe in meinem
reinlichen Zelte fühlte ich mich sehr gestärkt. Bald
nach unserem Auf brache trafen wir eine grosse, zur Weide
hierher gesandte Heerde Pferde und "begegneten dann einer
zweiten Fisch-Kafla. Mein Geleitsmann begehrte, dass ich
mich ohne weiteren Aufenthalt nach der Stadt Yö begebe,
von wo er zurückzukehren hatte, und obgleich ich bald sehr
ermüdet war und Rast zu machen wünschte, wollte er doch
durchaus nicht anhalten. Die Gegend ist bis auf mehrere
Meilen südlich vom Komädugu sehr einförmig und kahl und
man-isieht den hohen Tamarindenbaum hinter der Stadt Yö
aus solcher Entfernung, dass der Reisende, der denselben
hervorragenden Gegenstand so lange Zeit stets vor Augen hat,
ausserordentlich ermüdet, ehe er ihn erreicht. Die Dümpalme
ist der vorherrschende Baum dieser flachen Landschaft, bildet
jedoch nur vereinzelte Gruppen, während der Boden im
Allgemeinen äusserst kahl ist.
Indem ich mit meinem Beschützer vorausritt, erreichten wir
endlich die Stadt Yö und betraten, nachdem wir die kleine,
vor der Stadt sich ausbreitende Vorstadt passirt hatten, das
Innere, noch unschlüssig, ob wir inner- oder ausserhalb
der Stadt einen Rastort suchen sollten. Die Stadt besteht
aus sehr engen Gassen, wo eine drückende Hitze herrschte
und ein so unangenehmer Geruch von getrockneten Fischen
verbreitet war, dass mir der Aufenthalt in ihr ganz unerträglich
vorkam. Wir ritten jedoch, da wir einmal hier waren,
nach der Wohnung des Schitima oder Schitima Yöma,
wie der vollständige Titel des Statthalters lautet. Derselbe
war gerade mit den Vorbereitungen zu einer neuen
Hochzeit beschäftigt, und eine grosse Masse Getreide war als
Vorrath für den neuen Haushalt vor dem dazu bestimmten
Theile des ansehnlichen, aus Lehm aufgefiihrten Gebäudes
aufgehäuft*). Wir ersuchten seine Leute um Quartier und
*) Die Hochzeitsfeierlichkeiten nigä ” — dauern in Bornu eine ganze
Woche. Am ersten Tage schmaust man „n&kia” , den bereits" erwähnten beliebten
Teig; am zweiten „ tig g ra ” , einen trockenen, sehr stark mit Pfeffer
gewürzten Brei; am dritten , , ngädji” , das gewöhnliche, aus Sorghum, bereitete
Gericht, wo möglich m it’ etwas Fischbrühe. Der vierte Tag ist der
„ liktere” , wie ich glaube, daher so benannt, weil dann der Braut — „lärii-
ssa” — die Zierathen, welche sie bisher als Zeichen der Jungfrauschaft getragen
hat, abgenommen werden; am fünften wird die Braut auf eine Matte
„büschiv — gesetzt, von welcher sie sich siebenmal erhebt und ebenso
oft nach einander niederkniet (diese Ceremonie heisst , , biischiro” oder ,,bii-
tschir'o genätssin”) ; am folgenden Tage, welcher ein Freitag sein muss, findet
das Kopfwäschen der Braut statt, welche Ceremonie von ihren Freundinnen
unter Gesang vollzogen wird, und am Abend wird sie dann .auf ein Pferd ge*?
setzt und in das Haus des Bräutigams gebracht., wo nun der Schluss der