schwachbelaubten vereinzelten Küka ( Adansonia) blieben
verschont. Das Lager war heute überaus eng und bei dem
unebenen Boden höchst unbehaglich. Der Neumond ward
gesehn und jeder gewissenhaftere Moslim, auch unter den
Kanöri, verrichtete sein an altem Arabisch-heidnischen Kult
haftendes Neumondsgebet. — Adischen hatte heute Abend
eine Privataudienz beim Vezier.
Wir blieben hier die beiden folgenden Tage, —e ein Aufenthalt,
der vom allgemein menschlichen Standpunkte aus überaus
lobenswerth war; da während .der Zeit alle A'disch'en
befeindeten und unabhängigen Müssgu-Stämme hinlänglich gewarnt
sein mussten, um sich auf einen Angriff gefasst zu machen
und vor einem plötzlichen Überfall auf ihrer Hut zu
sein; aber eben desshalb hatte er von strategischer Seite gewiss
nichts Empfehlenswerthes.
Da wir hier also still lagen und in unseren Verhältnissen an
ein weites Umherschweifen nicht zu denken war, sah ich mich
nach Nachrichten von dem Lande um, das wir soeben betreten
hatten, und war so glücklich, in Säid, einem freigelasse-
nen Sklaven Lamino’s, der ein geborener Mussgu war, einen
des Landes wohlkundigen Mann zu finden. Er und ein Mann
aus dem Müssgu-Orte Lüggeu gaben mir folgendes Verzeichniss
von Müssgu-Herrschaften: Mäyum, nahe östlich von Kade,
der Residenz A'dischen’s, dann ein kleiner Ort Namens Mäga,
Bärka, jetzt verlassen, Massänafa mit dem Fürsten Assäna-
fei, nach welchem die ganze Herrschaft benannt ist; Ma-
rabnäjl'ka, Bfdno; Makalne, höchst wahrscheinlich ursprünglich
benannt nach einem Fürsten Namens Kalne oder Akalne, aber
gegenwärtig Residenz des mächtigen Häuptlings Käbischme;
Ssurän; Mäsaga, Residenz des schon oben erwähnten sogenannten
Fürsten Füss, dessen eigentlicher Name jedoch Ngeumäta
sein soll, da „Füss” der Name der Herrschaft ist; Lüggeu, Bä-
rea, Bügunla mit dem Fürsten Hüyüm, Mbogtam., Beubeu,
Kubässeml mit dem Fürsten Märgo, Kalän, Ngelmong, Mörom
mit dem Fürsten Ssaderänsa, Büllum, Bege,. Mädalang,
Käsuei, das wir auf unserem weiteren Marsche östlich liegen
liessen; die Herrschaft Käkala, Duän oder Aduän in südwestlicher
Richtung; Gemel, eine grosse Ortschaft in südöstlicher
Richtung; Wülia, Demmo, Audege, Agsse. Manche dieser Ortschaften
oder vielmehr Bezirke werden wir selbst in der Folge
berühren, die übrigen kann ich nicht genauer topographisch
angeben. — Ich will nun einige Bemerkungen über die Mussgu
im Allgemeinen beifügen.
Die Mussgu oder Müssekü sind eine Abtheilung des gros-
sen Volksstammes der Mä-ssa*), der die Kotokö oder Mä-
kari, die Bewohner von Logön oder Logone, die Mändara oder
är-Wändala mit den Gäm-erghü angehören, sowie augenscheinlich
auch der grosse Stamm der Bätta, ja selbst vielleicht der-
jenige derMbäna. Am engsten jedoch sind die Mussgu mit den
Logonesern verwandt, die, wie wir bald sehn werden, eine
ganz junge, sich blos in politischer Hinsicht wegen ihrer grösseren
Civilisation von jenen absondernde Gemeinde, aber keineswegs
einen national getrennten Stamm bilden. Unter den
verschiedenen, in ihren Dialekten zum Theil sehr abweichenden
Gruppen der Kotokö scheinen ihnen Ngäla und Klessem der
Sprache nach am nächsten zu stehn. Jedoch sind auch die
Dialekte der in so viele einander feindlich gegenüberstehende
Gemeinden zersplitterten Mä-ssa-Müssgu sehr mannichfaltig
und so verschieden, dass man mich versicherte, die Leute von
Lüggeu verständen nicht leicht die von Wülia und Demmo.
Leider hatte ich aber keine Gelegenheit, von den anderen
Dialekten ausser demjenigen von Lüggeu Proben zu sammelm
Uber einzelne Sitten dieses Volksstammes werde ich im Verlauf
unseres Feldzuges sprechen; hier will ich nur angeben,
*) Die Baghirmi-Leute nennen sie daher noch bis auf den heutigen Tag nie
anders als „Mä-ssa Müssekü”. Leider habe ich es versäumt, nachzuforschen,
wie die Leute von Logone sie nennen.
B a r th 's Roison. III. '2 1