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150 UBER DIE VEGETATIONSLINIEN
siologisch unvergleichbare Grössen haben sie doch beide eine gleiche
Bedeutung für das Pflanzenleben, die sich jedoch auf verschiedene Organisationstypen
zu beziehen scheint. Während der Oganismus des
westlichen Klimas gegen Winterkälte sehr empfindhch seift würde, ist
er es gegen Minderung der Sommerwärme nicht und umgekehrt der
östliche. Ostliche Pflanzen werden westwärts durch Abnahme der
Sommerwärme ^ westliche ostwärts durch Zunahme der Winterkälte
begrenzt.
Nun aber erhelltj was zunächst die ö s t l i c h e n P f l anz e n betrifft,
sowohl aus allgemeinen Betrachtungen, wie aus den vorhandenen klimatologischen
Daten, dass das Wärme-Maximum in einer andern Richtung
über den Continent zunimmt, wie die Kürze der Vegetationszeit.
Hiedurch lässt sich die Frage entscheiden; von welchem dieser beiden
Factoren die normale oder nordwestliche Vegetationslinie östHcher
Pflanzen in unserm Gebiete bedingt sei. Die Vegetationszeit verkürzt
sich in nordösthcher Richtung ; denn sie nimmt theils mit dem Abstände
von der atlantischen Meeresküste, tlieils mit der höhern Breite ab. In
dem. mitteleuropäischen Florengebiet besitzt, soweit Beobachtungen
reichen, Petersburg die kürzeste Vegetationszeit, nämlich 4,4 Monate J;
die längste Vegetationsdauer wird an der südwestlichen Küste Frankreichs
beobachtet; sie beträgt z. B. zu La Rochelle 7,5 Monate. Linien
gleicher Vegetationszeit, welche die Verbindungslinie zwischen diesen
beiden äussersten Punkten rechtwinkelig durchschneiden, entsprechen
daher der normalen Vegetationslinie östlicher Pflanzen nicht, welche
uns gegenwärtig beschäftigt, sondern weichen um etwa go® von derselben
ab : indessen werde ich später eine weniger ausgezeichnete, südwestliche
Pflanzengrenze nachweisen, welche von der Vegetationsdauer
abzuhängen scheint. Für die nordwesthchen Vegetationslinien bleiben
demzufolge nur die Temperaturmaxima als klimatische Bedingung
übrig. Um dies nachzuweisen, müssen wir die Linien gleicher wärmster
Monate in Betracht ziehen, die von Berghaus'^ bereits neben den
Linien gleicher Variation aufgetragen sind. Auch abgesehen von den
vorhandenen Messungen ist es theoretisch klar, dass die Temperaturmaxima
, nicht wie die Verkürzung der Vegetationszeiten, nach Nord
und Ost, sondern nach Süd und Ost wachsen müssen: das heisst mit
abnehmender Polhöhe und mit zunehmendem Abstände vom westlichen
Ocean. Die Linien gleicher Temperaturmaxima oder gleicher
wärmster Monate, welche rechtwinkehg diese Richtung durchschnei-
1 Über den Einfluss des Klimas u. s. w. S. 25.
Berghaiis, physikalischer Atlas, Pflanzengeographie, nr. 4.
DES NORDWESTLICHEN DEUTSCHLANDS, 151
den verlaufen daher von Nordosten nach Südwesten. Mit dieser Vorstellung
stimmen die vorhandenen Messungen und die daraus abgeleiteten
Linien bei Berghaus vollkommen überein. Eine solche Linie
verbindet z. B. in Norddeutschland die Städte Danzig, Berhn und
Erfurt.
Danzig. Mittl. Temp, des wärmsten Monats
Berlin. „ 7?
Erfurt. „ ,,
= I7^5C.
= C.
= I7^7 C.
Diese Linien zeigen also in der That eine befriedigende Übereinstimmung
mit der Richtung derjenigen Vegetationshnie, welche die
östlichen Pflanzen gegen Nordwesten begrenzt. Hierdurch ist der Satz
begründet, dass nicht die Verlängerung der Vegetationszeit, sondern
nur die v e rmi n d e r t e Somme r war m e diese östlichen Pflanzen von
unseren Küstengegenden entfernt hält.
B e i s p i e l e nordwestlicher Vegetationslinien.
Thalictrum angustifolium Jacq. Die äussersten, bekannten Fundorte
sind- Insel Öland (einzige Lokalität bei Stolpe^" m Pommern
3; Drömling in der Altmark; Speier am Rhein und Grenoble
im Dauphine^.
Pulsatilla pratensis Mill.: Hamburg; Lyon und Auvergne^.
Adonis vernalis L . : Insel Ö l andPomme rn3; Asse bei Wolfenbuttel;
Mainz 5; Cevennen und MontpelUer^.
Dictamnus albus L.: PommernAsse; Gudensberg bei Kassel;
Koblenz'^S; Orange an der Rhone und Narbonne^.
GypsophilafastigiataL.: Insel Gottland, Öland und Schonen ^ Gollnow
(N.O. von Stettin)^; Oranienburg«; Walkenried; Mainz^; Montpellier"^
Oxytropis pilosa DG.: Stettin3; Potsdam^ Auleben; Kreuznach^;
G r e n o b l e _ , ,, . t^
Globularia vulgaris L . : Insel Gottland und Oland^; Halle Kreuznach
5; Montpellier
1 Mahlmann, Tafeln über mittl. Wärme. _
2 /'nV.. summa vegetab. Scandinav. ~ Handbok i Skandmaviens Flora.
^^Schmidt^ Flora von Pommern u. Rügen. (Stettin 1840.) ^ Mutek FL française.
5 Doli, rheinische Flora. « DietvicK Fl. marchica. (Berlin 1841O
7 An den braunschweigischen Lokalitäten (Veltenhof nach Lachmann, Helmstadt
nach Cappel) findet sich Globularia nicht. Auf die Standorte in Lachmanns FL brunsvtcensis
und Schwabens FL anhaltina habe ich überhaupt, auf mehrfachen Reisen von deren
UnZuverlässigkeit überzeugt, keine Rücksicht nehmen können.
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