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492 BËRICIITE ÜBER DIE FORTSCÎIRITTE
nach ihrer Vertretung in anderen Erdtheilen zu ordnen unternimmt.
Wenn er z. B. Gattungen, wie Veronica und Plantago, als europäische
Glieder der australischen Flora bezeichnet, hätte er dieselben mit gleichem
Recht auf Asien und Amerika beziehen können. Auf einer
schwachen Grundlage demnach beruht die Annahme, dass ähnlich wie
in Europa während der Tertiärperiode ein australisches, so in Australien
ein europäisches Element vorhanden gewesen sei, welches allmählich
von den endemischen Vegetationsformen verdrängt werde.
In der Reihe der klassischen Monographien, durch welche
in den letzten Jahren die Systematik bereichert hat, bietet die Arbeit
über die persischen Labiaten auch ein pflanzengeographisches Interesse
dar (Labiatae persicae : in den Mémoires de Tacademie de St. Pétersbourg.
VII Serie, T. 21, 1873, 84, p. 4). Die Erscheinung, dass der
morphologische Bau der Organismen mit ihrer Heimat in Zusammenhang
stehe, findet ihren Ausdruck in den geographischen Analogien,
aus denen auf den Entstehungsort einer Pflanze geschlossen werden
kanuj und jeder neue Beitrag zur Kenntniss solcher Verhältnisse hat
daher einen hohen Werth. JJ^mg-e hat für die Labiaten geographische
Eigenthümlichkeiten ihres Blüthenbaues aufgefunden und dieselben zu
einer verbesserten Eintheilung dieser Familie benutzt. Ihr Hauptverbreitungsbezirk
begreift Südeuropa und Vorderasien. In der Richtung
von Westen nach Osten zeigt sich nun, dass das Grössenverhältniss der
beiden Lippen der Blumenkrone sich mit dem Abstände vom atlantischen
Meere ändert, indem die Oberlippe bei den Ajugeen verschwindet
oder unterdrückt wird und bei den Phlomideen am stärksten entwickelt
ist. Zwischen diesen Extremen liegt die Reihe der übrigen
Gruppen , welche in folgender geographischer Anordnung die höchste
Zahl ihrer endemischen Arten erreichen : die Ajugeen mit weit hervortretenden
Geschlechtsorganen in Spanien : die kleinblüthigen Saturejineen,
bei denen die Geschlechtsorgane gleichfalls noch aus den
kurzen und wenig ungleichen Lippen hervorragen, in Griechenland; die
Stachydeen, wo die Lippen eine verschiedene P"^orm, aber ziemlich dieselbe
Grösse haben, in Anatolien ; die Nepeteen, wo die Röhre der
Blumenkrone nach oben bauchig angeschwollen ist und die Oberiippe
die Geschlechtsorgane überdeckt, in Persien ; endhch die Phlomideen
mit ihrer hochgewölbten helmförmigen Oberlippe und eingeschlossenen
Geschlechtsorganen im kaspischen Steppengebiet. Dmdc hat die Grundzüge einer Methode emgegeben, durch welche
die klimatische Ursache der Vegetationslinien auf physiologische Thatsachen
zurückgeführt und dadurch sicherer als bisher erforscht werden
kann. iDie Anwendung physiologischer Gesetze zur Erklärung
IN DER GEOGRAPHIE DER PFLANZEN.
der VegetationsHnien. Göttingen 1876, 33, S. 8.) Als Beispiel wählte
er den Verbreitungsbezirk von Oxalis Acetosella, und zeigte durch angestellte
Versuche, dass die Reizbarkeit ihrer Blätter, deren Unterdrückung
durch Kälte oder höhere Wärmegrade bei längerer Dauer ihr
Absterben zur Folge hat, von einer Temperatur bedingt ist, die über
liegt und nicht über 22''R, steigen darf. Der Anfang ihrer Vegetationsperiode
ist daher durch die Temperaturkurve des Jahres bestimmt
, und sie kann nur da bestehen, wo durch Beschattung oder
Klima höhere Wärmegrade, als sie erträgt, ausgeschlossen sind/
Den Einfluss der Wärme auf die Vegetationsphasen hat Zicglcr
nach Hoffmamis Vorgange durch Insolations-Thermometer näher zu
bestimmen versucht, jedoch ohne, wie er selbst einräumt, zu gesicherten
Ergebnissen zu gelangen, die bei dieser Methode auch wohl nicht
zu erreichen sind (Bericht über die Scrickcnberg^ch^ naturf. Gesellsch.
Frankfurt 1875, S. 115—123). — A. de Candollc nahm ebenfalls seine
alteren Untersuchungen über diesen Gegenstand wieder auf, indem er
an seiner Methode festhält, die Summen der Tagestemperatur zu diesem
Zwecke zu benutzen (Bibliothèque de Genève. Archives des sciences.
1875. Août, Sept.). Bedeutender ist der von ihm in einer anderen
Mittheilung und auf einem neuen Wege gelieferte Nachweis, dass dieselbe
Temperatur in höheren Breiten die Belaubung desselben Baumes
rascher fördert, als in südlicher gelegenen Gegenden (Comptes rendus,
Vol. 80. 1875, Juin). Zweige von Carpinus und Populus alba, die im
Winter von Montpellier nach Genf geschickt waren und deren überwmternde
Laubknospen mit anderen von in Genf gewachsenen Bäumen
in ihrem Entwicklungszustande übereinstimmten, wurden gleichzeitig
mit diesen gepflanzt. Derselben Temperatur ausgesetzt und auf gleiche
Weise in Genf behandelt, belaubten sich die Zweige der Hainbuche
von Genf um 18, die der Pappel um 23 Tage früher als diejenigen, .
welche aus dem wärmeren Klima von Montpellier herstammten. A. de Candollc sucht die räthselhafte Erscheinung theils dadurch zu erklären,^
dass im kälteren Khma nur die am frühesten angelegten, überwinternden
Knospen sich während des Winters erhalten, theils aus Vorgängen
während des Winterschlafs, von denen es schwer hält, sich eine deuthche
Vorstellung zu machen. Es ist indessen schon verdienstlich, diese
den bekannten Erscheinungen an nordischen Gewächsen in Südeuropa
und auf Madeira entsprechenden Thatsachen auch experimentell festgestellt
und dadurch zu weiterer Untersuchung angeregt zu haben.
Die. schon von Humboldt in Venezuela beobachtete Erscheinung;
dass tropische Bäume, die in der trockenen Jahreszeit ihr Laub verlieren,
noch ehe die ersten Niederschläge fallen, ihre neuen Blätter enti
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