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DIE GEOGRAPHISCHE VERBREITUNG DER
PFLANZEN WESTINDIENS.
Nach der vollendeten Herausgabe meiner Flora der britischen Inseln
Westindiens i habe ich es für meine Aufgabe gehalten, was aus
dieser Arbeit für die Geographie der Pflanzen sich ergeben hat in einer
abgesonderten Abhandlung nicht blos zusammenzustellen, sondern
unter dem Gesichtspunkte der Schöpfungscentren zu bearbeiten. Aus
manchen Untersuchungen hatte ich die Überzeugung geschöpft, dass
die Gesetze, welche in Bezug auf den räumlichen Ursprung der Organismen
bisher nur von kleinen oceanischen Archipelen abgeleitet waren
auf der ganzen Erde dieselbe Gültigkeit haben und auf den Continenteii
nur durch den erleichterten Austausch der Erzeugnisse zahlreicher
Bildungscentren verdunkelt sind. Ein Archipel von der Grösse Westindiens,
ungleich nach seinen Bestandtheilen gegliedert und dem amerikanischen
Continent sich beiderseits anlehnend, konnte als ein Übergangsgebiet
zwischen Inseln und Continenten gelten, und versprach
daher weiterführende Aufschlüsse über die Frage, ob die organischen
Schöpfungen überall von einzelnen Örtlichkeiten ausgegangen sind.
Während der langjährigen Dauer meiner systematischen Untersuchungen
über die westindische Vegetation habe ich die Lösung dieser
Aufgabe stets im Auge gehabt und daher alle vorhandenen Nachrichten
namentlich die nicht publicirten Documente der Sammler, sowohl von
den Inseln als vom Continent möglichst vollständig zu benutzen gestrebt,
um die Verbreitungsgrenzen der Arten festzustellen. Auf diese Untersuchung
der geographischen Areale, welche die verglichenen Gewächse
bewohnen, habe ich aber auch den Zweck der vorliegenden Abhand-
1 Flora of the British West Indian Islands. London 1859—64.
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DIE GEOGRAPHISCHE VERBREITUNG DER PFLANZEN WESTINDIENS. 223,
luiio- eingeschränkt, da eine umfassendere Bearbeitung der Vegetationsnormen
Westindiens von vorn herein ausgeschlossen war. Weder die
Literatur, noch die d e n P f l a n z e n hinzugefügten Angaben der Reisenden
aeben uns ein hinreichend deutliches und gegliedertes Bild von der
Vegetation dieses tropischen Gebiets; die Untersuchungen über die
Anordnung der Gewächse zu Formationen, über ihre vertikale Vertheilung,
über den Einfluss des Bodens und Khmas können bis jetzt von
einem entfernten Standpunkte aus nicht unternommen werden. So
blieb mir nur übrig, die horizontale Verbreitung der Arten vergleichend
zu bearbeiten und aus der Gestalt ihrer Areale Schlüsse auf den Ursprungsort
ihrer Bildung und auf die Kräfte abzuleiten, welche ihre
Wanderung bewirkt und ihren heutigen Verbreitungsbezirk umgrenzt
haben. Diese Methode ist ganz unabhängig von den Hypothesen über
den Ursprung der Arten selbst: man kann die Frage, wie sie entstanden
sind als ungelöst und sogar auf dem jetzigen Standpunkt der Naturforschung
als unlösbar ansehen, und doch von dem Orte, wo sie sich
bildeten, eine sichere Erkenntniss erlangen, wenn sie auf eine enge
Räumlichkeit beschränkt bheben, oder wenn die Wege ihrer Wanderungen
nachgewiesen werden können.
Hätte sich der zu bearbeitende Stofifnur auf die Flora des britischen
Westindiens und auf die früher mitgetheilte Übersicht der Vegetation
der Karaiben beschränkt, so würde die Absicht, ein grösseres Gebiet
der tropischen Zone zu behandeln, nicht erreicht sein. Allein die fortgesetzte
Thätigkeit Wrighfs in Cuba, dessen frühere Sammlung ich
bereits bearbeitet hattet, machte es möglich, die grösste Insel der Antillen
in den Plan der Arbeit aufzunehmen. Dieselbe umfasst daher
ganz Westindien von den Bahama's und Cuba bis Trinidad mit alleiniger
Ausnahme von Haiti und Portorico: diese Inseln bilden ein Verbindungsglied
zwischen den beiden westlicher gelegenen grossen Antillen
und den Karaiben, mussten aber aus Mangel an Hülfsmitteln ausgeschlossen
werden. Der handschriftliche Katalog, den ich zu Grunde
lege, enthält gegen 4400 Phanerogamen und etwa 400 GefässkryptogSnen
• die neuen, darin aufgenommenen Cuba-Pflanzen beabsichtige
ich nächstens zu publiciren. Ich schätze die Zahl der bekannten Gefässpflanzen
des Gebiets auf nicht höher als 5000 Arten, wiewohl ich
aus jenem Verzeichnisse diejenigen ausgeschlossen habe, die mir zweifelhaft
gebUeben waren.
Zwei der grössten Familien habe ich in meinen geographischen
PL Wrightianae e Cuba oriental!, in Memoirs of Amer. Acad. P. i. i860. P. 2.
1862.
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