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510 BERICHTE ÜBER DIE FORTSCHRITTE
orte sind. Siesteigen daher leichter in die Ebenen herab als diejenigen,
welche in den Alpen endemisch sind.
Die Anhänger der Meinung, dass die Verbreitung der Pflanzen in
den Alpen und deren Umgebungen mit der früheren Ausdehnung der
Gletscher in Beziehung stehe, beharren zwar auf ihrem Standpunkte:
aber neue Thatsachen von Bedeutung sind nicht zu meiner Kenntniss
gelangt, die zu dieser Auffassung nöthigten, oder die nicht auch aus
gegenwärtig fortwirkenden Ursachen erklärt werden könnten A. de
Candollc hat in einem Vortrage auf dem botanischen Congress in Florenz
den ungleichen Pflanzenreichthum verschiedener Walliser Alpengruppen
von der Dauer und deni Umfange ihrer Gletschcrbedeckung
ableiten wollen, aber man kann ihm entgegnen, dass in anderen Theilen
des Alpensystems diese Hypothese keine Anwendung zulassen
würde. Ducke suchte die nordischen Pflanzen auf der oberschwäbischen
Ebene ebenfalls mit den Gletschern, die sie einst bedeckten, in Verbindung
zu setzen (Württembergische Naturw. Jahreshefte, 1874): man
hat indessen dagegen eingewendet, dass ihre Anwesenheit auf diese
Weise zu erklären, problematisch sei.
Christ verglich die Höhengrenzen der Vegetation im Maggia-Thale
oberhalb des Lago maggiore mit denen des Wallis und des Engadin
und fand die relative Depression an der feuchten Südseite der Tcssiner
Alpen im Verhältniss zum trockeneren Rhonethal so gross, dass der
Unterschied z. B. für die Lärchen gegen 1700' beträgt (Vegetationsansichten
aus den Tcssiner Alpen, 54. S. 8: Separat-Abdruck aus
dem Jahrbuch des Schweizer Alpenklubs). Hiervon machen jedoch die
Buche und die Kastanie eine Ausnahme, weil sie nach Christs Ansicht
der Trockenheit ausweichen imd in einem feuchteren Klima auch bei
einer niedrigeren Temperatur bestehen können. Die Höhengrenze der
Buche liegt im Maggia-Thale 36öS die der Kastanie sogar 900' höher
als im Wallis. Aus den Angaben über die Vegetationsgrenzen im
Walhs geht hervor, dass die Lärche daselbst ebenso hoch ansteigt wie
im Engadin, die Buche hingegen gegen iioo' zurückbleibt (3700' im
Wallis, 4800' im Engadin), was wohl nicht aus diesen klimatischen
Ursachen zu erklären ist und weiter in Bezug auf die örtlichen Einflüsse
der ungleichen plastischen Gestaltung beider Thäler untersucht
zu werden verdient.
Die wichtigsten von Vegetationsgrenzen sind (S. 52), in
Meter angegeben :
Tlial Maggia ;
Rebe (bei Cavergno) 450 Mcter
Kastanie fPeccia) 900 ,,
Buche (Fusio) 1300
Wallis:
834 Meter (l)ei Stalden).
600 ,, (Fouly).
1200 ,, (amChemin).
IN DER GEOGRARIIIE DER PFLANZEN.
Thal Maggia :
Roggen (Fusio) 1300 Mcter
Lärche (Sambuccp) 1750 ,,
Rhododendron 2100
Wallis :
1650 Meter (Nikolai-ThalJ
2300 M
2300 M
In derselben Schrift (S. 24) führt Christ eine Anzahl von Pflanzen
auf, die endemisch und auf einen einzigen Standort beschränkt sein
sollen. Dieser merkwürdigen, in der „Vegetation der Erde" (s. S. 221)
ausführlicher behandelten Erscheinung in der südlichen Alpenkcttc
stellt er gegenüber, dass der Jura vielleicht nur eine einzige endemische
Art besitze, das Heracleum alpinum, welches von Neuchatel bis Solothurn
ziemlich verbreitet, auch in Württemberg angegeben wird, dessen
Vorkommen im Wallis (bei Koch) dagegen nicht begründet scheint.
Beispiele von endemischen Pflanzen der Venetianer und anderer Theile
der südöstlichen Alpen, die auf einzelne Standorte eingeschränkt sind,
wurden in grösserer Menge von Kerncr gesammelt, jedoch bei den
meisten ohne nähere Angabe der Örtlichkeit mitgetheilt (Über einige
Pflanzen der Venetianer Alpen: Östcrr. Bot. Zeitschr. 1874. Nr. 4).
Indessen ist es bei mehreren der von ihm und vori Christ angeführten
Pflanzen zweifelhaft, ob sie als selbstständige Arten gelten dürfen, und in
anderen I^ällen müssen die Nachforschungen über ihre Verbreitung noch
weiter fortgesetzt werden, von einigen, die ich indessen von der folgenden
Übersicht nicht ausschliessen will, ist ein grösseres Areal bekannt.
Auf einzelne Standorte eingeschränkte Pflanzen im Bereich
der lombardischen Seen (nach Christ): Centaurea Gaudini (Ponte
Brolla in Tessin), Androsace Charpentieri (Camoghe-Grat über
Bellinzona), CampanulaRaineri (Corno di Canzo), Alsine grinaeensis
(Grigna über dem Lago di Lecco).
Im Bereich des Garda-Sees und in Süd-Tyrol (nach Kerner]:
Dentaria intermedia, Cochlearia brevicaulis, Capsella pauciflora,
Sempervivum dolomiticum, Saxifraga arachnoidea, S.
Fachinii, S. tombeanensis, Scabiosa vestina, Androsace Flausmanni,
Daphne petraea.
In Kärnthen und Krain (nach Kerner] : Genista holopetala,
Potentilla carniolica, Zahlbrucknera, Astrantia carniolica, Campanula
Zoysii, Gentiana Frölichii,' Wulfenia.
In den Venetianer Alpen die von Kerner neu aufgestellten:
Thlaspi Kerneri, Polygala forojulensis (Venzone am Tagliamento)
, Arenaria Huteri, Hedysarum exaltatum (Monte Raut
bei Poffabro in den Alpen von Undine: anscheinend Var. von
H. obscurum).
In Behetojfs russischer Übersetzung meiner „Vegetation der Erde",
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