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330 DER GEGENWÄRTIGE STANDPUNKT
erläutern, und wenn Foröcs früherhin die Bedeutung dieses Einflusses
ubersah und d.e Ubereinstimnaung der schottischen und skandinavischen
Hochlandsvegetat,on von geologischen Änderungen, von früheren
Landverbmdungen, die durch Senkungen der Erdrinde verschwunden
seien abzuleiten versuchte, wenn aus ähnlichen Gründen immer wieder
aufs Neue auf em versunkenes atlantisches Festland geschlossen wird, so
ist doch daran zu ennnern, dass die Geobotanik demselben Grund atz
zu folgen hat , den mit so ungemein grossem Erfolge in die Geo
ogie selbst emführte, dass wir niemals die verschwundenen Kräfte der
Vorzeit anrufen sollen, wo die in der Gegenwart wirksamen genügen
me Erschenumg auf ihre wirklichen oder doch wenigstens möglicheri
Ursachen zurückzuführen. ? ö^iciien
Dasselbe gilt von der durch Ilojmann vertretenen Meinung dass
der eigenthümliche Pflanzenreichthum, den man an den U f L de
Rhems und anderer Ströme bemerkt, als eine Nachwirkung von den
Verhaltnissen der Tertiärzeit betrachtet werden könne. Diese Erschei
nung, die das Überschwemmungsgebiet der Thalwege vor denen der
l ' T i r an der Elbe
^le am Nil von der geognostischen Unterlage und von der plastischen
Gestaltung des Bodens unabhängig. An der Periodicität derselben, an
d n vorübergehenden Ansiedelungen solcher Gewächse, die in den
Thah.jgen nicht die Bedingungen, sich selbstständig zu erhalten, wiederfinden,
wie man es so häufig in den Flussthälern am Fusse der
Alpen bemerkt, lässt sich am deutlichsten die Wirksamkeit des fliessenden
Wassers erkennen, das immer wieder aufs Neue die Samen aus
den ho^heren Gegenden des Stromlaufes und aus alpinen Quellgebieten
m die Ebenen herabführt und also in steter Thätigkeit be^f fen ist, d e
Area e auszudehnen und die Schöpfungscentren zu vermischen
Pfln ^^^ Luftströmungen auf die Verbreitung der
Pflanzen bie et Parmelia esculenta, von der man den Mannarege^ de
VVuste abgeleitet hat, ein ausgezeichnetes Beispiel, worüber die Beobachtungen
von Persien bis Algerien reichen. Das Gewicht diesL
m grossen Massen durch den Wind fortgeführten Eichene ist nach der
Untersuchung so gross wie das mittlere Gewicht phane
rogamischer Samenkörner. Die weit grösseren Areale, welche di^
Kryptogamen im Gegensatz zu Samen tragenden Pflanzen bewohnen
stehen auch augenscheinlich mit ihren Sporen in Beziehung, w e S
wie Atome von Staub von den grossen Luftströmungen bewegt wei7en
Fluges der Vogel haben Barza^is feine Untersuchungen ein ganz neues
Licht verbreitet. Das Vorkommen keimfähiger Samen in den Exkre
DER GEOGRAPHIE DER PFLANZEN.
menten und im Kropf, selbst im Schmutz an den Beinen der Sumpfvögel,
die Nachweisung sogar von entwicklungsfähigen Theilen von
Wasserpflanzen in Fischen, die Raubvögeln zur Nahrung gedient haben,
dies sind Thatsachen, durch welche unsere Vorstellungen von den geheimen
Mitteln erweitert worden sind, deren sich die Natur bedient,
Organismen an fernen Orten anzusiedeln. Die eigenthümhche Erscheinung,
dass phanerogamische Wasserpflanzen ubiquitär sind, d. h.
Areale bewohnen, die durch alle Zonen und Meridiane reichen, hat
nun nichts Auffallendes mehr. Um ein uns näher hegendes Beispiel
von einer einheimischen Pflanze anzuführen, die wahrscheinUch durch
Zugvögel verbreitet worden ist, so erwähne ich hier, dass vor einigen
Jahren Hieracium aurantiacum , ein Gewächs , welches in den Ebenen
des nördlichen Deutschlands niemals wildwachsend beobachtet war, auf
vereinzelten entlegenen Moorwiesen unserer Küstenlandschaften aufgefunden
wurde, gerade in derjenigen Meridianzone, welche dieSchnepfen,
wenn sie aus Norwegen, wo jene Pflanze häufig ist, im Herbste nach
Süden ziehen, alljährlich berühren. Aber die Zugvögel bewegen sich
nur innerhalb einer Hemisphäre und vorausgesetzt, dass dasselbe Gewächs
zugleich die arktische und antarktische Zone bewohnte, ohne in
den niederen Breiten vorzukommen, wo die Fluggebiete der nördlichen
und südlichen Vögel sich berühren mögen, würde die Erscheinung aus
ihren Zügen nicht zu erklären sein. Manche Fälle dieser Art, jedoch
im Verhältniss zur Ähnlichkeit des arktischen und antarktischen Klimas
doch nur wenige, sind angegeben worden; Hooker hat sie, der bekannten
Vorstellung von einer Eisbedeckung des Planeten am Schlüsse
der Tertiärzeit vertrauend, aus geologischen Änderungen des Khmas
und der Florengebiete abzuleiten versucht. Allein auch hier zeigt sich
deutlich, wie schlüpfrig der Weg sei, die schwankenden Meinungen der
Geologen auf die Geobotanik anzuwenden, denn ohne Zweifel wird
jene Hypothese, welche die Milderung des Gebirgsklimas mit Änderungen
des allgemeinen Wärmezustandes der Erde verwechselt, bald
ganz aus der Wissenschaft verschwinden, seit man anfängt, die verminderte
Ausdehnung der Gletscher aus der Vergrösserung der Continente
und der fortschreitenden Massenabtragung der Gebirge zu erklären. In
einer besonderen Abhandlung ^ habe ich zu zeigen gesucht, dass die
angebliche Identität antarktischer und arktischer Pflanzen in gewissen
Fällen auf Verwechselung verwandter Arten beruht, in anderen zwar
begründet ist, aber auf ubiquitäre Verbreitung oder auch auf Einschleppung
durch Schiffsballast und Ähnliches sich zurückführen lässt^
i Systematische Bemerkungen über die Pflanzensammlungen Philippis und Lechler's.
Göttingen 1854.
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