
i
H i
i 5n
'H
I i
Ii'
ÜBER
D I E GRAMINEEN HOCHASIENS.
GELESEN IN DER KÖNIGE. GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN ZU
GÖTTINGEN AM I. FEBRUAR 1868.
Da ich früher die Gramineen des russischen Reichs für Ledebour's
Flora rossica bearbeitet hatte, so ging ich gern auf den Wunsch des
Herrn Hernimin von. Schlagintzveit ein, die in seinen Sammlungen aus
Centraiasien enthaltenen Gräser zu untersuchen, um die Verbreitung
dieser Formen über die höchsten Gebirge der Erde und ihre Vermischung
mit der tropischen Vegetation auf dem Südabhang des Himalaya
genauer kennen zu lernen. Systematische Arbeiten im Bereiche
dieses Florengebiets sind zwar insofern misshch, als die grossen indischen
Sammlungen Englands der VeröffentHchung entgegen gehen
und die neuen Entdeckungen in Kew zum Theil bereits benannt sindj
aber im vorliegenden Falle können kaum Collisionen eintreten, da die
Zahl der unbeschriebenen Gramineen aus. dem Himalaya nicht gross
ist und da auf der Schlagiiitzveifsch^n Reise nur äusserst wenige Arten
gesammelt wurden, die nicht auch unter den von Kew aus vertheilten
Gräsern vorkämen, welche ich der M u n i f i c e n z u n s e r e s auswärtigen
Mitghedes, verdanke. Das wissenschaftliche Interesse der
Schlaginhveifschtn Sammlung, welche an Gramineen-Formen sogar
gegen mein eigenes von dort und aus anderen Quellen vom Himalaya
erhaltenes Material um ein Drittel zurücksteht und daher mit der Fülle
des in England zu Gebote Stehenden gar nicht zu vergleichen ist, beruht
überhaupt nicht sowohl auf neuen Beiträgen zur Systematik, sondern
ist ein geographisches. Die ungemein grosse Zahl von
Exemplaren derselben Art, die auf den verschiedensten Standorten
während der langen Dauer dieser ausgedehnten Reisen gesammelt
wurden und mit zahlreichen Angaben über das Niveau, wo sie vorkamen,
begleitet sind, sowie der Umfang des durchwanderten Gebiets,
welches die früher nie erforschten Gebirge des Karakorum und Künlün
einschliesst und dadurch umfassendere Aufschlüsse über die Verbindung
s
i
UBER DIE GRAMINEEN HOCHASIENS. 287
der Flora des britischen Tibet mit der des Altai und der Steppen von
Turkestan versprach, gewähren eine vollständigere Übersicht über die
horizontale und vertikale Verbreitung der Formen, als sie früher möghch
war, und diese Ergebnisse gewinnen dadurch, dass sie sich auf
genau bekannte Arten beziehen, die ein weites Areal bewohnen, an
geographischem Werth; sie sind für die Geobotanik wichtiger, als neue
Entdeckungen, von denen man nicht voraussehen kann, welche Rolle
sie in dem auf dem Austausch der Schöpfungscentren beruhenden Haushalte
der Natur spielen. Diesen geographischen Zweck also hat die
nachfolgende Übersicht der aus den Gebirgen Centraiasiens mir vorliegenden
Gramineen zunächst im Auge, wobei ich das Material, welches
ich selbst vergleichen konnte, vollständig vereinige, indem ich den
Scklagintzveifsc]iQn Gräsern auch diejenigen Arten hinzufüge, die ich
aus Kew oder von anderer Seite empfing. Um die Bezeichnung der
Formen sicher zu stellen, konnte ich indessen nicht umhin, auch in
gewissen Fällen auf das Systematische einzugehen und unbeschriebene
Arten durch Diagnosen zu erläutern, während das Meiste sich an meine
Arbeit über die russischen Gräser anschliesst und durch diese verständlich
wird.
Das allgemeinste Ergebniss der geographischen Zusammenstellung
ist eigentlich nur eine Bestätigung dessen, was man schon über die Berührung
der-Florengebiete Centraiasiens und Indiens wusste, eine Vermischung
von tropischen Formen mit denen der gemässigten Zone an
dem südlichen Abhänge des Himalaya, die durch eine Reihe anderer
Arten gegebene Vegetationsgrenze, welche dem Hauptkamme dieses
Hochgebirges entspricht, endlich die Verknüpfung mit den Steppenund
Gebirgsfloren des russischen Asiens und mit Europa. Wie sich
diese auf der verschiedenen, klimatischen Empfänglichkeit beruhenden
Verhältnisse auch in der Familie der Gramineen nachweisen lassen, ist
nun durch einige, näher eingehende Bemerkungen zu eriäutern.
Von den in der Übersicht enthaltenen (213) Gramineen ist der
grösste Theil (194) an der indischen Seite des Himalaya nachgewiesen
und unter diesen besteht mehr als die Hälfte aus tropischen Formen.
Viele derselben (66) sind weit über Indien und zum Theil auch über
andere Tropenländer verbreitet; aber auch unter den endemischen
Gräsern des Himalaya sind die tropischen Abtheilungen der Familie
stärker vertreten, als die der gemässigten Zone. Auch hätte die Anzahl
der tropischen Formen noch beträchtlich vermehrt werden können,
wenn ich nicht die unteren Regionen des Khasya-Gebirges in dem
Katalog unberücksichtigt gelassen hätte, von denen ich allein 35 nicht
aus dem Himalaya vorliegende Formen besitze. Einige indische Gräser
Ii «
sli
m
m
Iii
i l l i » »
r
i< ff" ''Sri
II IFF'
I
Ikhf