
88 ÜBER DIE BII.DUNG DES TORFS IN DEN EMSMOOREN. 89 3
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fässbündel, aber keine Theile von Sphagnum erkennen. Die grösseren,
organisirten Einschlüsse waren folgende :
1) Gangförmig verbreitete Radicellen von Erica Tetralix, der
Hauptmasse von II. entsprechend. Die Humifikation ist daher nicht
durch die ganze Substanz gleichförmig fortgeschritten, sondern sie
dauert noch an gewissen Stellen fort: die Gänge sind die letzten Reste
des Hauptmaterials, aus welchen die amorphe Masse erzeugt wird.
2) Selten kommen Fragmente von Erica-Stämmen vor, in der
Gestalt von kleinen, länglichen, weissen Stücken vom Holzkörper, in
denen die punktirten Gefässe wohl erhalten sind (wie in II i.). Einmal
fand ich einen Cylinder dieser Art von fast 2 Linien Dicke, welcher
mehrere Zoll weit den Torf durchbohrte. In diesem Stücke war die
Rinde (wie in I 2.) am besten erhalten, hatte aber eine schwärzere Färbung
angenommen, als wäre sie oberflächlich verkohlt worden. Auch
der Holzkörper war noch nicht vermodert, aber er zerfiel leicht in eine
pulverige Masse, welche unter dem Mikroskop ein Haufwerk von halbzerstörten,
angefressenen, zuweilen aber auch isolirten und völlig erhaltenen,
überaus deutlich organisirten, punktirten Gefässen darstellte.
3) Die faserigen Massen von Eriophorum vaginatum nebst den
Kieselzellen seiner Epidermis waren ganz unverändert geblieben (wie
in II 2.) und selbst die Gefässbündel hatten sich erhalten.
4) In dieser Tiefe treten auch schon die grossen Einschlüsse von
Coniferenholz auf, die in den untern Lagen des Torfs am häufigsten
sind, entweder weil das Moor nur in den frühesten Perioden seiner Entwickelung
bewaldet war, oder weil diese schweren Massen nach und
nach tiefer eingesunken sind.
Man findet theils Wurzeln, theils ganze Stämme, von allen Dimensionen
der heutigen Waldnatur. Aber auch Bruchstücke kommen vor,
die oberflächlich vermodert sind ; selbst grosse Bäume erscheinen nicht
selten an der Aussenseite der Rinde wie verkohlt. Man hat darauf die
Ansicht gegründet, die Hochmoore seien ähnlich wie die Waldmoore
ursprünglich aus zusammengestürzten und durch Feuer theilweise verwüsteten
Wäldern hervorgegangen: eine Meinung, die durch die Beschaffenheit
der untersten Torfschichten vollständig widerlegt wird.
Nicht das Feuer hat jene Stämme berührt, sondern der Vermoderungsprocess,
der die Rindenzellen oberflächlich in Humus verwandelte,
während das Harz zusammensickerte und die tiefern Holzgewebe
schützte. Auf diese Weise ist ungeachtet der feuchten Lage im Torfe
die Brennbarkeit des Holzes in solchem Grade erhöht worden, dass
Kieferstäbe, welche man daraus schnitzt, leicht die Flamme bewahrend
als Fackeln zur Erleuchtung dienen. Aus denselben Einschlüssen der
Hochmoore wird in der Grafschaft Hoya das Harz im Grossen dargestellt^.
Gleich wie das Flunteburger Hochmoor auf mehr als 20' tiefen
Torflagern noch heute einen Kieferwald trägt, so wuchsen jene Bäume
auf dem schon bestehenden, organischen Boden und brachten ihn mcht
'erst hervor. Denn die Wurzeln liegen nicht etwa in dem Substrat des
Moors sondern sind wie die Stämme vollständig von Torf umschlossen 2.
Oft in' riesiger Grösse sind die Stämme den Torfschichten horizontal
eingelagert, deren vertikalen Durchmesser sie weit an Länge übertreffen,
ode^'r sie reichen von den untern bis zu den mittlem Lagen, mit sehr
geringer Neigung schräg emporsteigend. Ihre Achse ist gewöhnlich
nach Südost gerichtet, wodurch die Vorstellung begründet wird, dass
sie von den auf diesen flachen Küsten oft mit furchtbarer Gewalt über
die weite ungeschützte Ebene wehenden Nordweststürmen getroff-en,
entwurzelt und mit dem Gipfel g e g e n ' S ü d o s t niedergestreckt wurden.
Die Einschlüsse dieser Art, welche ich untersucht habe, gehörten
sämmtlich der Kiefer [Pinus sylvestris) an. Grosse Wurzelstücke, - die
ich aus einem frisch angestochenen Torflager des Bourtanger Moors
mir verschafl-te, zeichneten sich namentlich durch charakteristische
Harzzellen aus, welche in der Wurzelrinde vorkommen. Diese Zellen
sind von oblonger Gestalt und bilden das Parenchym der äussern Rmdenschicht
(t^. Möhrs Korkschicht). Sie werden von flexuos gebogenen,
mit ihren Sinuositäten in einander greifenden Rändern umgeben und
enthalten im Lumen ihrer durchsichtigen, von Porenkanalen durchbrochenen
Holzinkrustation ein braungelbes Harz, welches daher hier,
wie bei den Eriken nicht in Drüsenräume, sondern in Zellenhöhlen eindringt
Doch erscheinen bei den Eriken auch die Zellmembranen von
Harz getränkt und gefärbt, während hier die Zellen und Inkrustationen
durch Farblosigkeit vom Inhalte sich unterscheiden. Der Holzkorper
1 V. Reden a a. O. S. 131-
2 Es scheint, dass in den Hochmooren von Drenthe zuweilen die Wurzeln der Coniferen
in dem unterliegenden Geestboden stecken. Man findet hier, heisst es m der fopographie
dieser Provinz (Tegenw. St. p. 313), an verschiedenen Orten auf dem entblossten
Moorboden ausser den liegexrden Stämmen auch viele Bäume abgebrochen und noch im
Grunde fest gewurzel t , drei und mehr Fuss hoch rechtwinkelig stehend, z. B. im Ustermoor,
im daran grenzenden Gröninger Moor. Das Ostermoor gehört nun freilich zum Gebiete
des Bourtanger Moors , aber die geschilderte Erscheinung ist wahrschemhch lokal
und es wird das entgegengesetzte, im Texte erwähnte Verhältniss auch fur die mederländischen
Moore von Berkhey ausführl ich dargethan : die Angabe , dass die Baume und
ihre Wurzel n 1 0 - 1 2 ' tief gefunden wurden, sei unwahr, ausnahmsweise nur kamen sie
so tief vor, allgemein aber 5 - 1 0 ' unter der Oberfläche im Torf eingeschlossen t^««
Berhhey, natuurlijke Historie van Holland. V. 2, p. 455- Amsterdam 1769).
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