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66 ÜBER DIE BILDUNG DES TORES IN DEN EMSMOOREN. 67
(Erica Tetralix) in den westlichen Mooren^ die schlichte Haide (Callima
vulgaris) dagegen auf der Lüneburger Geest vorherrscht. Denn dieser
Unterschied erscheint nur als eine Wirkung von den klimatischen Einflüssen
der Küste^ von welcher Erica Tetralix nur eine geringe Strecke,
z. B. bis Braunschweig und Salzwedel, in das Innere des Continents
vorzudringen vermag^ und so wächst sie auf den Haiden des Emsgebiets
sogar häufiger, als in den Mooren von Lüneburg. Charakteristischer
für den Moorboden ist die Gestalt der Erikarasen. Unsere beiden nordeuropäischen
Eriken haben die Fähigkeit ihren Boden durch vermoderte
Wurzeln und Stammtheile zu wölben und unter sich mehrere Zoll hohe
Hügelchen von der Form der Maulwurfshaufen nach und nach zu bilden,
auf denen die Vegetation des Rasens ungestört fortdauert. Sie heissen
in der Volkssprache Bülten. Diese Bülten, eine Torfbildung im verjüngten
Maassstabe, sind im ursprünglichen Moore höher und bestimmter
von den Zwischenräumen abgesondert, als auf der trocknen Geest,
wo oft grössere Rasenflächen von Calluna gedrängt zusammenstehen.
Wenn man über das Bourtanger Urmoor südwärts von Ruetenbrock
schreitet, so gewähren bei einigermassen feuchtem Wetter nur die Bülten
einen sichern, wiewohl auf der Schlammfläche schwebenden Stützpunkt
zum Auftreten. Aber hier stehen sie ungewöhnlich weit von einander,
nicht selten 6 — 8', so dass es Mühe kostet, von einem zum andern
hinüberzuspringen. Verfehlt man dieses Ziel, wo die Wölbung des
Rasens etwa 2 bis 3 Quadratfuss Grundfläche bietet, so sinkt man unfehlbar
je nach dem Feuchtigkeitszustande über die Knöchel oder auch
knietief in den schwarzen Schlamm ein, der sich zwischen den Bülten
ausbreitet. Je näher die Bülten zusammenrückeuj desto ähnlicher wird
das Moor einer Haide. An einigen Orten ist der Schlamm ganz entblösst
und trocknet dann leichter im Hochsommer zu einer festen Kruste
ein. Aber gewöhnhch ist er mit einer Vegetation von Cyperaceen bekleidet,
die daher überallhin mit den Erika-lnselchen wechselt und eine
eigene zusammenhängende Pflanzenformation zwischen ihnen bildet.
Auch ruhen die Eriken selbst auf einem ganz ähnlichen organischen
Schlammboden, aber von deren Wurzelstöcken, die aus cyhndrischen'
Holzfäden gewirkt sind, wird er weit fester gebunden und zusammengehalten,
als von den zarten und vergänghchen Cyperaceenfasern.
So wie im Bourtanger Urmoor die Bülten in gleichmässigem Verhältniss
aus beiden Eriken entstehen, so treten auch die Cyperaceen
des ebenen Schlammes nur in zwei Hauptformen auf, die ebenso gesellig
in mächtigen Rasen wachsen wie jene. Die Vegetation im Grossen
betrachtet beschränkt sich daher auf zwei dicotyledonische Holzgewächse
und auf zwei monocotyledonische Formen. Unter letztern zeichnet sich
das Wollgras (Eriophorum vaginatum) durch hohen, gedrängten Wuchs
d¡r Rasen aus', die strahlenförmig nach allen Seiten ihre einfachen, mit
Wollköpfen endenden Halme treiben. Die andere Cyperacee ist eme
niedrige Binse (Scirpus caespitosus), welche den Schlamm nur schwach
durch dichtes Wachsthum der Hälmchen begrünt. Wo die Feuchtigkeit
zwischen den Eriophoren sich häuft, siedelt sich gleich das Torfmoos
(Sphagnum acutifolium) an und dies ist bereits die letzte unter
den Formen, woraus die Natur über einem so grossen Landstrich die
zusammenhängende Pflanzendecke gebildet hat. Aber noch weit auffallender
erscheint die ungemein grosse Einförmigkeit von deren Materialien,
wenn die geringe Anzahl der diese fünf Hauptgewächse begleitendenPflanzen
berücksichtigt wird. Dervollständige, zu diesemZwecke
hier angefiigte Katalog der Pflanzen, welche von mir zu Ende Mai 1844
in den durch die Kultur unverändert gebliebenen Breiten des Bourtanger
Moors beobachtet wurden, enthält nur 27 Arten. Gramineen und
Wassergewächse sind gar nicht darin vertreten, aber diese und andere
einheimische Formen versammelt der Anbau des Bodens, ohne dessen
Mischung zu ändern.
I. Formation der Bülten.
Wesentliche Bestandtheile: Erica Tetralix L. (Dophaide) ^ Calluna
vulgaris Salisb. (schlichte Haide).
Accessorische Bestandtheile: Empetrum nigrum L. (Haidbeere),
MyricaGaleL., Orchis elodes m.2 (Storjesblume), Narthecium ossi-
T ^ i ^ i systematischen Namen der Moorgewächse beigefügten Bezeichnungen sind
unter den Landesbewohnern üblich und bekannt. Meine Führer im Bourtanger Moor
haben sie mir mitgetlieilt.
2 Die neue Orchis des Bourtanger Moors ist zwar mit O. maculata L. nahe verwandt,
jedoch ebenso bestimmt wie O. incarnata L. Fr. und O. latifolia L , von jener .u unterscheiden,
wie sich aus folgender Beschreibung ergiebt ; ^ ^
O elodes nov, sp. tuberibus geminis palmatifidis, foliis (4-S) lanceolatis acummatis
sursum decrescentibus, bracteis nervosis ovarium superantibus, flonbus mcarnatis pictis,
perigonii segmentis semilanceolatis, exterioribus patentibus, labello tnlobo , calcare descendente
fdiformi acuminato ovarium diiriidium aequante. - Calcar basi 1/2 cliam
tenuissimum, versus apicem obtusiusculum attenuatum, rectum, pendexrs. Pengomi ohola
exteriora interioribus conformia et ejusdem longitudinis. Labellum long.tudine _la Uudinem
aequante, lobo medio exterioribus paullo breviori. Statura spithamea O latifohae.
- Dignoscitur ab O. maculata L. , quacum calcare attenuate, caule solido fo usque supremis
a spica remotiuscuhs decrescentibus;convenit: i) foliis inferioribus lanceolahs
(neque oblongis) , omnibusque patentibus; numero foliorum plus duplo mmori;
3) bracteis omnibus ovarium superantibus (neque mediis ovarium subaequantibus); 4) pengonii
segmentis angustioribus ; s) calcare multo tenuiori filiformi, medio linea dmricha
angustiori; 6) praecipue vero brevitate calcaris ovarium dirrridium aequantrs nec superantis).
- Habitat in ericetis turfosis totius paludis Bourtangensis sparsim. Fl. m. Majo
Junio (O. maculata muho praecocius).
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