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342 BERICHTE ÜBER DIE FORTSCHRITTE
päischen Welt, Er ist der Meinung, dass die Abnahme der endemischen
Vegetation mit der Senkung des Bodens, die jedoch nur in gewissen
Archipelen nachgewiesen ist, in Verbindung stehe. Dadurch werde die
Anzahl der für eine bestimmte Art geeigneten Räumlichkeiten immer
mehr vermindert, wogegen die eingewanderten Gewächse, als fruchtbarere
und gegen den Wechsel der Lebensbedingungen gleichgültigere
Organisationen, im Kampfe um das Dasein stets den Sieg davontragen.
Die geringere Fortpflanzungsfähigkeit der endemischen Gewächse beruhe
ferner zum Theil darauf, dass die zur Befruchtung nothwendigen
Insekten mit den Pflanzen, von denen sie leben, zugleich seltener werden
müssen, und diess werde durch die sorgfältigen entomologischen
Untersuchungen Wollasto^is auf Madeira und den canarischen Inseln
bestätigt, die selbst auch auf andere oceanische Inseln ausdehnen
könne, wonach die Zahl der geflügelten Insekten gegen die der flügellosen
in ausserordentlichem Verhältniss zurücktrete. In gewissen Fällen
sind übrigens, wie sich historisch nachweisen lässt, die Einwirkungen
menschlicher Thätigkeit in weit höherem Grade als die natürlichen Verhältnisse
auf die Verdrängung der endemischen Vegetation von Einfluss
gewesen. Machen, wie oben erwähnt, gerade die eigenthümlichsten
Erzeugnisse davon eine Ausnahme, so ist diess dadurch zu erklären,
dass es sich hierbei fast nur um gesellige Holzgewächse handelt, die
eine grössere Widerstandsfähigkeit besitzen.
5. Einjährige Gewächse sind unter den endemischen Bestandtheilen
der oceanischen Floren ausserordentlich selten oder fehlen ganz, während
hingegen annuelle eingewanderte Pflanzen sich mit Leichtigkeit
ausbreiten. Diese Erscheinung erinnert an das Fehlen der grösseren
Säugethiere. Die Grossen Sunda-Inseln haben noch ihre endemischen
Rhinoceros-Arten und andere gewaltige Thierformen, aber je kleiner
der Umfang eines oceanischen Eilandes ist, desto vollständiger verschwindet
die Fauna der Vierfüsser. Durch ihre mächtigen Bewegungsorgane
sind sie auf ein grösseres Gebiet angewiesen, auf dem sie ihre
Nahrung aufzusuchen haben. In ähnlicher Weise bedürfen einjährige
Gewächse unter übrigens gleichen Verhältnissen einer grösseren Räumlichkeit,
un sich fortzupflanzen und zu erhalten, weil sie während des
Winterschlafs nur in der Form des Samens fortbestehend sich nur dadurch
behaupten können, dass von den Samenkörnern wenigstens einzelne
durch Zufall auf den geeigneten Boden fallen und dass also die
passenden Örtlichkeiten für ihre Keimung in möghchst grossem Umfange
gegeben sind. Die Natur scheint bei der Ausstattung ihrer Schöpfungscentren
diesen Chancen Rechnung getragen zu haben oder was sie an
einjährigen Erzeugnissen ursprünglich hervorbrachte, ist längst an der
IN DER GEOGRAPHIE DER PFLANZEN.
Ungunst der beengten Verhältnisse gescheitert. Neue Ansiedelungen
können sich stetig erneuern und sie bestehen überhaupt aus den für ihre
Erhaltung durch die Organisation am meisten begünstigten Arten.
Es giebt noch manche andere merkwürdige Eigenthümlichkeiten
der oceanischen Floren, die aber allgemeiner bekannt und daher von
Hooker nur im Eingange zu seiner Abhandlung kurz berührt sind. Dahin
gehört ihr Reichthum an Farnen und Kryptogamen, eine Folge
ihres Seeklimas, ferner der Ersatz continentaler Stauden durch verwandte
Arten von Holzgewächsen, eine unerklärte Erscheinung, die
Darwin auf eine wohl allzu künstliche Weise mit seiner Hypothese in
Beziehung zu bringen gesucht hat, sodann die geringe Verhältnisszahl
der Arten zu den Gattungen, der Gattungen zu den Familien, endlich
die Armuth der Gebirge an alpinen Erzeugnissen. Die beiden letzteren
Thatsachen stehen mit einer allgemeinen Eigenthümlichkeit der Schöpfungscentren
, die durch Einwanderungen ungestört in ihrer ursprünglichen
Ausstattung sich erhalten haben, in Verbindung. Die Verhältnisszahl
der Arten wird erst dadurch gross, dass die Schöpfungscentren
wie gewisse Sternbilder gruppenförmig geordnet sind, sie wird gerade
auf oceanischen Inseln, wie den Galapagos, dadurch erhöht, dass
mehrere zu demselben Archipel gehören. Die Berge oceanischer Inseln
bleiben pflanzenarm, weil sie die am meisten vor fremdem Zuzuge gesicherten
Schöpfungscentren der Erde sind. Erst durch den Austausch
werden begrenzte Räumlichkeiten formenreich. Das einzelne
Schöpfungscentrum bringt wenig, aber das Eigenthümlichste hervor.
A r k t i s c h e Flora. — Martins hat seine geobotanischen Arbeiten,
die in der Literatur zerstreut waren, zu einem Sammelwerke vereinigt
und durch neue Zusätze ergänzt (Du Spitzberg au Sahara. 1866).
Eben so sind auch andere ältere Untersuchungen über das arktische
Gebiet und namentlich über Spitzbergen und Novaja Semlja vielfach
zusammengestellt und bearbeitet worden (vergl. Petermam-is „Geogr.
Mittheil.": Spörer, Nowaja Semlä, Ergänzungsheft 21). Die Kenntniss,
der Flora von Spitzbergen ist nach den Untersuchungen Malnigreri!s,.
des botanischen Begleiters der T^r^'Z/'schen Expedition, auf 93 phanerogamische
Arten gestiegen, von denen 81 sich in Grönland wiederfinden.
Die Verknüpfung dieser Flora mit der alpinen Vegetation Skandinaviens
ist dadurch bezeichnet, dass 69 Phanerogamen Spitzbergen und Lappland
gemeinsam angehören, während die übrigen 24 eine umfassend
circumpolare Verbreitung zeigen, indem sie zugleich im arktischen
Sibirien und Nordamerika oder in Novaja Semlja vorkommen, also
keine einzige für Spitzbergen endemisch ist. Marthts untersuchte die
Verbreitung der Pflanzen Spitzbergens zu den Alpen und es zeigte sich,