
iij'ii' ''
!:• "
lit
Nl^l
74 ÜBER DIE BFLDUNG DES TORKS
Der Icichtc, hell gefärbte Torf der Hochmoore ist wissenschaftlich
dadurch zu charakterisiren, dass er aus Torfmoos (Sphagmim) entstanden
ist; der schwere, braune oder schwarze Torf besteht mehr oder
minder vollständig aus amorpher Substanz. Im Grunde rechtfertigt es
nur der Sprachgebrauch, dass auch der Moostorf zum Torfe gezählt
wird, denn der Trocess, der ihn bildet, ist unzweifelhaft chemisch verschieden
von der Humifikation. Von seiner Structur, der Gestalt und
Anordnung zweier Arten von Zellgewebe ist nicht das Mindeste verloren
gegangen. Die Fasergebilde in den grossen perforirten Zellen
sind rein erhalten und deutlicher selbst als während des Lebens in ihrer
Lagerung zu erkennen. Die Poren sind von einem scharfen Rande eingcfasst.
Aufgeweichter Moostorf unterscheidet sich vom frischen Sphagnum
nur durch zwei Merkmale, durch die Zeichen des Drucks, der viele
Stengel und Blätter mit einander verfilzt hat, und durch die bräunliche
Färbung der Chlorophyllkügelchen, der einzigen organischen Elemente,
welche eine Veränderung, zwar nicht ihrer Gestalt, aber ihres Farbstoffs
erlitten haben. Auch ist es wahrscheinlich, dass die Zahl der Chlorophyllkügelchen
eibnimmt, während ihre Zellenflüssigkeit durch Wasser
ersetzt wird. Hiedurch erhalten die schmalen, im Leben grünen Zellen
einen hohen Grad von Durchsichtigkeit und Klarheit, Eigenschaften,
wodurch die abgestorbene von der lebenden Pflanze unter dem Mikroskop
augenblicklich zu unterscheiden ist. Diese Veränderungen sind in
chemischer Hinsicht so unbedeutend, dass man die Bildung des Moostorfs
mit weit grossem! Rechte eine Conservation organisirter Körper
unter Wasser als einen Vermoderungsprocess nennen kann. Der Moostorf
entsteht durch eine einfache Versenkung und Absonderung von
der Atmosphäre, oder durch eine dauernde Tränkung mit Wasser.
Eine chemische Analyse von reinem Moostorf ist mir nicht ^ bekannt:
sie würde im Verhältniss vom Kohlenstoff zu den Elementen des Wassers
sich vermuthhch näher an die Zellmembran, als an die Humingebilde
anschliessen.
Ganz ebenso wie der Moostorf verhalten sich mikroskopisch die
vegetabilischen liinschlüsse des amorphen Torfs. Auch können die
Torfmoose selbst mit formlosem Humus gemengt und von demselben
eingeschlossen sein, aber in diesem Falle überzeugt man sich z. B.
durch den Harzgehalt des letztern, dass er von ganz andern Gewächsen
erzeugt worden ist. Wo der Moostorf als eingeschlossener Körper auf-
I Die Analyse Mulder's vom leichten, friesischen Torf (Erdmann's Journal. J. 1839)
ergiebt noch mehr Kohlenstoff als sehi dichter Torf, es ist also wahrscheinlich kein Moostorf
gewesen.
r.N DEN f:msmooren. 75
tritt, vegetirte er im Leben ähnlich wie das Torfmoos auf der Oberfläche
des Urmoors, welches dort gegen die Cyperaceen und Eriken
sehr zurücktritt und daher bei deren Humifikation einen geringRigigen
Bcstandthcil des Torfs bilden muss, da es doch an andern Orten, wie
in den Torfgruben, grosse Lager für sich zusammensetzt.
Der allgemeine Charakter aller Einschlüsse des amorphen Humus
besteht darin, dass sie dem Torfmoose gleich ihre Organisation mehr
oder minder vollständig bewahren. Bei der Humifikation sind ihre
Zellen unangetastet geblieben. Die Ursache dieser Erscheinung lässt
sich in den meisten Fällen erkennen. Zuweilen ist es der Harzgehalt
gewisser Moorpflanzen, wie der Eriken, wodurch eine antiseptische
Wirkung auf die Gewebe hervorgebracht wird. Hierauf scheint auch
die Erhaltung des Coniferenholzes in den ältesten Mooren zu beruhen.
Bei andern Einschlüssen des Torfs ist die Erhaltung des Gewebes von
der Organisation der Zellen eibhängig, bei den Phanerogamen von ihren
hicrustationen und Intercellularsecreten, wie beim Torfmoos von deren
Oeffnungen. Reinere Incrustationen mit Holzsubstanz können zwar der
Vermoderung nicht widerstehen, aber je mehr unorganische Elemente
damit in Verbindung treten, desto leichter erhalten sich die Zehen.
Kein Gewebe scheint daher geschickter, im ursprünghchen Zustande
zu beharren, als die Epidermis der Cyperaceen, die von Kieselerde
innig durchdrungen ist. Während von andern Gewächsen gewisse Organe
vollständig erhalten bleiben, wird hier der ganze Halm oft bis auf
die Oberhaut in amorphen Humus verwandelt. So bleiben auch von
den Erikenwurzeln oft nur HohlcyHnder übrig und dies sind die harzreichen
Rindenstücke, in welchen der Holzkörper vermodert ist.
Der Versteinerungsprocess der Organismen bietet nur entfernte
Analogieen mit der Erhaltung der Torfeinschlüsse dar. Das Torfmoos
vegetirt am obern Ende des Stengels fort, während es unten abstirbt
und zu Moostorf verfilzt wird. Ebenso werden nicht selten in kalkhaltigem
Quellwasser die untern Theile von Hypnum commutatum H. von
kohlensaurem Kalk incrustirt und damit der Versteinerungsprocess eingeleitet,
während das Moos oben fortvegetirt. Solche Erscheinungen
können nur bei Kryptogamen stattfinden, deren Nahrungsstoff'e durch
die grüne Oberfläche in die Pflanze eintreten. Die Epidermis der Cyperaceen
ist ganz ähnlich wie ein versteinertes Gewebe gebildet, aber
schon im Leben, nicht aber auf die Weise, dass noch Veränderungen
nach dem Absterben damit vor sich gingen. Und so sind Petrefakten
ihrer Entstehung nach mit solchen Erzeugnissen gar nicht zu vergleichen.
Der wirldiche Vermoderungsprocess versetzt die Gewebe der
verschiedenen Pflanzen zuletzt in den gleichen amorphen Zustand;
iiilES
" I
if
•Ir^'L'
Pilfi «Iii
I 1