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i i 8 ÜBER DIE BILDUNG DES TORFS
Leda für Torfschiffe fahrbar. Um die spärlich fliessende Quelle in einen
schiffbaren Kanal, den Kanal in ein Emporium des Seehandels umzuschaffen,
bedurfte es hier eines Mannes, wie sie selten geboren werden,
Dietrichs von Veelen^ der in der letzten Hälfte des 17. Jahrhunderts,
weitblickenden Geistes und mit Glücksgütern ausgestattet, diese der
Wohlfahrt seiner Untergebenen und der zukünftigen Blüthe seiner
Schöpfung zum Opfer brachte. So ist Papenburg einzig in seiner Art
geblieben, aber auch jetzt als das Ziel möglicher Entwickelung für die
Moorgebiete der Ems zu betrachten.
Als die bremischen Kolonien bereits emporgekommen waren und
an ihren Kanälen sich immer weiter ausbreiteten, begann die Münstersche
Regierung zuerst ihr Augenmerk auf das Bourtanger Moor zu
richten, welches, durch seine Lage am meisten von natürlichen Hülfsmitteln
entblösst, die traurigste Ode darbot. Wiewohl der untere
Stromlauf der Ems die ganze Länge des Moors in enger Nachbarschaft
begleitet, so gestattet doch die zwischenliegende Dünenreihe nur vereinzelten
und unbedeutenden Bächen, das Moorwasser in den Fluss zu
entleeren. Die übrigen Abflüsse sammeln sich zur Aa und Vechta und
würden, schiffbar gemacht, weil sie auf niederländisches Gebiet treten,
für den Absatz des ehemals münsterschen, jetzt hannoverschen Torfs
dennoch ungeeignet bleiben. Die Kolonisten, welche sich hier seit 1788
ansiedelten, befanden sich daher in einer von den bremischen Schöpfungen
wesentlich verschiedenen Lage. Sie sollten Ackerbau unternehmen,
ohne die Anlage auf Torfhandel zu begründen, also ohne jene sichere,
von Anfang an zuströmende Erwerbsquelle, von welcher man in Bremen
ausgegangen war. Hätte die damalige Landesregierung bei der
Stiftung der Bourtanger Kolonien auf die Herstellung von Kanälen Bedacht
genommen, so würde ihnen eine Zukunft verbürgt sein , der sie
bis jetzt vergebens entgegensehen.
Die Bourtanger Kolonien zeigen uns, was aus einem Hochmoore
ohne Absatz nach aussen werden kann. Das bremische Quellenmoor
bezeichnet eine zweite Entwickelungsstufe der Kultur, auf welcher der
Brennstoff verwerthet wird. Papenburg nebst dem benachbarten Reiderlande
ist zur letzten und höchsten Ausbildung der Moorkultur gelangt,
wobei der Torf nach und nach vollständig ausgeführt und das Substrat
der Landwirtschaft oder anderen Bodennutzungen übergeben wird, so
dass zuletzt jeder Unterschied von anderweitigem Grundbesitze verschwindet.
Die Aufgabe, deren Lösung nach allgemeinen Grundsätzen der
Erfahrung unserer Untersuchung vorliegt, ist demnach zuerst nachzuweisen,
auf welchen Standpunkt die Wirtschaft der Bourtanger Kolonate
IN DEN EMSMOOREN
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t.r den -eP-ebenen Verhältnissen sich erhoben hat, und sodann zu
: ^ l n wafdm^. Privatunternehmungen oder durch Hülfe des Staats
f e z" leisten ist, um sie einer höheren und naturgemassen Entwicl
uno- entgegenzuführen. Zwei Systeme des Ackerbaues smd n
rentm M r k e ^ u ^ einander gefolgt, die Brandkultur und eme rege-
S i e Kornwirtschaft, und beide bestehen gegenwärtig neben emander
r weifder Kornbau, das einträglichere System, nur unter bestimm en
IrtUcLn Bedingunger; betrieben werden kann. Bis zum Anfange des
r g rjahrhun'derl scheint das ganze Bourtanger Moor d - s s e ^
n S r l ä n d i s c h en Grenze, welches Gemeindebesitz der längs der Ems
" t e n e n ^ vollkommen wüst und unbenr^zt gebheben zu
e t Die Aussenränder des Moors mochten zum Torfstich dienen u
" kenen Monaten gewisse Plätze von Schafen beweidet werden aber
ie auf beschränkte L h der Ertrag der für den Menschen w - ur d-sen
H erden gleich unzugänglichen Fläche. Erst zu jener Zei sol d e
S k u l t S r der Moore erfunden sein, der erste und im grossten Theile
"ener Gegenden auch jetzt noch der einzige Versuch, den Ackerbau ^if
T m Torfboden einzuführen. Bei der Stiftung der Kolonate gegen Ende.
deSeben Jahrhunderts verfolgte die Regierung, welche ste ms Leben
rie 1 l e n der Ablösung der Kolonisten vom Gemeindeverbande und
Verl l g freien E igentums an dieselben die wohl tät ige vmd dmch
I m tte baren Erfolg gekrönte Absi mit dem Ackerbau die Vieh-
T h i zu verbinden tinl somit auf veränderter Grundlage eine geregelte
T nndwirtschaft möglich zu machen.
zTr vollständigen Beurtheilung der Brandkultur_ ist_ anzuführen,
dass auch der Buchweizen, mit dessen Erzeugung sie sich fast auschiessU
h beschäftigt, nicht ohne vorausgehende Entwässerung des
Urmoo gedeiht. Alldn hierbei handelt es sich nicht um kostspielige
K i r i r a u t e n , sondern nur um einfache Rinnen (z. B. von 3' Breite und
' M e am Saume eines Schritt breiten Ackers) , um sogenannte
Grippen, welche, in einem Hauptabzugsgraben (Sloot aufgefangen
LL'ich^n, dieoberflächhcheTorfschicht, - f - e l e h e es allemankornm
trocken zu legen. Dieser Zweck kann erreicht werden ohne dass der
G ab n AbflSss nach aussen hat, vollkommener freihch, wenn eme
R dde ihn aufnimmt. Aber in beiden Fällen füllt er sich mit Wasser
aus der nächsten Umgebung, welches hier - e h e r verc^unsten kann
als da, wo es dem Humus adhärirt. Dieses e i n f ä d l e Ved.altniss, we che
auf d;r früher dargestellten Naturbeschaffenhe^ des Torfs be uht
die Grundlage aller hydraulischen Arbeiten im Hochmoore. Schon h er
zeigt sich der für die Wirtschaft der Kolonien so wichtige Unterschied
von vollständigen Kanalbauten, wdche Wasser aus dem Moore nach
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