
AUF DIE BEGRENZUNG DER NATÜRLICHEN FLOREN. 15
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14 UBER DEN EINFI.USS DES KLIMAS
dauern. Wiewohl es allg-emeiner Charakter aller tropischen Floren ist.
arm an jährigen Pflanzen zu sein, so zeigt sich doch schon ein Gegensatz
in ihrer Zahl, z. B. zwischen Senegambien und den Floren mit
einer Ve^etatio continua, in denen die Vegetationsfülle auch dadurch
ausgesprochen erscheint, dass die meisten Gewächse sich zur Stammbildung
erheben.
Die Unterscheidung dieser Grade der Abhängigkeit des Pflanzenlebens
von der Vertheilung der atmosphärischen Niederschläge auf das
Jahr hervorzuhebenj schien deshalb nöthig, um die Verschiedenheit des
botanischen Charakters der feuchten Äquatorialfloren von den Passatfloren,
in denen ein Winterschlaf auftritt, schärfer zu bestimmen, die
zwar nur die Gewächse mit Stammbildungen, aber damit bei weitem
die Mehrzahl aller Pflanzenarten betrifft. Da die Verschiebung der Passate
bekanntlich an den Wendekreisen nur periodische Regenzeiten gestattet,
so werden Floren dieser Art überall auftreten können, wo die
Passatwinde herrschen, und es scheint keinen Unterschied in ihrem
Charakter zu begründen, ob die Regenzeit in die heisseste oder in eine
andere Jahreszeit fällt. In Amerika zeigt sich der Charakter der Passatfloren
nirgends auffallender, als an der Westküste, wo die periodischen
Nebel nur während weniger Monate eine flüchtige Vegetation hervorrufen
1; diesseits der Anden ist der Gegensatz, den die periodische Plora
der Llanos, deren Charakter der Griffel des Meisters in diesen Wissenschaften
gezeichnet hat, der Plora der grossen Ströme gegenüber bildet,
gerade wegen ihrer Nachbarschaft und wegen des Mangels einer natürlichen
Grenze entscheidend, wenn die Bewegung der Atmosphäre nicht
eben diese Grenze darböte. In der alten Welt gehören zu den Passatfloren
Senegambien, Abyssinien und die beiden Halbinseln von Hindostán
nebst dem südlichen China. Man wird ohne Zweifel in der Folge
manche Eigenthümlichkeiten dieser Floren auf die Dauer ihrer Regenzeiten
beziehen können, so wie es jetzt schon bemerkenswerth erscheint,
dass in der alten Welt die Regenzeiten grösstentheils von Monsoons
abhängen, und daher fast 6 Monate dauern, in der westlichen Hemisphäre
an der Äquatorialgrenze, z. B. in Peru, viel kürzere Zeit und
an den Wendekreisen weniger entschieden von der trockenen Jahreszeit
gesondert sind.
Endlich bleibt unter den Tropen noch die Reihe von Ländern zu
betrachten übrig, in denen die Wassercirculation niemals für die Vegetation
ausreicht, und die daher höchstens Saftpflanzen zu produciren im
1 Vgl. über das Vorkommen der Passatiloren Pflaivzengeögraphie pag. ro. 13
und dessen Mittheilungen über Canton in Nov. Act. Acad. Caesar. Vol. 17, p. 2.
Stande sind. Herr von I-hiinboldt hat die Ursachen im Zusammenhange
entwickelt, denen die Sterilität der Sahara zuzuschreiben ist, und die
wahrscheinlich auch zum Theil auf gewisse Theile von Asien angewendet
werden können: Mangel an Wasser, das verdunsten könnte, ist
neben herrschenden Polarströmungen als das wichtigste jener Momente
zu betrachten, so dass hier die reine Wirkung der Passatwinde in Erscheinung
tritt. Das Product, worin sie sich äussert, zeigt sich schon
am Saume des Landes in dem Mangel an Flüssen, die es verlassen:
dieselbe Thatsache in Neuholland lässt auch hier auf eine wahre Wüste
innerhalb der Passatzone schliessen, da die Steppen mit periodischer
Vegetation in Amerika, dem,nordwestlichen Asien und Europa stets
von grossen Flüssen durchströmt werden, und da wir für eine ringförmige
Erhebung in so grossem Maassstabe, dass ein die Ströme eines
Welttheils aufnehmendes Binnenmeer dadurch bedingt werden könnte,
kein Analogon auf der Erde finden.
Es ist schon oben erwähnt worden, dass dieser Unterschied unter
den tropischen Floren, der von ihren Feuchtigkeitsverhältnissen abhängt,
in allen den Ländern verschwindet, in denen keine Winde mehrere
Monate lang herrschen und damit die Regelmässigkeit in der Vertheilung
der Niederschläge auf das Jahr aufhört. Die extratropischen
Floren verhalten sich daher in dieser Rücksicht wie die Äquatorialfloren,
nur durch die Geschwindigkeit der Circulation unterschieden,
dennoch, abgesehen von der Wärme, zu einer Vegetatio continua befähigt;
es ist nämlich zu bemerken, dass die beiden Regenzeiten von
Südeuropa, die Herr Dove nachgewiesen hat, zu wenig von den übrigen
Jahreszeiten gesondert sind, um einen durch Trockenheit bedingten
Winterschlaf der Vegetation zu bewirken. Ebenso wenig sind, um diesen
wichtigen Satz zu wiederholen, andere Differenzen in den Feuchtigkeitsverhältnissen
in diesen Zonen für die Begrenzung der Floren von Wichtigkeit.
Zwei der folgereichsten Thatsachen in der Pflanzengeographie,
die stets vorangestellt zu werden verdienen, sind die Identität der alpinen
Flora von Mittel- und Nordeuropa, und die von England mit dem
nördlichen und mittlem Russland. Aus den Untersuchungen des Herrn
Kämtz über die Aufstellung des Wasserdampfs in verschiedenen Höhen
der Atmosphäre ergeben sich die complicirten Verhältnisse, nach denen
die Alpenflora grösstentheils in eine Region fällt, die die geringste Tension
des Wasserdampfs, aber die reichsten Niederschläge darbietet,
Eigenthümlichkeiten, die der Atmosphäre nur in verticaler Richtung,
nicht in der Richtung vom Äquator zum Pol, zukommen, und zu keiner
klimatischen Analogie zwischen der alpinen und lappländischen Flora
führen. Das Gebiet der mitteleuropäischen Flora bietet, wie mehrfach
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