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36 UBER DEN VEGETATIONSCIIARAKTER
iiische Kräfte sind wegen des g-leichförmigcn Niveaus der Kjelde fast
nur an deren Seitenwänden thätig^ und was hier losgerissen wird, was
mit den Kaskaden, mit den Schnee- und Felslawinen herabstürzt, sinkt
grösstentheils in die Tiefen der Fjorde, ohne deren Ufer mit gepulverten
durch die Pflanzenwelt zersetzbaren Mineralfragmenten zu befruchten.
Bringt man nun noch den Verlust in Anschlag, den die einmal gebildete
Erdkrunie alljährlich durch den Ackerbau, so wie durch den Fall der
Gewässer an so steilen Abhängen erleidet, so wird man sich vielmehr
dari^iber wundern, dass unter den ungünstigsten Verhältnissen die Natur,
so sparsam sie in diesen Gegenden mit den Bedingungen des Pflanzenlebens
verfahren ist, sich doch noch in einem gewissen Gleichgewichte
erhält: wozu namentlich die ausserordentlich verbreiteten, alle den
Pprden zugekehrten Felswände schwärzenden Hypothallen von Lecideen.
so wie vielleicht auch auf den Fjelden die Torf bildenden Moose,
von denen viele Niederungen ausgefüllt sind, mitwirken. Allein dennoch
ist dieses Gleichgewicht zwischen gebildeter und weggeführter
lirdkrume vielleicht nicht ganz beständig. Hcrzberg^ sagt: wo Bäume
in Hardanger ausgehen, wachsen keine wieder, die Baumgrenzen sinken
immer mehr. Diese Thatsache, bei deren Erwähnung jener vielseitige
Kenner seines Landes Änderungen des Klimas im Sinne hatte, würde
sich einfacher daraus erklären, dass der Ackerbau jetzt mehr Erdkrunie
verbraucht, als in den Zeiten, da ein alter Baum in der Wildniss sich
besamte: doch erst später werde ich meine Beobachtungen über gewisse
historische Änderungen in der Vegetation von Hardanger mittheilen
und damit auch diese Hypothese beleuchten.
Wenden wir uns jetzt zu dem Charakter der Flora dieses Districts
im liinzelnen. Es erhellt aus der bisherigen Darstellung, dass die Vegetation
der Fjelde von der der Fjordabhänge ganz geschieden, ist. Zunächst
will ich die alpinen P^ormationen charakterisiren und bemerke,
dass die Resultate auf folgenden Reiserouten gewonnen wurden:
1. Übergang über die Langfjelde, und zwar über den Plauglefjeld
zwischen Gegaarden und Röldal. g geogr. Meilen.
IL Über den Hardangerfjeld zwischen Röldal und Saelgestad.
3 g^ögi'- Meilen.
i n . Besteigung des P^olgefonden bis auf das Schneefeld von Reissaeter
aus.
IV. Übergang über den Hardangerfjeld zwischen Ullensvang und
Morsaeter am Vöringsfossen. 12 geogr. Meilen.
1 lUulstikker 1818, S. 651.
VON HARDANGER IN BERGENS STIFT.
V. Über den Utnefjeld zwischen Aga und Korsnaes am Samlcnfjord.
3 geogr. Meilen.
Die Baumgrenze wird an den Seitenabhängen der Fjelde durch
eine o-ktte Form von Betula pubescens Ehrh. gebildet, nicht wie gewöhnlich
angegeben wird durch Betula alba^ welche ich in Norwegen
niro-ends gesehen habe. Das Niveau der Birkengrenze, wovon es zahlreidie
Messungen giebt, welche von Neummm und Blytt gesammelt
sind, beträgt an der Ostseite der Langfjelde im Mittel 3200', an der
Westseite 2800'; am Folgefonden sinkt es hier bis ZAI I8OO\ Da nun
die tiefsten Punkte auf dem Rücken der Fjelde, z.B. der Ulevaa's Botten
zwischen Voxhe und Röldal 3200' hoch liegen, so ist die Baumform
der Birke vom Plateau ganz ausgeschlossen. Die obere Grenze der
Vegetation an der Schneelinie übersteigt selten ein Niveau von 5000 ,
gegen die Küste hin aber ist sie gleich der Birkenregion tiefer gelegen.
Die Alpenpflanzen der Fjelde wachsen demnach meist zwischen
den Grenzen von 3000' und 5000'. Innerhalb dieses Raumes ordnen
sich die einzelnen Formationen theils nach der Höhe, theils nach der
Feuchtigkeit des Bodens. Der Einfluss der Höhe ist ausserhalb der
Wasserwege überall sichtbar: denn da die ganze Fläche wellenförmig
o-ewölbt ist, so wiederholt sich die Abgrenzung der Regionen, sooft
L n in gerader Linie über das Plateau hinreisend m die Wellenthaler
hinab oder zu den Wellenkämmen hinauf steigt. Die letzteren begrenzen
stets nach allen Richtungen den nahen Horizont, und doch sind sie gewöhnlich
nur einige hundert Fuss höher als die Niederungen. Vergebens
hofft der ermüdete Wanderer einen kulminirenden Punkt zu erreichen
, unaufhörlich steigt er auf und nieder, ohne durch irgend eine
Fernsicht belohnt zu werden, der Pfad über den Hauglefjeld ilihrt ihn
nicht höher als bis 4600' , nicht tiefer als bis 3200' hinab.
Die am tiefsten gelegenen Gegenden der.Fjelde, sofern sie nicht
von Wasser oder Sumpf ausgefüllt werden, sind von Betula nana L.
ziemlich dicht bewachsen. Dieser armhohe Strauch liefert das Brennholz
für die Sennhütten. Eine spärliche Vegetation von Cyperaceen
Gräsern, Moosen und von den kleineren Alpenkräutern wächst zwischen
diesem Gesträuch. An steileren Abhängen, und besonders gegen die
Seitenkanten des Fjelds wechselt diese Formation mit Salix glauca L.,
^ I . B. pubescens Ehrla. f o l i i s ovato-rotundatis obtusatis, semine obovato, ala
semiobovata. p. glabrata : foliis glabratis, ala seminis latiori. Syn. B. carpatica
W.
a. B. alba Aut. foliis rhombeis acutatis, semine elliptico, ala semiovali.
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