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i i 6 ÜBER DIE BILDUNG DES TORFS
die Nähe der Stadt Hannover einen gewinnreichen und stets geöffneten
Markt: das Seeburger Moor unweit Göttingen würde hingegen einen
höheren Ertrag gewähren, wenn der Torf weggeschafft und der Boden
in Wiesenfläche verwandelt wäre. Bei einem beschränkten Umfange
des Lagers hängt es von der freien Wahl des Eigenthümers ab, den
grössten Ertrag zu erzielen : denn er bedarf eines verhältnissmässig geringen
Kapitals, um die eine oder die andere Benutzungsweise einzuführen.
Schwieriger und für die Entwicklung der natürlichen Hülfsquellen
nachtheiliger gestalten sich die Verhältnisse dort, wo^ wie in den Emsmooren.
ein unermessHches Areal, welches vorzubereiten und nach bestimmten,
unerlässhchen Methoden zu bewältigen ist, um irgend einer
Kultur überhaupt erst zugänglich zu werden, die Anlage von grossen
und spät sich verzinsenden Kapitalien fordert. Hier treffen wir daher
noch jetzt einen ausgedehnten j vaterländischen Grundbesitz, der entweder
ganz werthlos ist oder einen höchst unbedeutenden Ertrag abwirft,
und hierunter ist jener ungesegnete Zustand begriffen, welcher
selbst der Verwerthung des Brennstoffs vorausgeht. In anderen Gegenden
des Emslandes, wo das Anlagekapital zur Befruchtung der Moorniederungen
seit einer Reihe von Menschenaltern allmähUch zweckmässig
vergrössert ward, schritt der Wohlstand und die Bevölkerung in gleichem
Maasse stufenweise fort. Auf dem Urmoor fing man an den
Torf zu gewinnen, man führte ein Kultursystem nach dem anderen ein
und so gelang es einiger Orten, auf Ackerbau gegründete und dicht
bevölkerte Oasen zu schaffen. Diese Vorbilder nachzuahmen, den Stufen
ihrer allmählichen Entwickelung nachzufolgen, heisst eine richtige
Methode aufstellen für die Kultur der wüsten Bezirke. Jede Stufe des
Fortschritts ruht auf dem vorausgegangenen Zustande und entspricht
einem höheren Ertrage des Bodens. Die .ursprüngliche Ertraglosigkeit
ist auch gegenwärtig nicht plötzlich durch grossartige Anlagen zu heben,
nicht durch gewaltsame Mittel ist das Land zu voller Reife emporzubringen
, sondern allmähhch muss die höhere Entwickelung desselben
eingeleitet werden.
Dass der Grundbesitzer seinen Brennstoff nicht verwerthen kann,
ist die Ursache von des Hochmoors ursprüngiicher Armuth. Aber ungleich
günstiger, als in den Haiden, wo das ganze Kapital, um sie urbar
zu machen, eingeschossen werden muss, stellt sich die Rechnung beim
Anbau der Torfmoore. Hier Hegt eine bedeutende Rente im Boden
verborgen, ein Erzeugniss von namhaftem und gleichbleibendem Handelswerth
wird von der Natur geboten : nur die Strasse, es auszuführen,
ist nicht gebaut. Lastthiere, Wagen oder andere, für ein leichtwiegendes
IN DEN EMSMOOREN. 117
Product erforderliche Transportmittel trägt das schwammige Urmoor
nicht, welches kaum den Schafen in der trockenen Jahreszeit zugänglich
ist. Der Torf hat daher wirklichen Geldwerth nur am Aussenrande
des Moors, was auf 4 — 6 Meilen breiten Flächen wenig in Betracht
kommt. Die Kolonien im Innern des Bourtanger Moors stehen bis zum
gegenwärtigen Augenblick, wiewohl eines verhältnissmässigen Wohlstandes
geniessend, noch keineswegs in einer solchen Verbindung mit
den Nachbarlandsschaften, dass sie ihren schwarzen Torf nach der Ems
schaffen und durch den Verkauf desselben sich die Mittel sur Förderung
ihres Ackerbaues erwerben können.
I Der Torfhandel ist aus zwei Gründen auf Wassercommunikationen
t zunächst angewiesen, einmal weil der Torf zu leicht ist, um den Fuhr-
I lohn zu Lande auf weitere Entfernungen tragen zu können, sodann weil
^ in den grossen Mooren Landstrassen noch schwieriger herzustellen sind
als Kanäle. Damit ein fahrbarer Landweg sich erhalte, muss er von
zwei Gräben eingeschlossen sein, statt deren ein einziger Kanal billiger
zu bauen ist. Aber auch die wenigen Kunststrassen , welche zwischen
einzelnen Kolonien des Bourtanger Moors gebahnt sind, werden bei
feuchtem Wetter für Pferde und Wagen ganz unzugänglich, und selbst
die Getreideernte muss oft auf dem Acker ausgedroschen werden , weil
es unmöglich fällt, sie in die Scheunen einzufahren. Kanäle sind die
natürlichen Communikationswege aller Moorbewohner, und so beruht
in Bremen und Ostfriesland der höhere Aufschwung der Kolonate
durchaus auf Kanalbauten.
Eine der wichtigsten Fragen beim ersten Anbau des Hochmoors
ist daher, ob dasselbe natürliche Wasserverbindungen besitzt oder
Kanalbauten erheischt. Moore, in welchen schiffbare oder leicht schiffbar
zu machende Flüsse und Bäche entspringen, bieten längsdes Wasserlaufes
solche Vortheile , dass sie am frühesten kolonisirt worden sind.
Auf die zahlreichen Zuflüsse der Elbe und Weser, auf dieOste, Schwinge
und Hamme stützten sich die ersten Niederlassungen in den bremischen
Mooren, welche zu einer Bevölkerung von mehr als 12000 Seelen angewachsen
sind. Die ersten Kolonisten verschifften ihren Torf nach
den Hansestädten und verschafften sich dadurch zur Erzeugung von
Wiesen und Ackerland das Anlagekapital, bis in der Folge durch Findorf
s patriotischen Unternehmungsgeist dichte Kanalsysteme zwischen
beiden Stromgebieten entstanden und das angefangene Werk zur Vollendung
führten. Bei Weitem ungünstiger und von der Natur vernachlässigt
erscheint die Lage der Emsmoore. Die Bäche des Arenberger
Moors, in der Landessprache den gemeinschaftlichen Namen Radden
führend, sind weder zahlreich, noch mit Ausnahme einiger Zuflüsse der
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