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60 ÜBER DIE BILDUNG DES TORFS
zusein. Er behauptet», dass die Torf erzeugenden Pflanzen in der
Mitte des Moors höher emporwachsen, als am Rande, weil dort die
Feuchtigkeit grösser sei. Ein anderes MaP führt er an, gleich wie die
Seitenwände eines Abwässerungskanals zusammentrocknen und daher
im Verhältniss zu entfernteren Punkten niedriger werden, so fliesse auch
am Rande des Moors die Feuchtigkeit leichter ab und das Emporwachsen
des Torfs sei gehindert. Allein wie kann in einem zu feuchter
Jahreszeit fast flüssigen Körper das Wasser naeh innen sich aufstauen?
wenn dessen Quelle, die Masse der atmosphärischen Niederschläge,
sich gleichförmig über die ganze Oberfläche des Moors vertheilt und
die Verschiebbarkeit seiner Bestandtheile erhöht, müssen nicht allmählich
alle durch ungleiches Wachsthum des Torfs erzeugten Unebenheiten
sich ausglätten und zuletzt verschwinden? Man denkt sich das
Wasser durch Capillarität an der Torfsubstanz zurückgehalten, man
vergleicht das Hochmoor mit einem Schwämme, der die Feuchtigkeit
aufsaugt: aber der mit Wasser gesättigte Schwamm wird nicht flüssig,
wie der Torf, dessen Masse der Regen in Schlamm verwandelt und
dessen Moleküle zuletzt frei im Wasser schweben. Auf mehrtägigen
Regen sinkt jeder feste Körper nach Maassgabe seines specifischen
Gewichts in diesen Schlamm ein, nicht weil die Fläche elastisch, sondern
weil sie flüssig ist: und die Schlammhügel selbst sollten sich nicht
ebenen? Eine andere Kraft muss der nivellirenden Thätigkeit des
Wassers das Gleichgewicht halten und sie überwinden, wenn das Moor
in convexer Gestalt beharren soll. Nach der gewöhnlichen, oben angedeuteten
Vorstellung wird diese Bedingung durch die Pflanzen erfüllt,
welche das Moor zu jeder Zeit bedecken. Ihre Organe, stetig in Torf
verwandelt, erhöhen das Substrat, auf dem sie vegetiren. Wachsen sie
rascher in der Mitte, als an den Rändern des Moors, so vermögen sie
ihren Boden zu wölben: wobei freilich vorausgesetzt werden müsste,
dass die Torfgewölbe rascher sich bildeten, als der Regen sie wieder
nivellirt. Eine so sonderbare Hypothese steht jedoch mit den klarsten
Thatsachen im Widerspruch. Sie wird am einfachsten durch die Beobachtung
widerlegt, dass die Pflanzen nur unter Wasser oder im nassen
Zustande des Moors in Torf verwandelt werden. Aus dem Niveau des
Wassers oder Schlamms kann daher nirgends der Torf hervorwachsen.
Es muss eine andere der Schwere entgegenwirkende Kraft geben,
welche die merkwürdigen Niveauunterschiede des Hochmoors hervorruft
und in ihrem Bestände erhält.
1 De Ltic a. a. O, V, 5, p. 167.
Ebenda, p. 204.
IN DEN EMSMOOREN. 61
Der Thon ist eine Substanz, welche sich ähnlich wie der Torf in
Flüssigkeiten vertheilt, aber demohngeachtet in dickern Schichten für
das Wasser vollkommen undurchdringlich ist. Wenn sich der Torf
ebenso verhielte, wie der Thon, so würden die Erscheinungen des
Hochmoors leicht zu erklären sein. Ist die Verbreitung des Wassers
durch die Tiefe des Moors in vertikaler und horizontaler Richtung gehindert,
so können gewisse Theile desselben als abgeschlossene Wasserbehälter
angesehen werden, in welchen die Torferzeugung den übrigen
voranschreitet oder hinter ihnen zurückbleibt. Jene beiden Eigenschaften
des Thons, dessen Plasticität und Impermeabilität, entspringen aus
derselben Ursache. Sie sind Wirkungen eines hohen Grades von Adhäsion
gegen Flüssigkeiten, verschieden nach den quantitativen Verhältnissen,
in denen Thon und Wasser gemengt werden. Es ist wahrscheinlich,
dass der Torf sich ähnlich verhalte, weil er in reifem, das
heisst, mikroskopisch amorphem Zustande das Wasser auf das Mächtigste
einsaugt.
ES giebt eine Erscheinung in den Emsmooren, welche deuthcher
als irgend eine andere die UndurchdringHchkeit dicker Torfschichten
für das Wasser darlegt. Die sogenannten Meere sind Seen auf dem
Bourtanger und Papenburger Moor von trichterförmiger, in die unterliegende
Geest hinabreichender Grundfläche, die keine Vegetation enthalten
und niemals von Torf ausgefüllt werden. Sie sind bis an den
Rand voll von Wasser und, indem sie auf der höchsten Wölbung des
Moors Hegen, übertriff-t ihr Niveau das der Ems so bedeutend, dass das
ganze Papenburger Kanalsystem mit seiner Schleusenreihe von einem
solchen Meere gespeist wird. Ihre Ufer sind vermöge des seithch emdringenden
Wassers so durchweicht, dass man sich nur bis auf einen
gewissen Abstand nähern kann, ohne in den Schlamm einzusinken.
Allein weiter dringt ihr Wasser auch seitwärts nicht ein und es findet
daher durchaus kein Abfluss durch die Torfschichten nach aussen statt.
Ebenso verUert aber auch der Uferschlamm niemals so vollständig seine
Cohäsion, dass die Meere dadurch von den Seiten zusammengedrängt
und verkleinert würden, gleichsam als wären Torfschlamm und klares
Wasser zwei unmischbare Flüssigkeiten. Auch wächst der Torf nicht
in die Meere hinein, weil sie keine Wasserpflanzen in sich aufkommen
lassen. Als eine in verschiedenen Rücksichten lehrreiche Erscheinung
stellen diese Seen sich uns dar, allein für den gegenwärtigen Zweck
genügt die eine Thatsache, dass sie ihr Niveau nicht mit andern Wassermassen
ausgleichen, von denen sie seitwärts nur durch Torfschichten
getrennt sind. So legen sie uns die Impermeabilität derselben klar vor
Augen.
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