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522 BERICHTE ÜBER DIE FORTSCHRITTE
nur wo die Erdkrume thonig ist und dadurch die Feuchtigkeit zurückgehalten
wird, sieht man die hohen, der Thyrsa entsprechenden Rasen
einer Stipacee iLasiagrostis splendens). Die Vegetation der Grassteppe
beschränkt sich übrigens auf wenige Arten von Synanthereen (Artemisia)
und Gramineen, und die Form der Zwiebelgewächse wird durch
ein Allium vertreten. Den salzhaltigen Boden bezeichnet die als Kameelfutter
wichtige Salicorniee Budarhana (Kalidium gracile FzL).
Der Weg von Aläschan nach Urga führt durch den wildesten Theil
der Gobi, ist aber doch durch eine Reihe von Brunnen zugänglich,
deren Wasserspiegel in geringer Tiefe liegt, im Winter durch Schnee^
aber auch im Sommer zuweilen durch einzelne Regengüsse gespeist
wird. Hier fehlt die mittlere Einsenkung der östlichen Gobi, indessen
schwanken die gemessenen Niveaus der Hochfläche zwischen 5500 und
4000' (2, S. 278). Diese Messungen beziehen sich auf den grösseren,
nördlichen Theil der Wegstrecke zwischen Urga (47^ n. Br.) und den
Hurku-Hügeln (42^^), die auf eine den Thianschan mit dem Inschan
verbindende Hebungslinie schliessen lassen. Im Süden derselben senkt
sich der Boden in der Galpin-Gobi zu 3200' (S. 272) und schwillt in
der Sandwüste von Aläschan wieder zu dem früheren Niveau an (Dinyuaning
unter 39« n. Br. 4820': S. 307). Im Juli und August war die
Hitze drückend, das Thermometer stieg bis 29« R. und auch die Nächte
blieben warm, in der trockenen Luft wurde kein Thau gebildet (S. 282);
die westlichen Winde waren vorherrschend und, indem sie stets heftig
wehten, erfüllten sie die Luft mit Staub und salzigem Detritus. Zu
Ende August sank die. Luftwärme vor Sonnenaufgang zwei Mal zu
4" R- und im September auch am Tage auf 2 R . , während die Nächte
sich nun unter Schneegestöber bereits bis zum Gefrierpunkt abkühlten.
Die Kiessteppen sind auch in diesem centralen Theile der Gobi am
weitesten verbreitet, aber in der Richtung von Süden nach Norden
bessert sich die Beschaffenheit des Bodens, und mit den gesteigerten
Hülfsquellen mehren sich die Heerden der wandernden Mongolen, die
an den Orten, wo ein Regenguss den Graswuchs gefördert hat, ihr
Lager aufschlagen. Auf die Sandwüste von Aläschan folgten zuerst
die mit salzhaltigem Thon wechselnden, beinahe vegetationslosen Kiessteppen
der Galpin-Gobi, wo das Gerolle meist aus Gneiss besteht und
fast nur verkrüppeltes Gestrüpp von Chenopodeen nebst Nitraria vorkommt
(Haloxylon Ammodendron: Saxaul, Kalidium gracile: s. o.,
Agriophyllum gobicum: Sulhir, also nicht, wie es früher hiess (vor!
Ber. S. 465) eine Graminee, Nitraria Schoben : Karmyk). Merkwürdiger
ist, dass eben hier, allein am Südrande der Gobi, der Baumwuchs auch
von der Ebene nicht ganz ausgeschlossen ist: in der Landschaft Urute,
IN DER GEOGKAPHIE DER PFLANZEN.
die mit der Sandwüste von Aläschan zusammenhängt, finden sich nämlich
Wadis, wo Gruppen von 15—20' hohen Ulmen und zuweilen Gebüsche
von Pfirsich wachsen. Dennoch machte gerade die Galpin-Gobi
unter allen von Prshetvalsky bereisten Landschaften auf ihn den ödesten
Eindruck: er meinte, die Sahara könne nicht schrecklicher sein, selbst
das Hochland von Tibet erscheine dagegen fruchtbar, wo doch Weidegründe
in den Thälern zu finden sind und das Wasser nicht fehlt, wie
hier. — Die Hurkuhügel, die nordwärts diesen Abschnitt der Gobi begrenzen,
erheben sich etwa 1000' über die Ebene und bestehen hauptsächlich
aus Porphyr. Auch sie sind fast ohne Vegetation und nur gelegentlich
bemerkt man vereinzelte Bäume oder Gesträuch : zwerghaften
Pfirsich, eine Akacie, noch seltener jene Ulme, von Sträuchern ausser
Nitraria eine Zygophyllee (Sarcozygium xanthoxylon Bg.) und als
Grasrasen die oben erwähnte Lasiagrostis (Dirisun); der Saxaul kam
jenseit dieser Hügel nicht weiter vor. — Wiewohl nun von hier aus der
Thongehalt in der Erdkrume zunimmt, ist der Übergang zur nördlichen
Grassteppe doch nicht sogleich wahrzunehmen. Die wellenförmig gestaltete
Hochebene trägt Anfangs auf dem salzfreien Boden dieselben
Gewächse, wie an der Kaiganstrasse (Artemisia, Allium, Lasiagrostis),
auch die Halophyten sind die nämlichen. Nach und nach aber schwand
das Kiesgerölle und ein lehmiger Sandboden erzeugte, je mehr man
sich Urga näherte, reiche Grassteppen, wo jene Pflanzenformen verschwunden
waren und verschiedene Gramineen von Leguminosen,
Synanthereen und Nelken begleitet wurden, obgleich die Bewässerung
nicht bedeutender ist als in anderen Theilen der Gobi. Mit diesem
Wechsel mehrten sich auch die Antilopen und kleineren Säugethiere,
mit ihnen die Heerden der dichter gedrängten Mongolenlager.
Aläschan bildet (gleich dem Gebiet der Ordos) eine wagerechte
Ebene, die grösstentheils mit beweglichem, wasserlosen Sande bedeckt
ist. Zu den characteristischen Gewächsen dieser Wüste gehören :
der Saxaul, der bei den Mongolen Zack (vor. Ber. S. 465) genannt wird,
gewöhnlich 10—12' hoch dem nackten Sande entsprossend, aber doch,
wo er wächst, die Nähe des Grundwassers anzeigend, zuweilen als ein
Baum mit fussdickem Stamme und bis zu 18' hoch auftretend, dessen
grüne, saftige Zweige dem Kameel zum Futter dienen und dessen Holz
hier das Brennmaterial liefert; sodann der noch nutzbarere Sulhir (s. o.),
eine zwei, höchstens drei Fuss hohe Chenopodee, die ebenfalls der
Sandboden in Menge erzeugt, und deren Samen, eingesammelt und zu
einem schmackhaften Mehl bereitet, ein Hauptnahrungsmittel der Bewohner
von Aläschan sind. Die übrigen Bestandtheile der dürftigen
Vegetation sind dieser Wüste und den Sanddünen der Ordos meist get
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