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58 ÜBER DIE BILDUNG DES TORFS
schlagen Torfmoore über die Ufer ihres Beckens ernporschwellen und
gleich Lavaströmen ihre Masse in tiefer gelegene Gründe verwüstend
Auch die wegen ihrer Langsamkeit d ergiessen em Aug e unmerkliehen
Bewegungen der Gletscher hat de Uic^ in der Bildungsgeschichte
der über sanft geneigten Boden allmählich durch die Landschaft Kehdingen
vorgeschobenen nördlichen Hauptverzweigung des Bremischen
Düvelsmoors an Torfmassen nachgewiesen. Solche historische Begebenheiten
machen es um so wahrscheinlicher, dass die Gestalt der
Torfmoore den Gesetzen tropfbarer, zäher Flüssigkeiten sich füge.
Die allgemein unter den Anwohnern der Hochmoore verbreitete
Meinung, welche in dem gewählten Namen sich ausdrückt, steht hiemit
im Widerspruch. Das Moor erscheint ihnen wie ein Hügel, dessen sanfte,
gegen die Ufer gleichmässig abgedachte Wölbung überall deutlich zu
erkennen sei. Der Anblick des Moors ist indessen dem eines grossen
Wasserspiegels gleich und man kann zweifeln, ob nicht jener Ansicht
dieselbe Gesichtstäuschung zu Grunde hege, welche zu der Vorstellung
vom hohen Meere geführt hat. Es fragt sich, ob die Wölbung des
Hochmoors einen höher gespannten Bogen beschreibt, als die Krümmung
der Erde dem Wasser ertheilt. De Luds Messungen ^ im Kehdinger
Moor, welche man^ in Ermangelung publicirter Nivellements für
die Hügelgestalt der Hochmoore anzuführen pflegt, haben diese Frage
nicht völlig erledigt. Jenes Moor erstreckt sich zwischen den Marschen
der Oste und Elbe, über zwei Meilen weit auf der Wasserscheide gelagert.
Es überdeckt die Thonschichten der Geest vollständig, ohne
auf die Marschen an den Seiten herabzugleiten. Nun fand sich mitten
im Moor die Geest nur 12' über dem Wasserspiegel der Flüsse erhoben,
der Torf dagegen in einem Bogen von 37' Höhe darüber ausgespannt.
Allein der Messungen sind zu wenige und sie lassen dem Zweifel Raum,
ob die Geest unter dem Moore nicht muldenförmig gesenkt sei, ob
nicht eben durch diesen Bau das Ueberwallen über die tiefere Marsch
verhütet werde. Jene 37' vertheilen sich, auch wenn beide Marschen
als wagerecht angenommen werden, auf die ganze Breite des Moors,
das heisst auf den Raum einer halben Meile. Eine so schwache Wölbung
ist durch das Augenmaass schwerlich ohne andere Hülfsmittel von einer
1 IhintervcL v. Leonhardt's Jahrbuch 1837, S. 59 — 1839, S. 482.
2 De Luc a. a. O. V, 5, p. 140.
3 Ebenda, p. 166.
4 Datt, neues Handbuch über den Torf, Leipzig 1823, S. 57. — Auch die Angaben
von Dan und Eiselen über die Neigung einiger Moorrücken können nicht als wirkliche
Nivellements angesehen werden,
IN DEN EMSMOOREN. 59
wap-erechten Ebene zu unterscheiden. Bereits vor einer Reihe von
Tahren habe ich das Kehdinger Moor aus eigener Anschauung kennen
Jelernt. Allein auf den Eindruck, dass es sich gleich andern Hochmooren
sichtlich über die anliegenden Marschebenen zu erheben scheint,
möchte ich kein grosses Gewicht legen. — Genauere Nivellements, wodurch
diese Frage erledigt wird, stehen auch mir nicht zu Gebot und
doch bin ich überzeugt, dass de Luc Recht hatte, als er jenes Moor
einen massiven Torfhügel zwischen zwei Marschen nannte. Das Gefälle
der Moorbäche nach verschiedenen, unveränderlichen Richtungen
gewährt eine deutliche Vorstellung von der Abdachung des Bodens
gegen den Rand des Torflagers. In den Emsmooren sah ich entfernte
Gegenstände in der That weit früher unter den Horizont treten, als die
Krümmung der Erde zulässt. Im Eingange ward diese Erscheinung auf
dem Bourtanger Moore bereits erwähnt. Als entscheidend kann die
schon von einem älteren Berichterstatter^ beglaubigte und den Einheimischen
bekannte Thatsache betrachtet werden, dass man von den
bei Burlage und Bockhorst das Arenberger Moor durchbrechenden
Geestinseln (Börgerberg und Bärenberg) vermöge der Wölbung der
zwischenliegenden Torffläche weder Turm noch Windmühle von
Aschendorf an der Ems wahrzunehmen vermag, sondern nach Westen
einen freien Horizont überblickt. Die Entfernung beträgt genau 2 g.
Meilen und in diesem Abstände würde auf wagerechter Fläche schon
ein Gegenstand von 30' Höhe einem aufrechtstehenden Manne (zu 5'
Höhe gerechnet) sichtbar werden. Als ich in der Nähe des grossen
Papenburger Meers mich zwischen diesen beiden Endpunkten der durch
den Rücken des Moors unterbrochenen Gesichtslinie befand, erblickte
ich vom Aschendorfer Turm nur die Spitze, und die Windmühle, die
auf dem Torfgrunde selbst steht, entsank meinen Blicken ganz. Ebenso
verhält es sich mit den Bäumen von Hesepertwist, die, auf 50' Höhe
geschätzt, mir schon nach einem Wege von 1V4 g- Meilen verschwunden
waren. Durch diese und ähnUche Thatsachen scheint mir das
Grundphänomen der Hochmoore festgestellt. Die bisherigen Versuche
aber, es mit den Bewegungsgesetzen eines halbflüssigen Körpers in
Einklang zu bringen, sind schwerlich als gelungen zu betrachten und
bedürfen einer weitern Erläuterung.
De Luc ist der Einzige, der auch hierüber richtige Andeutungen
giebt, allein er führt sie nicht aus, er schreibt zu kurz, um verständlich
1 Eines Ungenannten Reisebemerkungen über das Niederstift Münster in Weddigens
westphäUschem Magazin. Wesel 1798, Bd. i, S. 386.
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