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2 I 8 ÜBER DIE VEGETATION
to-en fehlt, und die selbständige Formation annueller Gräser (Bromusl^
ormation: S. 292) charakteristischer für Thracien als Russland ist
so erscheint doch die Vegetation in ihren Hauptzügen, dem Vorherr'
sehen der Gramineen, der Mannigfaltigkeit eingemischter Kräuter der
ungeschlossenen Rasendecke, dem Fehlen der Holzgewächse durchaus
ubereinstimmend gebildet. Weniger Vergleichungspunkte bieten die
Halophyten, die^gewöhnlich nur auf eng begrenzten Räumen erscheinen
(b. 67), und nur auf die trockene Grassteppe bezieht sich das Problem
zu dessen Besprechung If.r^^.r's Darstellung uns zunächst auffordert '
Wn- finden hier nämlich den Einfluss des Klimas auf die Steppenvegetation
so aufgefasst, dass auch in dieser Beziehung die Übereinstimmung
mit Südrussland vollkommen erscheint, ein Ergebniss welches,
nicht unterstützt durch hinreichend umfassende, meteorologische
Thatsachen, manche Bedenken hervorzurufen geeignet ist. Durch späte
Nachtfröste einerseits, sagt der Verf. (S. 78), durch einen heissen und
dürren Hochsommer andererseits werde die Vegetation auf so eno-e
Grenzen zusammengedrängt, dass nur Steppengewächse, deren jährhcher
Kreislauf rasch abgeschlossen wird, hier gedeihen können • der
Herbst sodann, durch heiteren Himmel und lange Dauer ausgezeichnet
p s t a t t e wegen Dürre des Bodens und frühzeitig eintretenden Frostes
keine Erneuerung des Lebens; Bäume, die ihr Holz monatelang ausbilden
müssen, fehlen daher im Centraigebiete des ungarischen Tieflandes,
und nur dort, wo offne Wasserflächen oder ausgedehnte-Sümpfe
sich ausbreiten, verliere sich der Steppencharakter und das Waldland
mit seinen Eichengehölzen dringe in die offne Landschaft ein. Diese
Schilderung passt beinahe in jeder Beziehung auf das Klima Südrusslands,
wo das Jahr durch die Frühlingsblüthe, den regenlosen Sommer
und den rauhen Winter mit seiner Schneedecke so scharf in drei Abschnitte
gegliedert wird, von denen nur der erste, auf weniger als drei
Monate eingeschränkt, Saftumtrieb und vegetative Entwicklung in der
Grassteppe zulässt. Nur den Flusslinien folgen hier die Bäume weil in
der trockenen Jahreszeit das fliessende Wasser ihre Wurzeln tränkt
Auch für die russischen Steppen hat man den grossen Kulturfortschritt
von der Viehzucht zum Ackerbau, vom Nomadenleben zu sesshafter
Bevölkerung hoffen zu dürfen geglaubt, und noch jetzt ist diese Mei-'
nung verbreitet, noch vor kurzem habe ich sie von einem hervorragenden
Kenner des Landes vertheidigen hören, als ob es nur an Menschenkraften
fehle, als ob durch Walderziehung sich Wolken sammeln und
dem Sommer Niederschläge entziehen Hessen. Seit den Zeiten Kathannens
haben die Versuche sich mehrfach wiederholt, den Strom
deutscher Auswanderung nach Südrussland zu lenken, aber die Kolo^
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DER UNGARISCHEN PUSSTEN. 219
„ien gedeihen nur in der Nachbarschaft der grossen Ströme, denen die
Wälder aus einem anderen Klima das Wasser spenden, und die Steppe
ist baumlos geblieben, wie damals. Ist das Klima der ungarischen
Pussten wirklich mit dem des südlichen Russlands so übereinstimmend,
wie es nach des Verf. Darstellung erscheint, so würden auch hier die
ähnlichen Erwartungen von der Zukunft des Landes unerfüllt bleiben.
Allein mitten in den ungarischen Pussten und fern von den Stromhnien
der Theiss und Donau , z. B. zwischen Temeswar und Szegedin, tritit
man auf Dorfschaften mit ausgedehnten Maisfeldern, wo die thatige,
deutsche Bevölkerung auch den Obstbau mit Erfolg betreibt und also
Pflanzungen von Bäumen trotz des Klimas gediehen sind. Der Verl.
fl;hrt selbst an (S. 84) , dass in dem Randgebiete der Tiefebene die
Feuchtigkeit der Atmosphäre so gross ist, dass „selbst die Anlage von
Nadelholzwäldern in der Gegend von Düna Földvar nicht erfolglos
blieb " Waldbetrieb und Ackerbau stehen insofern unter gleichen
klimatischen Bedingungen, als in beiden Fällen eine mehr als dreimonatliche
Vegetationszeit erforderHch ist. Nicht die Wärme ist hier
das entscheidende Moment, sondern wie die atmosphärischen Niederschläge
sich über die wärmeren Jahreszeiten vertheilen, und ob
sie in Ungarn, wie in Süd-Russland, von dem Sommer ganz ausgeschlossen
sind. , 1
Vollständigen Abschluss können meteorologische Beobachtungen,
wie sie in der Literatur vorliegen, bei pflanzengeographischen Frapn
nur selten gewähren. Im vorliegenden Falle wäre es von Wichtigkeit
zu wissen, ob die in den ungarischen Pussten während des Sommers
wirklich stattfindenden Niederschläge, spärlich wie sie sind, von vereinzelten
Gewitterschauern herrühren, oder sich häufig genug wiederholen
um den Saftumtrieb der Cerealien im Gange zu erhalten: es
wäre ferner die Trockenheit der Luft, es wäre die Thaubildung in Betracht
zu ziehen, und für die letztere fehlt es ganz an einer geeigneten
Methode, sie zu messen und zu bestimmen, wie viel davon den Pflanzen
zu Gute kommt. Ebenso übt das Grundwasser, durch die in den
Steppen vorkommenden Brunnen auch in weiter Entfernung von den
Flüssen angedeutet, unstreitig einen Einfluss auf die Wurzeln, der sich
nicht näher-beurtheilen lässt. Allein selbst die genauer bekannten Einwirkungen
der Atmosphäre gewähren Ungarn einen bedeutenden Vorzug
vor Südrussland. Der aus Nordosten über die Steppen wehende
Polarstrom, der dort während des Sommers ununterbrochen anhalt und
die Ursache der Regenlosigkeit in diesei«Jahrszeit ist, dringt nicht mit
gleicher Regelmässigkeit über die Karpaten in das Innere von Ungarn
ein. Den von Burkhardt mitgetheilten Berichten der österreichischen
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